Das "Merkel-Lexikon": Die Kanzlerin von A bis Z
18. September 2016Was wir schon immer über Angela Merkel wissen wollten: Trinkt sie Alkohol, ist sie bibelfest, wird sie auch mal wütend? Worauf gründet ihre Außenpolitik, wie funktioniert ihre Flüchtlingspolitik? Woher kommt ihr Satz "Wir schaffen das"? Wie hoch ist ihr Gehalt, arbeitet sie lieber mit Frauen oder Männern, welche Bücher liest sie, wovon träumt sie? - Antworten darauf sowie auf rund 300 weitere Aspekte aus dem Leben der Angela Merkel gibt es jetzt in einem Buch: "Das Merkel-Lexikon. Die Kanzlerin von A-Z". Geschrieben hat es der deutsche Journalist Andreas Rinke.Sein Buch hat 447 Seiten und enthält mehr als 1200 Quellennachweise. Die Kanzlerin lesbar wie ein offenes Buch - von A wie Auto bis Z wie Zeit.
Nur wenige Kategorien werden über mehrere Seiten ausgebreitet, so wie Merkels Flüchtlingspolitik. Ganz überwiegend sind es aber kurze Abschnitte, in denen ihre Politik, ihr Denken, ihre Art beschrieben wird. Darauf legt der Autor Wert: "Es soll ausdrücklich der Leserin und dem Leser vorbehalten bleiben, wie sie die skizzierten Positionen und Haltungen Merkels bewerten. Dazu brauchen sie eine Faktenbasis, die in der meinungsstarken deutschen Medienlandschaft manchmal etwas verloren zu gehen scheint. Darum geht es in diesem Buch", schreibt Rinke, Jahrgang 1961, in der Einleitung.
Seit 16 Jahren verfolgt der promovierte Historiker das politische Geschehen in Berlin, seit 2010 als politischer Chefkorrespondent der Nachrichtenagentur Reuters und als solcher immer der Objektivität und Sachlichkeit verpflichtet. Rinke legt dar, was Merkel unter europäischer Austeritäts-Politik versteht, warum sie sich an keinem Bundesland so abarbeitet wie an Bayern, was ihre Lieblingsbücher und -pflanzen sind, wie ihr Verhältnis zum früheren US-Präsidenten George W. Bush war und dessen Nachfolger Barack Obama ist und wie sie den CDU-Vorsitz erklommen hat.
Rinke schildert auch, warum sie 1995 als Umweltministerin im Kabinett Kohl in Tränen ausbrach, welche Mahnung für sie das Schicksal der Maya ist und was es mit dem Begriff "Merkiavelli" auf sich hat.
Der Journalist erwähnt Merkels Konfektionsgröße und Schuhgröße, beschreibt aber ebenso Merkels Größe im Umgang mit Mitarbeitern und ihre Härte bei Personalentscheidungen. Es fehlen nicht Merkels Beziehungen zu mächtigen Männern der Welt - neben den US-Präsidenten etwa die französischen Staatschefs oder Kremlchef Wladimir Putin.
Vieles von dem ist bekannt. Neu aber ist die Gliederung, die klare Übersicht, die inhaltliche Tiefe trotz häppchenweiser Erläuterungen. Es finden sich zahlreiche Merkel-Zitate, auch aus früheren Zeiten. Sogar solche, die längst vergessen oder in der Flut der Berichte über Merkel untergegangen sind, nun aber ihren Teil zu einem Gesamtbild liefern. Wie dieses aus dem Jahr 2000, als die neugewählt CDU-Vorsitzende sagte: "In Bayern gibt es so einen Spruch 'Mir san mir'. Ich sage: Merkel ist Merkel, mit allen Risiken und Nebenwirkungen."
Rinke ist ein interessantes, praktisches Nachschlagewerk gelungen - auch für Schüler, Journalisten, Politiker. Akribisch recherchiert und durch Quellennachweise belegt. Bei den allermeisten Terminen der Kanzlerin war Rinke ohnehin selbst dabei. Er kennt Merkel gut. Nur in zwei Fällen ist ihm nichts eingefallen: bei X und Y. Ungelöst eben.
"Das Merkel-Lexikon, Die Kanzlerin von A–Z" ist im zu Klampen! Verlag in Springe erschienen und kostet Euro 24,80.