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Deutschland ist Basketball-Weltmeister!

10. September 2023

Die DBB-Auswahl schafft den größten Erfolg in der Geschichte und sichert sich den Titel bei der Basketball-WM. Deutschlands Basketballer krönen damit in Manila ein makelloses Turnier.

Basketballer Dennis Schröder, Daniel Theis und andere Spieler feiern den WM-Erfolg in Manila
Großer Jubel bei den deutschen Basketballern nach dem WM-Triumph in ManilaBild: Michael Conroy/AP/dpa/picture alliance

Weltmeister! Die deutschen Basketballer haben ein perfektes Turnier in Manila mit dem historischen ersten WM-Titel vollendet und eine ganze Generation gekrönt. Nach dem Schlusspfiff in Manila lagen sich die Spieler der deutschen Basketball-Nationalmannschaft in den Armen. Sie jubelten, weinten und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Trainer Gordon Herbert lehnte derweil an einer Bande und rieb sich die Tränen aus den Augen. "Weltmeister", sagte Schröder noch etwas ungläubig, das abgeschnittene Korbnetz trug der Regisseur im Interview mit MagentaSport um den Hals und sprach über das Erfolgsgeheimnis. "Wir sind ein Team, bleiben immer zusammen", so Schröder, dann gab er den Party-Befehl: "Es wird definitiv gefeiert, zu 1000 Prozent."

Der herausragende Kapitän und MVP des Turniers und sein Team setzten sich am Sonntag in einem mitreißenden Endspiel mit 83:77 (47:47) gegen Serbien durch und vollbrachten damit eine der größten Überraschungen der deutschen Sportgeschichte. Angeführt von Schröder (28 Punkte) und dem stets angriffslustigen Jungstar Franz Wagner (19) gewann der EM-Dritte das hitzige Duell mit Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic. Neben zahlreichen Gratulanten, freute sich auch der ehemalige Ausnahmespieler Dirk Nowitzki: "Weltmeister!!! Unfassbar! Was für ein Team!!!!!", schrieb er bei X (ehemals Twitter).

Basketballer schreiben Geschichte

Durch den Erfolg bei der Weltmeisterschaft  2023 schaffte die Mannschaft historisches und übertrumpfte damit den Erfolg von 2002 als die DBB-Auswahl den Einzug ins WM-Halbfinale schaffte. Ähnlich wie heute hatte sich auch damals die deutsche Mannschaft mit einem starken Teamgeist und einer besonderen Geschlossenheit hervorgetan. 

Angeführt wurde die DBB-Auswahl vor 21 Jahren von Ausnahmespieler Dirk Nowitzki, der die Mannschaft zur erst zweiten Medaille in der Geschichte überhaupt führte. 1993 hatte die DBB-Auswahl den EM-Titel holen können.

Stephen Arigbabu (l.), Patrick Femerling und Dirk Nowitzki (r.) bejubeln WM-Bronze 2002Bild: Camera 4/imago

"Dirk war der beste Spieler der Welt", erinnert sich der damalige Kapitän Patrick Femerling, der bei dem WM-Turnier in den USA an der Seite von Nowitzki auf dem Parket stand. "Doch der einzige Schlüssel zum Erfolg war das nicht. Die Mannschaft hat ihre Rolle akzeptiert und angenommen. Jeder hat seine maximale Leistungsstärke auf das Feld gebracht." So, wie auch bei dieser WM. 

Basketball-Talente wurden vergessen

Das damalige Team blieb in der Folge weitestgehend zusammen und konnte drei Jahre später erneut für Aufsehen sorgen und die Silbermedaille bei der Europameisterschaft gewinnen. Doch dann kam der Bruch: Die DBB-Auswahl fiel in ein Leistungsloch. Die fast zwei Jahrzehnte andauernde Durststrecke endete erst im vergangenen Jahr durch die erfolgreiche Teilnahme an der EuroBasket 2022. Bei der damaligen EM sicherte sich das Team um Cheftrainer Gordon Herbert die Bronze-Medaille.

"In der Vergangenheit wurde vermehrt auf ausländische Spieler in der Bundesliga gesetzt. Dadurch hat man zwei Generationen von Spielern einfach verloren, die keine Perspektive im Profisport gesehen haben", sagt Femerling der DW. Doch mittlerweile, so der Rekordnationalspieler, habe man verstanden, dass es wichtig ist, die eigenen Talente zu fördern. "Die Vereine haben mehr auf die Jugendspieler gesetzt und das ist sicher ein Grund, der dazu geführt hat, dass wir jetzt eine gute Nationalmannschaft haben."

Kontinuität und Vertrauen

Gute Nachwuchsarbeit und ein Nationaltrainer, der seit 2021 den Wandel beim Basketballverband weiter vorangetrieben hat, zählen zu den Hauptgründen für den aktuellen Erfolg. Mit seiner ruhigen Art hat der 64-jährige Kanadier die Nationalmannschaft zurück in die Erfolgsspur gebracht. "Er ist ein sehr ruhiger und besonnener Trainer", sagt Femerling und ergänzt: "Er passt gut zur Mannschaft." Zudem habe Herbert ein gutes Trainerteam an seiner Seite. "Der medizinische Stab, der mehr als nur Ärzte und Physios sind, sondern auch oft Seelsorger sind." Auch das sei neben der vorhandenen Expertise bei allen im Team ein wichtiger Teil.

Nationaltrainer Gordon Herbert ist seit 2021 verantwortlich für die DBB-AuswahlBild: Tilo Wiedensohler/camera4+/IMAGO

Das Rezept für den Erfolg ist denkbar einfach: Kontinuität und Vertrauen. Dies gilt für den Trainer- und Betreuerstab, aber vor allem für die Auswahl der Spieler. So hat Herbert für diese WM neun Spieler nominiert, die auch schon bei der EM im vergangenen Jahr das deutsche Trikot trugen. Zudem fordert der Trainer, der selbst früher einer der Topspieler in Europa war, Commitment - also volles Engagement - von sich und seinen Spielern. "Ohne Engagement kannst du deine Ziele nicht erreichen", erklärt Herbert. "Alle reden immer über das Erreichen von Zielen, aber zu aller erst braucht man Hingabe und Aufopferung. Und alle meine Spieler haben dieses Engagement."

Hauptziel des Trainers ist es ein Team zu formen. Dafür nimmt er sich die nötige Zeit, denn viele seiner Akteure sind in der NBA zu Hause. So besuchte er vor der WM Dennis Schröder, Moritz und Franz Wagner in Orlando oder auch Daniel Theis, der bei den Indiana Pacers unter Vertrag steht.

Eine der größten Stärken der Basketball-Nationalmannschaft ist die Geschlossenheit und der TeamgedankeBild: Tomoyuki Nishikawa/Aflosport/IMAGO

Herbert geht mit seinen Spielern Essen, lernt sie kennen, spricht mit ihnen über Sportliches, aber auch Privates. "Ich kannte Daniel vorher nicht so gut, deswegen habe ich mich auf das Dinner sehr gefreut. Wir hatten wirklich gute Gespräche", erklärt Herbert. "Gordi hat die richtige Ansprache. Er weiß, was er tut. Und er hat eine gute Verbindung mit Dennis, was sehr wichtig ist. Daher passt das alles sehr gut zusammen", sagt Femerling.

Femerling: "Dennis ist erwachsen geworden"

Dennis Schröder ist Kapitän und Führungsspieler bei der Nationalmannschaft. Eine Führungskraft ähnlich wie einst auch Dirk Nowitzki. Vor allem Schröders gutes Verhältnis zum Trainer könnte einer der Gründe sein, warum der NBA-Profi in den meisten Partien zu den Schlüsselspielern zählt. "Ich kann es nicht beschreiben, warum es genauso matched. Er weiß genau, was er braucht und was er will. Er lässt aber alle Leute, die in der Kabine sind, wissen, dass sie wichtig sind", berichtet Schröder im DBB-Interview.

NBA-Spieler und Nationalspieler Dennis Schröder ist "erwachsen geworden" und ist Schlüsselspieler bei der DBB-AuswahlBild: Tilo Wiedensohler/camera4+/IMAGO

Schröder, der in seiner Anfangszeit als "Enfant terrible" und als Rebell galt, hat sich verändert. Nach seiner Zeit in Braunschweig wechselte er 2013 in die NBA zu den Atlanta Hawks. Der Point Guard entwickelte sich immer weiter - sportlich, aber vor allem menschlich. "Dennis ist erwachsen geworden", sagt Femerling. "Ich finde seine Entwicklung sehr schön. Ich glaube, dass seine Rolle manchmal sehr groß war und die Erwartungshaltung an ihn auch. In den letzten beiden Jahren hat man aber gesehen, dass sich das alles sehr schön entwickelt hat."

Jugendarbeit steht im Fokus

Doch was ist, wenn der Zielspieler mal einen schlechten Tag erwischt, wie beim WM-Viertelfinale gegen Lettland bei dieser WM? Lediglich vier von 26 Versuchen konnte Schröder im Korb unterbringen. Zudem traf er nicht einmal von der Dreierlinie. "Es war mein schlechtestes Spiel als Basketballer überhaupt", gab Schröder später bei Instagram zu.

Für den Kapitän sprangen an diesem Tag andere in die Bresche. Franz und Moritz Wagner, Andi Obst oder auch Johannes Thiemann übernahmen Verantwortung. "Wir haben viel Qualität in der Breite und auch die Altersstruktur von jung bis erfahren ist sehr gut", erklärt der ehemalige Nationalspieler und ist sicher: "Das ist die beste Nationalmannschaft, die wir jemals hatten."

Wie nachhaltig diese aktuelle Entwicklung im deutschen Basketball sein wird, werden die kommenden Jahre zeigen. Einen Einbruch wie vor rund 20 Jahren befürchtet Femerling nicht. "Ich hoffe, dass die Jugendarbeit - männlich wie weiblich - weiter forciert und gefördert wird. Und dass man weiterhin den Nutzen daraus zieht." 

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