Deutschland trauert um Paul Spiegel
1. Mai 2006Bundespräsident Horst Köhler würdigte Spiegel als "deutschen Patrioten". Köhler sprach im Namen aller Menschen in Deutschland der Familie von Paul Spiegel sein tiefes Beileid aus. "Paul Spiegel hat sich um Deutschland verdient gemacht."
Die Vizepräsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, nannte Spiegel "einen außerordentlich beliebten Menschen" und sagte: "Nicht nur die jüdische Gemeinschaft wird um ihn trauern, sondern auch die nicht-jüdische", sagte Knobloch am Rande der Gedenkfeiern zum 61. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau in Bayern.
Mit Trauer und "tiefer Erschütterung" reagierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Der verstorbene Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland war eine beeindruckende Persönlichkeit", sagte die CDU-Vorsitzende. Spiegel habe sich "mit großer Leidenschaft und all seiner Kraft für eine gute Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland eingesetzt". Merkel sagte weiter: "Er mahnte, wo viele stumm blieben. Sein Einsatz für Zivilcourage, für Toleranz und gegenseitigen Respekt und gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus hat Maßstäbe gesetzt."
"Versöhnungsbereit und menschlich überzeugend"
"Paul Spiegel war ein wichtiger Gesprächspartner im gemeinsamen Engagement für eine freiheitliche Gesellschaft", sagte der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschlands (EKD), Bischof Wolfgang Huber. In einer Erklärung von Kardinal Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, hieß es: "Wir haben in Paul Spiegel immer einen offenen und glaubwürdigen, menschlich überzeugenden und versöhnungsbereiten Repräsentanten des Judentums in unserem Land gefunden und bedauern aus ganzem Herzen seinen Verlust." Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Ayyub Axel Köhler, drückte seine Trauer aus.
Der designierte SPD-Vorsitzende Kurt Beck erklärte, Spiegel habe sich in Deutschland "große moralische Autorität erworben". Im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus habe er niemals resigniert. CSU-Chef Edmund Stoiber nannte Spiegel einen "Mann des Ausgleichs und des Dialogs". FDP-Chef Guido Westerwelle sagte: "Er war eine politische und moralische Instanz, dessen Wort weit über die jüdische Gemeinde hinaus Autorität hatte." Spiegel sei "ein sehr standhafter Mensch ohne zu viel Diplomatie" gewesen, sagte Linkspartei-Chef Lothar Bisky. Die Parteichefs der Grünen, Claudia Roth und Reinhard Bütikofer, erklärten: "Mit Paul Spiegel verlieren wir einen Freund, der immer für die Aussöhnung nach dem Verbrechen des Holocaust stand." Die deutsche Zivilgesellschaft verliere einen engagierten Mitstreiter.