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Wer kommt nach Angela Merkel?

Kay-Alexander Scholz
7. Januar 2021

Der Kampf gegen die Covid-19-Pandemie beschäftigt die Deutschen - aktuell stellen sich viele Fragen rund ums Impfen. Doch so langsam rückt ein weiteres Thema nach vorn: die Bundestagswahl und der Abschied der Kanzlerin.

Kandidaten für den CDU-Vorsitz
Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

72 Prozent - so viele Deutsche sind mit der Arbeit von Angela Merkel aktuell zufrieden. Damit steht die Bundeskanzlerin im Politiker-Ranking - wie schon so oft in ihrer langen Kanzlerschaft - mit Abstand an erster Stelle. Aber das wird sich ändern. Merkel tritt bei der kommenden Bundestagswahl im Herbst 2021 nicht mehr an und wird - aller Voraussicht nach - aus den Rankings aktiver Spitzenpolitiker verschwinden.

Das Meinungsforschungsinstitut "Infratest Dimap" hat deshalb im ersten "Deutschland-Trend" des neuen Jahres nach den Gefühlen der Deutschen gefragt, wenn sie auf diesen nicht mehr in allzu weiter Ferne liegenden Zeitpunkt blicken. Bei den Bundesbürgern überwiegt das Bedauern: 51 Prozent sehen Merkels Rückzug für Deutschland kritisch, 44 Prozent bewerten ihn positiv.

Um die Frage, wer ihr folgt, wird in Deutschland schon lange diskutiert. Nun ist eine erste Entscheidung dafür nicht mehr allzu fern. In wenigen Tagen (15./16. Januar) werden die Delegierten der CDU auf einem digitalen Parteitag einen neuen Parteivorsitzenden wählen. Drei Kandidaten stehen zur Wahl: Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Armin Laschet. Wer hat die besten Chancen?

Friedrich Merz weiterhin vorn

Laut "Deutschland-Trend" führt weiterhin Friedrich Merz, sowohl unter allen Befragten als auch bei den Anhängern von CDU und CSU, der bayerischen Schwesterpartei. Doch nachdem Merz zumindest das Urteil der CDU-Anhänger im November noch klar dominierte, setzen aktuell nur noch 29 Prozent auf ihn. Jeweils ein Viertel bevorzugt Laschet beziehungsweise Röttgen. Vor allem Röttgen, der einst von Merkel entlassene Umweltminister, hat aufgeholt.

Wie das aktuelle Stimmungsbild unter den Parteitagsdelegierten ist, lässt sich allerdings nicht vohersagen. Ein knappes Rennen ist Beobachtern zufolge wahrscheinlich.

Doch damit ist noch nicht entschieden, wer Kanzlerkandidat wird. Zwar ist die CDU derzeit mit Abstand die stärkste Partei und kann wohl den Kanzler stellen, der in der Regel auch den Parteivorsitz inne hat. Wäre da nicht noch ein aussichtsreicher Vierter: Markus Söder. Der CSU-Parteivorsitzende und Ministerpräsident im Bundesland Bayern hat sich während der Corona-Pandemie ein stabiles "Macher-Image" aufgebaut. Seit Monaten ist er der Lieblingskanzlerkandidat - vor allem unter den Anhängern von CDU und CSU, wie der neue "Deutschland-Trend" bestätigt. Doch noch hat Söder nicht "Ja" zur einer Kandidatur gesagt.

Mehrheit für Lockdown-Verlängerung

Die Pandemie aber bleibt das Top-Thema in Deutschland. Der aktuelle Beschluss von Bund und Ländern, den Lockdown bis Ende Januar zu verlängern, fiel mitten in den Zeitraum der telefonischen Befragung für den "Deutschland-Trend". Da allerdings mit einer Verlängerung zu rechnen war, gilt das Stimmungsbild wohl auch weiterhin.

Demnach sprach sich die Hälfte dafür aus, die bestehenden Maßnahmen auf jeden Fall beizubehalten. Ein knappes Drittel favorisierte strengere Corona-Maßnahmen. Eine Lockerung des Lockdowns befürwortete nur jeder Sechste.

Punktabzug für den Gesundheitsminister

Ein neues Thema beschäftigt auch die Demoskopen: Inzwischen sind auch in Deutschland die Impfungen gegen Covid-19 angelaufen. Noch allerdings sind die Impfdosen knapp. In deutschen Medien wurde in den letzten Tagen viel darüber geschrieben und geredet, wer schuld daran sein könnte. War es richtig, dass die EU verabredet hatte, gemeinsam die Verhandlungen mit den Herstellern zu führen - und nicht jeder Staat für sich?

Vor allem Gesundheitsminister Jens Spahn musste sich dazu viel Kritik anhören. Das schlägt sich auch im "Deutschland-Trend" nieder: Spahn rutschte im Politiker-Ranking (siehe oben) vom zweiten auf den dritten Platz und bekam acht Punkte Abzug. Die Hälfte findet das Impftempo zu langsam. Aber: Eine große Mehrheit (70 Prozent) bewertet den eingeschlagenen Weg über die EU letztendlich doch als "richtig".

Impfbereitschaft gewachsen

Währenddessen ist die Impfbereitschaft gewachsen. 54 Prozent wollen sich auf jeden Fall impfen lassen - viel mehr als zuletzt im November. Dazu kommen 21 Prozent, für die eine Impfung "wahrscheinlich" ist. Das würde zusammengenommen für die sogenannte Herden-Immunität ausreichen, die bei Covid-19 zwischen 60 und 70 Prozent liegt. Damit wäre die Pandemie dann eingedämmt.

Doch bis dahin ist es wohl noch ein längerer Weg. Insgesamt hofft die Hälfte auf eine Rückkehr zur Normalität bis spätestens Jahresende, die andere Hälfte ist weniger optimistisch. Schon jetzt aber wird darüber diskutiert, ob Geimpfte und für andere nicht Ansteckende mehr Rechte bekommen sollen. Also zum Beispiel wieder ins Kino oder zu Konzerten gehen könnten, wenn das wieder möglich würde. Die Deutschen halten hiervon zum jetzigen Zeitpunkt wenig, ergab der "Deutschland-Trend": Etwa drei Viertel (73 Prozent) sprechen sich dagegen, nur 23 Prozent dafür aus. Die Ablehnung überwiegt in allen Bevölkerungsgruppen, sie eint impfbereite wie impfabgeneigte Bundesbürger. 

Und wie wirkt sich das alles auf die Wahlabsichten aus? In der Sonntagsfrage, welche Partei gewählt würde, gibt es derzeit keine größeren Verschiebungen.

 

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