BKA-Statistik: Häusliche Gewalt in Deutschland nimmt zu
2. August 2025
In Deutschland sind im vergangenen Jahr fast 266.000 Opfer häuslicher Gewalt registriert worden - so viele wie nie zuvor. Statistisch betrachtet werde somit etwa alle zwei Minuten ein Mensch von seinem Partner, Ex-Partner oder einem nahen Verwandten misshandelt, berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag" auf Grundlage von Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA).
Von häuslicher Gewalt ist immer dann die Rede, wenn es sich um Personen handelt, die in einer partnerschaftlichen Beziehung zueinander stehen oder standen - oder wenn sich die Gewalt innerhalb der Familie abspielt.
"Im Lichte gesellschaftlicher Krisen"
Im Vergleich zu 2023 liegt der Anstieg bei knapp vier Prozent, im Fünf-Jahres-Vergleich sogar bei 14 Prozent. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, weil wohl längst nicht alle Fälle den Behörden gemeldet werden.
Das Bundesfamilienministerium teilte auf Anfrage mit, der Anstieg könne auf eine Zunahme der Gewaltbereitschaft "im Lichte gesellschaftlicher Krisen und persönlicher Herausforderungen" zurückzuführen sein. Möglich sei aber auch eine gewachsene Anzeigebereitschaft.
Mit dem im Februar verabschiedeten Gewalthilfegesetz sei bei der Bekämpfung häuslicher Gewalt parteiübergreifend ein "Meilenstein" erreicht worden, fügte das Ministerium in Berlin hinzu. Von Gewalt betroffene Frauen erhalten damit ab 2032 einen Rechtsanspruch auf Beratung und Schutz, etwa einen verbindlichen Platz in einem Frauenhaus.
Bald Fußfesseln für Gewalttäter
Um insbesondere Frauen schützen zu können, will Bundesjustizministerin Stefanie Hubig nach der parlamentarischen Sommerpause einen Gesetzentwurf zur Einführung elektronischer Fußfesseln für Gewalttäter vorlegen. "Wir wollen das sogenannte 'spanische Modell' bundesweit nach Deutschland übertragen", kündigte die Sozialdemokratin an.
Familiengerichte könnten dann die Anordnung treffen, dass Täter, die beispielsweise ihre Ex-Partnerin schlagen oder bedrohen, eine elektronische Fußfessel mit GPS-Einheit tragen müssen. "Den Opfern wird es offengelassen, ob sie selbst ein Empfangsgerät bei sich führen wollen oder nicht. Das würde sie dann warnen, wenn der Täter sich ihnen nähert", erläuterte Hubig ihre Pläne in der "Süddeutschen Zeitung". Außerdem soll die Teilnahme von Tätern an einem Anti-Gewalt-Training verpflichtend angeordnet werden können.
wa/se (dpa, kna, afp)
Hinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels hieß es, es seien fast 257.000 Opfer häuslicher Gewalt registriert worden. Tatsächlich waren es fast 266.000. Der "Welt am Sonntag" war ein entsprechender Fehler unterlaufen. Der Text wurde korrigiert.