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Viel Solidarität mit Flüchtlingen

Greta Hamann23. Dezember 2014

Wie kann ich den in Deutschland angekommenen Flüchtlingen helfen? Das fragen sich derzeit viele Deutsche und gründen zahlreiche Initiativen zur Unterstützung der Menschen. Die DW stellt eine Auswahl der Projekte vor.

Schild 'Refugees welcome' (Flüchtlinge willkommen) (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Proteste gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes, brennende Flüchtlingsunterkünfte und Anwohner, die keine Asylbewerber in ihrer Nähe haben wollen. Das ist die eine Seite der aktuellen Nachrichten rund um die steigenden Flüchtlingszahlen in Deutschland.

Die andere Seite erzählt die Geschichten zahlreicher Menschen, die geflüchtete Syrer, Afghanen und Eritreer und andere willkommen heißen und ihnen helfen wollen. In ganz Deutschland werden derzeit Projekte von Bürgern gegründet, die geflüchtete Menschen aktiv unterstützen wollen. "Jeden Tag hören wir von mindestens einer neuen Initiative, von der selbst wir bis dahin nichts wussten", erzählt der stellvertretende Vorsitzende von Pro Asyl Bernd Mesovic. Diese entstünden vor allem dort, wo neue Unterkünfte für Flüchtlinge geplant sind.

Mesovic sagt, er engagiere sich seit über 30 Jahren in der Flüchtlingsarbeit und mit Ausnahme der Balkankriege habe er noch nie ein so hohes Maß an Unterstützung und Solidarität für Flüchtlinge in Deutschland erlebt. "Ich denke, das hat auch viel damit zu tun, dass die Menschen gut über die Situation in den Heimatländern der Flüchtlinge über die Medien informiert sind. Das weckt in vielen den Wunsch, sich zu engagieren."

Zentrale Anlaufstelle für ehrenamtliche Helfer fehlt

Ob das Anbieten von Wohnraum, Deutschkurse geben oder einfach nur Kleider spenden: Die Zahl der Möglichkeiten, zu helfen ist groß. Doch noch gibt es keine zentrale Stelle, die die Initiativen bündelt und koordiniert. Viele Menschen wenden sich aus diesem Grund auch an Pro Asyl: "Wir kommen hinter den Anfragen von Menschen, die helfen wollen, teils gar nicht mehr hinterher", sagt Bernd Mesovic. Doch Pro Asyl engagiert sich überwiegend in der politischen Arbeit. Wenn es um konkrete Hilfe vor Ort geht, muss der Verein oft an seine lokalen Flüchtlingsräte verweisen.

Auch der Journalistin Birte Vogel war aufgefallen, dass nirgends die Projekte, die Flüchtlinge unterstützen wollen, an einer Stelle gesammelt werden. Aus diesem Grund rief sie Ende Oktober 2014 den Blog "Wie kann ich helfen?" ins Leben. Fast jeden Tag stellt sie dort ein neues Projekt vor. Interessierte können hier geordnet nach Städten oder bestimmten Themenfeldern suchen, um sich dann direkt zu engagieren. Das sei auch wichtig, damit die Menschen sich informieren können, wo wirklich Hilfe benötigt wird, sagt Vogel.

Manche Flüchtlingsinitiativen erzählen so beispielsweise von Menschen, die einfach in die Asylbewerberheime gehen. Doch auch in den Heimen sollte die Privatsphäre der Menschen respektiert werden. Auch sollten Spenden immer bei den dafür zuständigen Einrichtungen abgegeben werden und nicht direkt in den Unterkünften. So sei es schon vorgekommen, dass Menschen einfach Kleiderspenden in einem Heim vorbeibrachten, berichten ehrenamtliche Helfer. Das kann Konflikte zwischen den Bewohnern entfachen.

Bernd Mesovic ist stellvertretender Vorsitzender von Pro AsylBild: Pro Asyl

Nicht immer ist gut gemeint auch gut gemacht. Bestes Beispiel ist die Unterbringung von Flüchtlingen bei Privatmenschen. Hier weist Pro Asyl darauf hin, dass zwischen Flüchtling und Vermieter kein Abhängigkeitsverhältnis entstehen darf oder darauf geachtet werden sollte, dass der Vermieter nicht verfallenen Wohnraum, den er auf dem freien Markt nicht mehr loswird, an Flüchtlinge vermietet. "Viele Menschen, die nach Deutschland kommen, haben ein schweres Trauma. Die Gefahr, dass diese in ihrer Situation ausgenutzt werden können, ist groß."

Auch aus diesem Grund ist die Koordinierung der Hilfe besonders wichtig, sagt Birte Vogel. Sie selbst könne die Inititaiven allerdings nur sammeln. Sie betreibt ihren Blog ehrenamtlich und widmet ihm täglich zwei bis vier Stunden. Neben den Einträgen, die sie selbst recherchiert, beantwortet sie täglich auch zahlreiche E-Mails. "Innerhalb von knapp zwei Monaten hatte ich mehr als 30.000 Zugriffe, obwohl ich fast gar keine Werbung für meinen Blog gemacht habe", sagt Birte Vogel. "Ich war total überrascht. Aber es zeigt auch: Das Interesse ist offensichtlich da."

Neue Willkommenskultur

Für Birte Vogel sind die zahlreichen Zuschriften ein Zeichen dafür, dass sich eine neue deutsche Willkommenskultur entwickelt. "Natürlich darf man nicht verharmlosen, wie sich der rechte Rand langsam auch in die Mitte der Gesellschaft vorschleicht. Aber man darf darüber auch nicht außen vor lassen wie viele andere positive Entwicklungen es gibt.“

Birte Vogel sammelt auf ihrem Blog die zahlreichen Initiativen zur UnterstützungBild: privat

Das sieht auch Mareike Geiling so. Sie hat gemeinsam mit zwei Freunden ein Online-Portal gegründet, das WG-Zimmer an Flüchtlinge vermitteln soll. Innerhalb von knapp zwei Monaten meldeten sich 190 Menschen im Portal an, die ein Zimmer zur Verfügung stellen wollten. "Der Diskurs darüber wie man Flüchtlingen helfen kann, ist sehr stark", sagt Geiling.

"Fair mit Ehrenamtlichen umgehen"

Auch wenn das wachsende Engagement ehrenamtlicher Helfer erfreulich sei, könne dieses vielerorts nicht ohne eine Begleitung durch hauptamtliche Mitarbeiter realisiert werden, sagt Mesovic von Pro Asyl. "Man muss mit der Ressource Ehrenamt fair umgehen, man sollte die Menschen nicht überfordern." Mesovic plädiert für eine staatliche Koordinierung auf der Ebene der Bundesländer, die den Ehrenamtlichen neben Informationen auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellen sollte.

Ebenso müsse darauf geachtet werden, dass ehrenamtliche Unterstützung und private Spenden den Staat nicht von seinen Pflichten entbinde, so Mesovic weiter: "Bei vielen Initiativen wie beispielsweise der Aufnahme in WG-Zimmern handelt es sich lediglich um Zwischenlösungen und Provisiorien." Wichtig seien jedoch nachhaltige Konzepte, so Mesovic. Hier sei vor allem wichtig auch zu bedenken, dass Wohnräume geschaffen werden, die langfristig auch von anderen Personengruppen bewohnt werden können, im Falle einer Abnahme der Flüchtlingszahlen.

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