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Ökostromrekord reicht nicht für Klimaziele

8. Januar 2019

Über 40 Prozent des Stroms in Deutschland wird aus erneuerbaren Energien gewonnen. Damit haben die Erneuerbaren inzwischen Kohle übertrumpft. Doch der neue Rekord reicht nicht, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen.

Solarpark Templin in Ostdeutschland
Bild: BELECTRIC.com

Auf den ersten Blick klingen die Zahlen positiv. 2018 lag der Anteil von Strom aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft im deutschen Stromnetz erstmals über 40 Prozent. Im Jahr zuvor lag der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix nach Angaben des Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) noch bei rund 38 Prozent; zehn Jahre zuvor waren es lediglich knapp 16 Prozent.

Möglich wurde der neue Rekord durch ein starkes Sonnenjahr, ein leichtes Plus bei der Winderzeugung und eine geringere Stromnachfrage. Die Stromerzeugung mit fossilen Energien ging deshalb im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zurück. Damit sanken auch die CO2-Emissionen.

Am stärksten sank die Stromerzeugung aus Erdgas (-18,5 Prozent), gefolgt von der Steinkohle (-7 Prozent). Der besonders klimaschädliche Strom aus Braunkohle nahm im Vergleich zum Vorjahr jedoch nur um zwei Prozent ab.

Klimaziele werden in Deutschland ohne Korrektur verfehlt

Etwas mehr Ökostrom, ein milder Winter und ein leicht gesunkenes Produktionsniveau der energieintensiven Industrie führten zu niedrigeren CO2-Emissionen - über 50 Millionen Tonnen weniger im Vergleich zum Vorjahr. 2018 lagen die CO2-Emissionen in Deutschland bei 32 Prozent unter dem Niveau von 1990. Das versprochene Ziel der Bundesregierung war es jedoch, bis 2020 die Emissionen um 40 Prozent zu senken.

Mehr dazu: Deutschlands Stromexporte sind für Klimaziele ein Problem

"Der Emissionsrückgang rückt auf den ersten Blick zwar das Klimaschutzziel 2020 in greifbare Nähe, doch schon der nächste durchschnittlich kalte Winter und kleinere konjunkturelle Veränderungen werden die positive Entwicklung wieder zunichtemachen", so Patrick Graichen, Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende.

"Nötig sind daher nachhaltige Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere bei der Braunkohle sowie im Verkehrs- und Gebäudebereich. Ansonsten sind die Klimaschutzziele für 2020 und 2030 nicht zu erreichen," sagte Graichen.

Mehr dazu: Deutschland könnte Klimaziele problemlos erreichen 

Welches Tempo braucht Deutschland für 1,5 Grad-Ziel?

Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad sei noch möglich, sagen der Weltklimarat und die Vereinten Nationen. "Die Regierungen müssen schneller und mit größerer Dringlichkeit vorgehen", mahnt Joyce Msuya, stellvertretende Direktorin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.

In Deutschland müssten nach einer Studie von Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW), zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels die Emissionen aus der fossilen Verbrennung bis 2040 auf null sinken. Da der Straßenverkehr bis dahin fast vollständig elektrifiziert werden müsse und auch die Wärmeversorgung mit Wärmepumpen erfolge, würde sich der Stromverbrauch im Vergleich zu heute verdoppeln.

Um diesen Stromverbrauch zu decken, müsse der Zubau von neuen Windkraftanlagen bei neun Gigawatt (GW) und von Photovoltaik bei mindestens 15 GW pro Jahr liegen. In Deutschland lag der jährliche Ausbau in den vergangen Jahren weit darunter, bei rund fünf GW für Windenergie und zwei GW bei der Photovoltaik. 

Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group, einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Parlamentariern, geht einen Schritt weiter. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen-Fraktion fordert einen noch höheren jährlichen Ausbau von Wind- und Solarkraft. "Bis 2030 müssen wir in Deutschland und auch weltweit die Emissionen auf Null senken, damit katastrophale Wetterextreme nicht die Lebensgrundlage immer größerer Teile der Menschheit vernichten."

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