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Deutschland stationiert Panzerbrigade an der NATO-Ostflanke

Veröffentlicht 21. Mai 2025Zuletzt aktualisiert 22. Mai 2025

Die Bundeswehr hat in Litauen die neue Panzerbrigade 45 aufgestellt. Zu einem feierlichen Appell reiste Bundeskanzler Friedrich Merz nach Vilnius.

Soldaten der Panzerbrigade 45 in Litauen mit schwarzen Baretten sind zum Appell angetreten, während Bundeskanzler Friedrich Merz (2.v.r.), Verteidigungsminister Boris Pistorius und Vertreter der litauischen Regierung an ihnen vorbeilaufen
Bundeskanzler Friedrich Merz (2.v.r.) beim Aufstellungsappell der Panzerbrigade 45 in LitauenBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

"Die Sicherheit unserer baltischen Verbündeten ist auch unsere Sicherheit", betonte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach einem Treffen mit dem litauischen Staatschef Gitanas Nauseda. Zusammen mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Vertretern der litauischen Regierung nahm Merz in Vilnius an einem feierlichen Appell anlässlich der Aufstellung der neuen Bundeswehr-Brigade teil, die die NATO-Ostflanke schützen soll. An die Bevölkerung in Litauen gerichtet erklärte er: "Sie können sich auf uns, Sie können sich auf Deutschland verlassen."

Die Panzerbrigade 45 soll auf Dauer in Litauen bleiben

In den vergangenen Monaten nahm eines der ehrgeizigsten Vorhaben der Bundeswehr Gestalt an: Die Stationierung von knapp 5000 deutschen Soldatinnen und Soldaten in Litauen. Am 1. April wurde in der Hauptstadt Vilnius die neue Panzerbrigade 45 offiziell in Dienst gestellt. Sie bildet den Kern des Kampfverbands, mit dem Deutschland auf Bitten Litauens die NATO-Ostflanke absichert - eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine

Bestand das deutsche Heer bisher aus acht Brigaden, kommt nun eine neunte hinzu, die in Litauen. Sie soll auf Dauer dort bleiben - ein Novum in der Geschichte der Bundeswehr. Das neue Wappen der Panzerbrigade 45, das die deutschen Soldatinnen und Soldaten an ihren Uniformen tragen, zeigt als Zeichen der Verbundenheit auch den Gediminas-Turm, das Wahrzeichen von Vilnius.

Rechts das neue Wappen der Brigade mit dem Gediminas-Turm und dem Stauferlöwen, dem Verbandsabzeichen der 10. Panzerdivision, der die Panzerbrigade 45 unterstehtBild: Alexander Welscher/dpa/picture alliance

"Deutschland wird bereitstehen, jeden Quadratzentimeter des NATO-Gebiets zu verteidigen", betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius in seiner ersten Bundestagsrede nach dem Regierungswechsel. Die Stationierung der deutschen Brigade in Litauen sei "ein starkes Signal an unsere Partner und ein klares Zeichen an jeden möglichen Gegner".

Litauen mit seinen drei Millionen Einwohnern liegt zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Russlands Verbündetem Belarus, mit dem es eine knapp 680 Kilometer lange Grenze teilt. Das Land arbeitet derweil selbst am Aufbau einer schlagkräftigen Panzertruppe, für die es 44 moderne Kampfpanzer Leopard 2 A8 aus deutscher Produktion bestellt hat. Den gleichen Typ Panzer wird auch die Bundeswehr-Brigade in Litauen nutzen, was die Zusammenarbeit der beiden Armeen erleichtern dürfte.

Neue Kasernen und Straßen  

Seit dem Sommer 2023 treibt Pistorius den Aufbau der Brigade voran. Bisher sind der Brigadestab sowie erste Unterstützungseinheiten vor Ort. Bis Ende des Jahres sollen es insgesamt 500 deutsche Soldatinnen und Soldaten sei.

Noch wird an der Infrastruktur gebaut: Auf dem Truppenübungsplatz Rudninkai, dem Hauptstandort der Brigade, werden Kasernen errichtet, neue Straßen gebaut und eine Eisenbahnstrecke verlängert. Der Ort liegt im Südosten Litauens, etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt. In den Städten Vilnius und Kaunas entstehen Schulen und Kindergärten für die Familien der Soldatinnen und Soldaten.

Bauarbeiten in Rudninkai im Sommer 2024Bild: Janis Laizans/REUTERS

Die Stationierung der gesamten Brigade, die bis Ende 2027 abgeschlossen sein soll, ist für beide Länder nicht nur ein logistischer Kraftakt, sondern auch ein finanzieller. Litauen hat seinen Wehretat nach oben geschraubt. Auch die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) will an den Verteidigungsausgaben nicht sparen.

Bleibt die Frage nach dem Personal, an dem es der Bundeswehr generell mangelt. Die Suche nach insgesamt 4800 Soldatinnen und Soldaten sowie 200 Zivilbeschäftigten, die freiwillig für mehrere Jahre nach Litauen umziehen, könnte ein schwieriges Unterfangen werden.

Hier hat der Verteidigungsminister bereits vorgebaut: Um den Dienst an der NATO-Ostflanke - und in der Bundeswehr generell - attraktiver zu machen, hat er ein Gesetz auf den Weg gebracht, das der Bundestag Anfang des Jahres verabschiedet hat. Dieses sogenannte "Artikelgesetz Zeitenwende" sieht höhere Auslandszuschläge und bessere Rahmenbedingungen für den Einsatz im In- und Ausland vor.

Deutsche Schulen und Feldpostämter 

Die Bundeswehr ist seit 2017 in Litauen im Einsatz. Deutschland hatte dort die Führung der multinationalen NATO-Battlegroup übernommen, die am 1. April der neuen Panzerbrigade unterstellt wurde. 

Enge Zusammenarbeit: Verteidigungsminister Boris Pistorius mit seiner litauischen Amtskollegin Dovile Sakaliene Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Rechtliche Grundlage für die dauerhafte Stationierung der Brigade ist ein Regierungsabkommen, das Deutschland und Litauen im September 2024 miteinander geschlossen haben. Damit sollten "die bestmöglichen Bedingungen für die deutschen Soldaten und ihre Familien" geschaffen werden, wie die litauische Seite betont.

Das umfasst das Recht der Bundeswehr, litauische Liegenschaften mietfrei zu nutzen, nach eigenem Ermessen Waffen und Munition im Land zu lagern und Feldpostämter zu betreiben. Auch dürfen deutschsprachige Kindergärten und Schulen eingerichtet werden. Die Schulen unterrichten nach deutschem Lehrplan und erteilen deutsche Abschlüsse, die in Litauen anerkannt werden.

 

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