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Deutschland kann zum wichtigsten Handelspartner Rumäniens avancieren

31. Oktober 2002

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Köln, 31.10.2002, DW-radio / Rumänisch, Robert Schwartz

Rumänien hat sich zu einem interessanten Investitionsmarkt entwickelt. Das ist das Fazit eines deutsch-rumänischen Wirtschaftsforums, das Anfang dieser Woche (29.10.) in Berlin stattgefunden hat.

Nach Jahren der politischen und wirtschaftlichen Stagnation hat Rumänien offensichtlich den Weg nach Europa gefunden. Dass dieser Weg über Deutschland führt, hat Bukarest längst erkannt. Vor allem seit dem Besuch des rumänischen Premierministers Adrian Nastase im Sommer 2001 bei Bundeskanzler Gerhard Schröder haben die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien einen wesentlichen Auftrieb erhalten.

Auf dem deutsch-rumänischen Wirtschaftsforum in Berlin waren sich Politiker und Vertreter der Wirtschaft beider Länder schnell einig: Die wirtschaftlichen Beziehungen können und müssen von diesem Auftrieb profitieren. Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro und fast 10.000 eingetragenen Gesellschaften mit deutschem Kapital belegt Deutschland - hinter den Niederlanden - den zweiten Platz unter den ausländischen Investoren in Rumänien. Nach Italien ist Deutschland der zweitgrößte Handelspartner Rumäniens mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Das könnte sich schnell ändern: Allein während des Forums in Berlin haben große Konzerne - Siemens, ABB, Alstom, Wintershall - Absichtserklärungen für Investitionen im rumänischen Energiesektor im Wert von 400 Millionen Euro unterzeichnet. Die deutschen Unternehmen haben somit die Chance, zum wichtigsten Spieler auf dem rumänischen Energiemarkt zu werden. Auch in anderen Bereichen setzt Rumänien auf die deutsche Karte.

Rumänien stellt mit 22 Millionen Einwohnern den größten Markt in Südosteuropa dar. Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt um 5,3 Prozent, 2002 wird ein Wachstum von rund 4 Prozent erwartet. Die Inflationsrate lag 2001 bei knapp 35 Prozent, in diesem Jahr rechnet man mit 22 Prozent. Was macht aus rumänischer Sicht diesen Markt für ausländische Investoren attraktiv? Der rumänische sozial-demokratische Abgeordnete Adrian Severin, ehemaliger Vorsitzender der parlamentarischen Versammlung der OSZE, nannte die Kernpunkte:

"Es handelt sich um eine politische Stabilität, um eine Stabilisierung der makro-ökonomischen Lage, die schon längere Zeit andauert und Ergebnisse im realen Wachstum zeigt. Rumänien festigt seine Sicherheit durch den bevorstehenden NATO-Beitritt und die klare Perspektive des EU-Beitritts."

Was erwarten andererseits deutsche Investoren von Rumänien? Als wichtige Elemente für die Entwicklung des Wirtschaftsklimas wurden Rechtssicherheit, mithin auch die Beseitigung sich widersprechender Vorschriften sowie Steuer- oder Zollerleichterungen genannt. Größter Hemmschuh bleiben weiterhin Bürokratie und Korruption. Trotzdem sehen laut einer kürzlich erstellten Umfrage 70 Prozent der deutschen Investoren in Rumänien die wirtschaftlichen Perspektiven des Landes als grundlegend verbessert im Vergleich zum letzten Jahr.

Positive Signale kommen auch aus der Berliner Politik. Die sozial-demokratische Abgeordnete Susanne Kastner ist stellvertretende Bundestags-Vorsitzende und zugleich Vorsitzende der deutsch-rumänischen Parlamentariergruppe. Deshalb kennt sie die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Rumänien besonders gut:

"Ich denke, dass die rumänische Regierung in der Vergangenheit gute vertrauensbildende Maßnahmen gemacht hat und da sollte sie auch dabei bleiben, den Weg nach Europa kontinuierlich weitergehen, dass sie dann 2007 auch wirklich in die EU kommen. Bei den deutschen Investoren hoffe ich und wünsche ich mir, dass sie begreifen, dass Rumänien ein stabiles Land ist."

Das deutsch-rumänische Wirtschaftsforum war nach Einschätzung der deutschen Wirtschaftsvertreter eine gute Gelegenheit, die Investoren mit denjenigen zusammen zu bringen, die die Investitionen in Rumänien aufbereiten. Vor allem die Teilnahme des rumänischen Industrieministers Dan Ioan Popescu wurde als Zeichen gewertet, dass Rumänien es ernst meint mit der Öffnung seines Marktes für deutsche Investitionen. Popescu sprach dann auch verstärkt über die gewünschte Beteiligung deutscher Firmen am Privatisierungsprozess in seinem Land - ein Thema, das der rumänische Minister auch während seines Treffens am Rande des Forums mit dem neuen "Superminister" für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, zur Sprache brachte. Es war das erste Treffen Clements im neuen Amt mit einem ausländischen Minister - eine Geste, deren symbolischer Wert in Bukarest nicht unterschätzt wird. (fp)