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Deutschland hofft auf schnelleres Impfen

22. März 2021

Fast eine Woche lang war das Impfen mit Astra-Zeneca ausgesetzt. Ein Besuch in einem Berliner Impf-Zentrum zeigt: Der Wirkstoff wird trotzdem gut angenommen.

Deutschland Coronavirus l Impfstart bei der Polizei in Rheinland-Pfalz
Bild: Andreas Arnold/dpa/picture alliance

Gar nicht so einfach, das Corona-Impfzentrum auf dem alten, still gelegten Flughafen in Berlin-Tempelhof zu finden. Vom bewachten Tor aus geht es mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Shuttle-Bus einen Kilometer über das frühere Flugfeld, dann steht direkt am Parkplatz vor dem imposanten historischen Abfertigungsgebäude Dr. Sarah Maaß, Geschäftsführerin des "Arbeiter-Samariter-Bundes" (ASB) in Berlin.

Der ASB betreibt zusammen mit anderen Organisationen zwei der sechs Berliner Corona-Impfzentren, eines davon hier auf dem alten Flughafen. Ins Zentrum selbst dürfen Journalisten derzeit nicht: Der Andrang von Pressemenschen war seit dem Beginn der Impf-Aktion in Deutschland zu Jahresbeginn einfach zu groß. Deshalb berichtet Sarah Maaß jetzt der DW vor dem Eingang, wie die Menschen auf die eher verstörenden Meldungen rund um den Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers Astra-Zeneca reagiert haben. 

Autos auf dem alten Flugfeld: Vor dem Impfzentrum im still gelegten Flughafen Berlin-Tempelhof.Bild: Jens Thurau/DW

Andrang - auch bei AstraZeneca

Seit Freitag vergangener Woche ist der Impfstoff nach einigen Tagen Pause wieder verfügbar, auch am Wochenende konnten sich Bürger hier impfen lassen: "Die Menschen nehmen das sehr gut an. Am Wochenende gab es die Möglichkeit für die Bürger, die von der Astra-Zeneca-Pause betroffen waren, ihren Termin nachzuholen. Der Andrang war sehr, sehr groß", sagt Sarah Maaß.

Für einige Tage war das Impfen mit AstraZeneca durch die Regierung gestoppt worden, nachdem es Meldungen über vereinzelte Fälle von Hirnthrombosen bei Geimpften gegeben hatte, auch mit Todesfolge. Das Impfzentrum in Tempelhof musste schließen, denn hier wird ausschließlich AstraZeneca verimpft. Nach Tagen angepannten Wartens und der Unsicherheit sei man aber nochmal glimpflich davon gekommen, findet Sarah Maaß: "Ich hatte befürchtet, dass es sich eher um Wochen handeln würde, in denen wir diesen Impfstoff nicht hätten ausgeben können." Aber bereits am Freitag, nach wenigen Tagen also, empfahl die europäische Arzneimittelbehörde EMA, weiter mit Astra-Zeneca zu impfen.

Regierung verspricht höheres Tempo

Die Bundesregierung hat versprochen, dass es nach dem eher lahmen Start der Impf-Kampagne nun richtig losgehen soll. Nach Ostern sollen die Arztpraxen in Deutschland beim Corona-Impfen mithelfen, zunächst mit einer Million Dosen pro Woche. Bei rund 50.000 Arztpraxen wären das dann allerdings gerade mal 20 Dosen pro Praxis. An die 440 Impf-Zentren im ganzen Land, wie hier in Tempelhof, sollen weiterhin pro Woche insgesamt rund 2,2 Millionen Dosen geliefert werden. Richtig so, findet Sarah Maaß: "Wir als Betreiber gehen davon aus, dass die Impfzentren weiter laufen werden, weil sie ja eine Infrastruktur bieten, die zusätzlich zu den Hausärzten Impfungen anbieten können." Und nicht jeder Impfstoff ist für die Praxen geeignet: Das Serum etwa des deutsch-amerikanischen Herstellers BioNTech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gekühlt werden; das kann nicht jede Praxis leisten.

Bald sollen auch Hausärzte in Deutschland impfen dürfen, wie hier bei einem Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern. Bild: Bernd Wüstneck/dpa/picture alliance

Das Ende der bleiernen Zeit?

Insgesamt glaubt die ASB-Geschäftsführerin, dass die bleierne Zeit mit dem Warten auf versprochene Impfstoffe und mit mehrmals verschobenen Impf-Terminen nun langsam zu Ende geht: "Was wir, denke ich, in Deutschland wieder brauchen, ist mehr Zuversicht und Hoffnung. Das Augenmerk muss mehr auf das Positive gerichtet werden. Wir Deutschen können das ja sehr gut, die Dinge eher kritisch zu betrachten."

Stimmt. Immer verzweifelter hatten die Menschen in Deutschland zuletzt die Nachrichten aus dem Ausland zur Kenntnis genommen. Aus Großbritannien etwa, wo schon die Hälfte der Bevölkerung die erste Impfung erhalten hat. Wo schon lange auch in den Hausarztpraxen, sogar in Apotheken, geimpft wird. In Deutschland haben erst rund neun Prozent der Bevölkerung, etwa 7,5 Millionen Menschen, die erste von zwei notwendigen Impfungen erhalten. Gleichzeitig steigt die Zahl der neuen Infektionen stark an, Experten machen die so genannte britische Mutation des Virus dafür verantwortlich. Mit anderen Worten: Die Lage bleibt angespannt.

Sarah Maaß vom Arbeiter-Samariter-Bund in Berlin: "Nach der Pause wird Astra-Zeneca gut angenommen"Bild: Jens Thurau/DW

Skepsis gegenüber AstraZeneca 

Dann kamen auch noch die Meldungen über Todesfälle nach AstraZeneca-Impfungen hinzu. Kein Wunder, dass überall in Europa die Skepsis der Menschen dem Impfstoff gegenüber groß ist: So ergab eine Umfrage des britischen Instituts "Yougov", dass das Vertrauen in Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien deutlich gesunken ist. In Deutschland stufen jetzt nur noch 32 Prozent der Befragten den Impfstoff als sicher ein. Vor einem Monat waren es noch 55 Prozent.

Trotz allem: Vertrauen in die "Hoffnungsmaschine"

Sarah Maaß kann das verstehen, findet aber, das sei kein Grund, die Zuversicht zu verlieren. Im Impfzentrum im alten Flughafen, erzählt sie, werden mittlerweile schon Angehörige der zweiten Impfgruppe, Lehrer etwa, geimpft. Und überhaupt: Zusammen mit anderen Hilfsorganisationen hat der Arbeiter-Samariter-Bund unter "Hoffnungsmaschine.de" einen Song der der Kölner Band "Erdmöbel" ins Netz gestellt. "Lass die Hoffnungsmaschine laufen", heißt es darin. Und damit ist nichts anderes als das Impfen gemeint. Trotz aller Verzögerungen und Rückschläge.

 

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