Kraniche entfliehen der Kälte in Deutschland
26. Dezember 2025
Deutschland ist eigentlich nur Sommerquartier von Kranichen. Die Zugvögel starten normalerweise im Herbst Richtung Süden - um dort zu überwintern, wo laue Lüftchen wehen und die Nahrungssuche kein Problem ist.
Doch bei Weitem nicht alle Kraniche (Grus grus) haben sich auf den Weg gemacht. Viele harrten im hohen Norden aus - bis jetzt. Den verbliebenden Tieren ist es bei aktuell frostigen Temperaturen um den Gefrierpunkt in Deutschland nun doch zu eisig.
Zu Weihnachten - rund einen Monat nach Ende der Hauptreisezeit - seien noch einmal tausende Kraniche Richtung Frankreich und Spanien aufgebrochen, berichtet der Naturschutzbund (NABU). Die Vögel seien vor allem auf einem Flugkorridor über Nordrhein-Westfalen und auf der Linie Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland zu beobachten.
Winterflucht als Vorsichtsmaßnahme
"Die Temperaturen machen den Kranichen weniger aus als kleinen Vögeln, erst bei einer dicken Schneedecke hätten sie Probleme, an Nahrung zu gelangen", erläutert NABU-Sprecher Helge May. "Die sogenannte Winterflucht ist eher eine Vorsichtsmaßnahme, denn oft folgt auf einen Temperatureinbruch ja auch Schnee."
Die meisten Kraniche werden nach Erkenntnissen der Vogelexperten nicht bis nach Spanien durchfliegen, sondern zunächst in Tagesreiseentfernung milde Regionen in Frankreich aufsuchen. "Wird es erneut wärmer, kann es sein, dass sie noch im Winter wieder nach Deutschland zurückkehren."
Klimawandel kürzt Zugroute
Aufgrund des Klimawandels schlagen mehr und mehr Kraniche ihr Winterquartier in Deutschland auf. Afrika wird von den über 400.000 sogenannten Westziehern schon einige Zeit nicht mehr angeflogen. Der größte Teil überwintert in Spanien, zunehmend auch in Frankreich.
"Bei uns hielten sich vor Weihnachten noch mehrere zehntausend Kraniche auf, darunter rund 15.000 in der Diepholzer Moorniederung", erläutert May. "Wie lange die Winterflucht anhält, ist schwer vorherzusagen. Ein Blick nach oben lohnt sich zwischen den Jahren aber auf jeden Fall." Aktuelle Informationen zum Kranichzug und die Möglichkeit, eigene Beobachtungen zu melden, gibt es auf der Internetseite des NABU.
AR/gri (kna, dpa, epd, NABU)