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Politik

Deutschland verliert einen "treuen Freund"

28. September 2016

Politiker aus aller Welt haben nach dem Tod des früheren israelischen Staatschefs Schimon Peres ihre Trauer bezeugt. Bundespräsident Joachim Gauck betonte Peres' Bereitschaft zur Versöhnung mit Deutschland.

USA Schimon Peres in Washington
Bild: Reuters/B. McDermid

"Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar", sagte Bundespräsident Joachim Gauck in einem Kondolenzschreiben an seinen israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin.

Auch Peres' Rede vor dem Bundestag am 27. Januar 2010, in der er "die Einzigartigkeit der Freundschaft zwischen Deutschland und Israel betonte", würden die Deutschen nicht vergessen. "Mit Schimon Peres hat Israel einen großen Staatsmann und Deutschland einen treuen Freund verloren", so der Bundespräsident.

Gauck erinnerte auch an den "herzlichen Empfang", den ihm Peres bei seinem Staatsbesuch in Israel 2012 bereitet hatteBild: Reuters

Merkel: Deutschland trauert

Bundeskanzlerin Angela Merkel hob in einem Kondolenztelegramm an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hervor, dass Peres unermüdlich und "allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt" gearbeitet habe. "Israel hat einen seiner großen Staatsmänner verloren", hieß es in dem Schreiben Merkels weiter. Deutschland trauere mit dem israelischen Volk und der Familie von Peres "um diesen großen Verlust". 

Peres war am frühen Mittwochmorgen in einem Krankenhaus bei Tel Aviv an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Der 93-jährige hatte 1994 den Friedensnobelpreis erhalten für seinen Einsatz für eine Lösung des Nahost-Konflikts.

"Kämpfer für Israel"

Als einen "Kämpfer für Israel" und den Frieden im Nahen Osten würdigte ihn US-Präsident Barack Obama. Es gebe wenige Menschen, die den Kurs der Geschichte beeinflussen. "Mein Freund Schimon war einer dieser Menschen", heißt es in einer Mitteilung des Weißen Hauses.

Visionär, der überzeugen konnte 

Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "der glühendsten Verteidiger" des Friedens, der in der Schaffung eines Palästinenserstaats die einzige Garantie für eine sichere Zukunft Israels gesehen habe. In einer Mitteilung des Élyséepalastes heißt es: "Er war ein Visionär, der seine Gesprächspartner mit seiner Fähigkeit beeindruckte, gewagte Initiativen und neue Ideen vorzuschlagen, um sich in Richtung dieses Ideals zu bewegen."

Bis zuletzt hatte sich Peres für die Aussöhnung mit den Palästinensern eingesetzt - hier 1994 mit Jassir ArafatBild: picture-alliance/Pressens Bild Scanpix AB

Der ehemalige britische Premier und ehemalige Sondergesandte des Nahost-Quartetts Tony Blair erklärte: "Schimon Peres war ein politischer Riese, ein Staatsmann, der als einer der führenden (Staatsmänner) dieser Epoche oder jeder Epoche dastehen wird, und jemand, den ich zutiefst geliebt habe."

Trauersitzung der Regierung

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, würdigte Peres als "Mr. Israel". Er sei ein kluger Staatsmann, ein großer Intellektueller und Stratege, ein bewährter Diplomat und ein Friedensstifter gewesen.

Peres wird voraussichtlich am Freitag beigesetzt. Trotz seines hohen Alters hatte sich Peres bis zuletzt unvermindert für eine Verständigung von Israelis und Arabern eingesetzt, unter anderem mit seinem Peres Center for Peace in Tel Aviv. Er hatte nie die Hoffnung auf eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern aufgegeben.

Israels Ministerpräsident Banjamin Netanjahu erklärte, der Verstorbene sei vom ganzen Volk geliebt worden. Die Regierung werde sich zu einer Trauersitzung versammeln. Peres' Sarg soll laut Fernsehberichten am Donnerstag im Parlament aufgebahrt werden.

uh/stu (dpa, kna)