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Politik

Deutschland sucht das Atommüll-Endlager

28. September 2020

90 Gebiete kommen laut dem ersten Zwischenbericht infrage: Der Salzstock Gorleben, den die Politik vor Jahrzehnten als Endlager vorgesehen hatte, ist aus dem Rennen. Eine endgültige Entscheidung soll erst 2031 fallen.

Svenja Schulze im Endlager Konrad
Umweltministerin Svenja Schulze 2019 im für schwach radioaktives Material ausgelegten Endlager Konrad in NiedersachsenBild: Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH/S. Sobotta

Die Suche nach einer Lagerstätte für Atommüll wird konkreter: Insgesamt 90 Gebiete in Deutschland sind laut einem Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung nach geologischen Kriterien prinzipiell geeignet. Der bereits als Zwischenlager genutzte Salzstock Gorleben im norddeutschen Bundesland Niedersachsen scheidet aus - stattdessen stehen nun erstmals Orte in Bayern auf der Liste möglicher Standorte.

Gorleben ist raus

Ein paar Stunden zuvor hatten niedersächsische Landespolitiker Berichte des Magazins "Der Spiegel" und der "Bild"-Zeitung bestätigt, wonach Gorleben nicht mehr in Betracht gezogen wird.

Protest gegen Castor-Transporte nach Gorleben - hier im November 2005Bild: picture-alliance/AP Photo/K.-U. Knoth

Zwischen 1995 und 2011 waren sogenannte Castor-Behälter mit benutzten Brennstäben aus Atomkraftwerken dorthin transportiert worden. Der Ort im Wendland war in dieser Zeit das Epizentrum der Anti-Atomkraft-Bewegung, die mit Schienen- und Straßenblockaden einen Stopp der Transporte und letztlich der Atomverstromung erzwingen wollte.

Endlagersuche 2.0

Deutschland beschloss den Ausstieg aus der Atomkraft nach dem Reaktorunglück von Fukushima 2011. Drei der letzten verbliebenen sechs Kernkraftwerke sollen Ende 2021 vom Netz gehen, ein Jahr später die übrigen. Seit seiner Errichtung galt Gorleben als favorisiertes Endlager - darüber gab es jedoch andauernd Streit und immer wieder Berichte über rostige Fässer.

Fässer mit radioaktivem Müll in der Schachtanlage AsseBild: picture-alliance/dpa/Schachtanlage Asse

2017 stellte die damalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks "die Endlagersuche vom Kopf auf die Füße", wie sie es selbst ausdrückte: Die Suche sollte nun nicht mehr nach politischen, sondern ausschließlich nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt werden. Damals wurde die Aufgabe der neu geschaffenen Bundesgesellschaft für Endlagerung übertragen.

Wohin mit dem Müll?

Im nun vorgestellten Zwischenbericht geht es vorerst nur um geologische Kriterien: Der Atommüll muss eine Million Jahre sicher lagern. Dafür soll ein Raum von 30 mal 30 mal 30 Metern in einer mindestens 100 Meter dicken Gesteinsschicht gebaut werden, die dazu noch in mindestens 300 Metern Tiefe liegen soll. Salzstöcke in Niedersachsen gelten weiter als grundsätzlich geeignet, ebenso Granitschichten in Bayern - das sich politisch zuvor gegen Atommüll verweigert hatte. Auch in Baden-Württemberg und weiten Teilen Ostdeutschlands finden sich geeignete Gebiete. Weil der Atommüll nicht in Erdbebenregionen lagern soll, scheiden das Ruhrgebiet und das Saarland mit ihren zahlreichen alten Bergwerken aus.

Stillgelegte Kohlestollen bieten zwar bereits gute Infrastruktur - aber auch das Risiko von ErdbebenBild: picture-alliance/blickwinkel/S. Ziese

In einer nächsten Phase sollen Kriterien wie die Bevölkerungsdichte mit einbezogen werden - erst danach dürften sich einige Standorte als Favoriten herauskristallisieren. 2031 soll die Suche abgeschlossen sein; ab 2050 sollen die ersten der rund 1900 Behälter mit stark strahlendem Material eingelagert werden.

ehl/se (dpa, rtr)

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