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BKA: Deutschland kämpft vermehrt gegen ausländische Hacker

3. Juni 2025

Im BKA-Bundeslagebild Cybercrime zeigt der Trend in fast allen Bereichen nach oben - mit einer Ausnahme. Tatverdächtige werden oft in Russland vermutet.

CSU-Politiker Alexander Dobrindt verlässt nach der Vorstellung des BKA-Bundeslagebildes Cybercrime das Haus der Bundespressekonferenz
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt sieht Deutschland im Fokus von Cyber-Kriminellen aus dem AuslandBild: Kay Nietfeld/picture alliance/dpa

"Deutschland wird nach unseren Erkenntnissen von Kriminellen im Ausland immer stärker ins Visier genommen", sagt Innenminister Alexander Dobrindt beim Blick auf die Kriminalitätsentwicklung im digitalen Raum. Was das konkret bedeutet, steht im jährlich veröffentlichten Bundeslagebild Cybercrime. Herausgeber ist das Bundeskrimanalamt (BKA), dessen Präsident Holger Münch die aktuellen Zahlen gemeinsam mit Dobrindt in Berlin präsentiert.

Nur jede dritte Cyber-Straftat wird aufgeklärt

Insgesamt wurden 2024 mehr als 333.000 Delikte registriert. Der Anteil von Auslandstaten liegt mit fast 202.000 deutlich über dem Inlandsniveau von gut 131.000. Das Dunkelfeld nicht entdeckter oder angezeigter Straftaten soll nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden bei 90 Prozent liegen. Die Aufklärungsquote im Cyberraum ist mit 32 Prozent deutlich niedriger als in der allgemeinen Kriminalitätsstatistik, in die vom Wohnungseinbruch bis zum Mord alles einfließt. Hier liegt der Wert bei rund 58 Prozent.

Die Zunahme ausländischer Cyber-Attacken erklärt sich Dobrindt mit der zugespitzten geopolitischen Lage: "Das hat schlichtweg auch damit zu tun, dass Deutschland als starker Unterstützer der Ukraine auftritt." Damit meint der Innenminister Waffenlieferungen und andere Hilfsmaßnahmen seit Beginn des russischen Überfalls auf seinen Nachbarn.

BKA-Präsident Münch: Hackergruppen oft "pro-russisch"

Deswegen gerate Deutschland zunehmend in den Fokus von Hackergruppen. BKA-Präsident Münch bezeichnet sie als "pro-russisch". Denn als Täter kommen aus seiner Sicht staatliche Akteure ebenso infrage wie Sympathisanten von Präsident Wladimir Putin in anderen Ländern.   

BKA-Präsident Holger Münch setzt im Kampf gegen Cybercrime auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)Bild: Jörg Halisch/dpa/picture alliance

Einen kleinen Erfolg hat das Bundeskriminalamt auch zu vermelden: Die Zahl sogenannter Ransomware-Angriffe ist von 1018 auf 950 zurückgegangen. Bei dieser Cybercrime-Methode dringen die Täter in fremde Computer ein, verschlüsseln wichtige Software und verlangen für die Freigabe Erpressungsgeld. Allerdings lassen sich laut BKA nur neun Prozent der Geschädigten darauf ein.

Erfolgsstory: Operation Endgame

Um den international agierenden Kriminellen das Handwerk zu legen, arbeiten deutsche Sicherheitsbehörden intensiv mit anderen Ländern zusammen. Besonders stolz sind BKA-Präsident Münch und Innenminister Dobrindt auf den Erfolg in der sogenannten Operation Endgame. Dabei sollen 300 Server ausgeschaltet worden sein, 50 davon in Deutschland. Die Höhe der sichergestellten Finanzmittel in Form von Kryptowährungen liegt den Angaben zufolge bei 3,5 Millionen Euro. Zudem habe man 37 Tatverdächtige identifizieren können und 20 internationale Haftbefehle erlassen. Das Problem: Sie sollen sich alle in Russland befinden. Damit ist klar, dass niemand festgenommen werden und vor Gericht gestellt werden kann.        

Gewerkschaft der Polizei sieht viele Defizite 

Besorgt zeigt sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) angesichts der insgesamt weiter zunehmenden Cyber-Kriminalität. Die Sicherheitsbehörden seien dieser Dynamik nicht ausreichend gewachsen, meint der GdP-Vorsitzende Alexander Poitz. "Strukturelle, personelle sowie technische Defizite verhindern eine wirksame Bekämpfung.

BKA-Präsident Münch sieht das anders: "Mit unseren international koordinierten Maßnahmen haben wir auch im vergangenen Jahr wieder gezeigt, dass wir nicht nachlassen und der gesteigerten Bedrohungslage effektive polizeiliche Maßnahmen entgegensetzen." Zugleich hofft er, mehr Befugnisse im Kampf gegen Cybercrime zu erhalten.

Innenminister Dobrindt: "Wir rüsten massiv auf"

Innenminister Dobrindt will ihm diesen Wunsch erfüllen: "Wir rüsten massiv auf: rechtlich, technisch und organisatorisch." So schnell wie möglich soll die umstrittene Speicherung von Internet-Adressen durch eine Änderung des BKA-Gesetzes ermöglicht werden. Von höheren Sicherheitsstandards in staatlichen Verwaltungen und in der Wirtschaft verspricht sich der Innenminister einen besseren Schutz kritischer Infrastrukturen wie Kraftwerke, Bahnstrecken oder Krankenhäuser.

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02:24

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Cyber-Kriminalität sei eine zunehmende Bedrohung für die Sicherheit in Deutschland und sie werde immer aggressiver, betont Innenminister Dobrindt. "Aber unsere Gegenstrategien werden auch professioneller". Was auch daran liegt, dass man im Bundeskriminalamt inzwischen Künstliche Intelligenz (KI) gegen Cybercrime einsetzt. Eine Technologie, die allerdings auch von der Gegenseite intensiv genutzt wird.  

Marcel Fürstenau Autor und Reporter für Politik & Zeitgeschichte - Schwerpunkt: Deutschland