Deutschlands Frauen-Nationalelf bezwingt Spanien knapp
12. Juni 2019Die Nachspielzeit läuft, Sara Däbritz bekommt den Ball in der Hälfte der Spanierinnen, dreht sich geschickt in ihre Gegnerin und fällt. Noch ein Schlag auf die Stutzen. Aber das ist jetzt egal. Freistoß. Die Uhr tickt für die deutsche Elf. Sekunden später ist es geschafft: Die deutschen Frauen bejubeln den zweiten Sieg im zweiten Spiel bei dieser WM. Mit dem knappen 1:0 (1:0)-Erfolg über Spanien ist das Achtelfinale bereits so gut wie sicher, der ersehnte Gruppensieg greifbar. Däbritz ist eigentlich nicht hervorzuheben aus der Leistung ihres Teams, aber sie steht sinnbildlich für die Gier und den Willen, die in dieser Partie letztlich entscheidend sind.
Regenguss und schwacher Start der deutschen Elf
Pünktlich zum Anpfiff in Valenciennes öffnet der Himmel seine Schleusen. Es gießt wie aus Kübeln. Die Akteurinnen auf dem triefnassen Rasen wissen spätestens in diesem Moment, was die Stunde geschlagen hat. Das junge deutsche Team, das ohne Spielgestalterin Dzenifer Marozsan auskommen muss, und Spanien liefern sich keinen luftigen Sommerfußball, sondern ein zähes Ringen über die kompletten 90 Minuten. "Das war ein hartes Stück Arbeit, wir haben uns in dieses Spiel reingekämpft", erklärte Angreiferin Svenja Huth im TV-Interview.
In der Tat haben die Spanierinnen den besseren Start: Technisch deutlich überlegen, hebeln sie mit einfachen Bällen die deutsche Abwehr aus, doch Nahikari García und Silvia Meseguer vergeben gleich drei gute Gelegenheiten. "Wir hatten Glück, dass wir nicht in Rückstand geraten sind", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Von Däbritz, Huth oder Sandra Popp und strukturierten Angriffen, ist in dieser Phase wenig zu sehen, zu dominant agieren die Spanierinnen im Mittelfeld.
Mit "deutschen Tugenden" zum Erfolg
Während die Spanierinnen kultivierte Kurzpässe spielen, findet sich das deutsche Team besser zurecht und tut, was es kann: Ohne Schnörkel mit Tempo nach vorne stürmen. Nach einer guten Flanke von Huth kommt Popp zum Kopfball, doch Spaniens Keeperin Panos kann noch parieren. Der Abpraller landet vor den Füßen von Marta Torrejon. Das ist der Moment für Däbritz: hinter Spaniens Kapitänin reagiert sie am schnellsten und grätscht die Kugel ins Tor. Kein schön herausgespieltes, kein technisch feines Tor, sondern ein mit Einsatz erzwungener Treffer.
Mit dieser Führung im Rücken präsentieren sich die deutschen Fußball-Frauen im zweiten Durchgang nicht fehlerfrei, aber stabiler und zeigen, wie flexibel sie spielen können. Bundestrainerin Voss-Tecklenburg bringt Klara Bühl zum Einsatz. Für die frische Angreiferin rücken Huth und Giulia Gwinn jeweils eine Position nach hinten. Popp verstärkt das defensive Mittelfeld. Diese Umstellungen bewirken zwar kaum mehr Spielkultur der deutschen Elf, aber macht den Spanierinnen das Leben schwer. So schwer, dass es ihnen bis zum Ende nicht gelingt, aus ihrem deutlichen spielerischen Übergewicht, etwas zählbares zu machen. Der Schlusspfiff setzt dem Kraftakt des deutschen Teams ein erlösendes Ende.