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Kunst

Deutschlands Kunstmessen in Aufruhr

26. April 2017

Wohin mit der Kunst? Auf die Expansion der Schweizer Messegesellschaft MCH Group nach Düsseldorf antwortet die Kölner Art Cologne mit der Gründung der "Art Berlin". Droht ein Kunstmessen-Krieg?

Deutschland Internationale Gegenwartskunst im "Art Forum"
Kunst-Kostproben auf dem Berliner Art Forum, das 2010 seine Pforten schließen mussteBild: picture-alliance/dpa/S. Stache

Danach sieht es aus, seit zum Jahresanfang die MCH Group in Düsseldorf eingestiegen ist und dort im November die "Art Düsseldorf" aus der Taufe hebt. Das befeuert nicht nur die alte Konkurrenz der Kunstmessen-Standorte am Rhein. Köln fühlt sich in seiner Platzhirsch-Stellung beim potenten rheinischen Sammlerpublikum offenbar so bedroht, dass Art Cologne-Direktor Daniel Hug  bei der Eröffnung der diesjährigen Kölner Kunstmesse in Richtung Basel wetterte: "Wenn die Schweizer überall in der Welt Ableger gründen, dann haben sie eine solche Macht über den Kunstmarkt, dass das viel regionale Kultur verdrängt. Das ist auch eine Form von Kolonialismus."

Bei der MCH Group handelt es sich in der Tat nicht um irgendeine Messegesellschaft. Vielmehr sind die Schweizer auch Veranstalter der renommierten "Art Basel" und damit des weltweit führenden Marktplatzes für zeitgenössische Kunst. Künstler und Sammler von Rang und Namen pilgern jedes Jahr im Sommer nach Basel. Nirgends wird mehr hochrangige und teurere Kunst umgesetzt als an der Stadt am Hochrhein. MCH hat erfolgreiche Ableger der Art Basel in Miami und Hongkong gegründet und expandiert weiter. Eine weitere "Art Basel" sei in Düsseldorf aber nicht geplant, wies ein MCH-Sprecher die Kritik des Kölners Daniel Hug zurück. Die Art Düsseldorf werde eine regionale Veranstaltung bleiben.

Art Cologne expandiert nach Berlin

Rundgang über die 51. Art Cologne

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Nicht nur der harsche Ton des Art Cologne-Direktors zum Auftakt der 51. Art Cologne überrascht. Verwunderung löste auch Hugs Plan aus, seinerseits die Fühler in Richtung Berlin auszustrecken. Vom 14. bis 17. September soll - unter Beteiligung der Art Cologne - an der Spree eine neue "Art Berlin" stattfinden. Es wäre die Folgeveranstaltung der "abc art berlin contemporary", die seit neun Jahren von der Non Profit-"abc-gwb Veranstaltungs UG" in einer ehemaligen Poststation am Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg veranstaltet wird. Abc-Direktorin Maike Cruse, die auch das morgen beginnende "Gallery Weekend Berlin" verantwortet, erläutert: "Berlin ist der Kunst-Hotspot. Viele Galeristen wünschen sich eine richtige Kunstmesse. Dafür brauchten wir einen Partner. Deshalb sprechen wir mit Köln."

Kristian Jarmuschek, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG), begrüßt die Initiative für eine "Art Berlin" "im Grundsatz". Entscheidend sei aber, welche Kosten für die teilnehmenden Galerien entstünden. Zudem hat Jarmuschek "große Bedenken", ob sich die geplante "Art Berlin" wirtschaftlich trägt. Immerhin agiere die Kölner Messe in Berlin auf "fremdem Terrain", könne also dort nicht die eigenen technischen und personellen Ressourcen nutzen. "Ich erinnere an das Engagement der Art Cologne auf Mallorca", so Jarmuschek. Die "Art Cologne Palma de Mallorca" 2007 floppte. Das teure Abenteuer unter südlicher Sonne beendete zudem die Karriere des damaligen Art Cologne-Chefs Gérard Goodrow.

Was können Kölner besser als Berliner?

Schoss gegen die Schweizer Kunstmesse-Veranstalter: Art Cologne-Chef Daniel HugBild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Vor sieben Jahren musste die Berliner Kunstmesse "art forum berlin" ihre Pforten schließen. Sind Kölner Messe-Manager jetzt besser als Berliner? ABC-Chefin Maike Cruse, die sich allein den Interessen der Berliner Galeristen verpflichtet sieht, treiben auch solche Fragen um: Wird die Teilnahme an der Art Berlin für die boomende, junge Berliner Galeristen-Szene bezahlbar? Und: Wie kann eine Berliner Kunstmesse, auch wirtschaftlich, langfristig überleben? Im Gegensatz zur Kölner Messegesellschaft ist Cruses Veranstaltungsfirma ein Zusammenschluss von rund 50 Berliner Galerien und als solcher nicht profitorientiert. "Es könnte schwierig werden", sagt Cruse, "die Art Berlin in den nächsten Jahren profitabel zu gestalten."

Sämtliche Finanzfragen aber lägen bei den Kölnern, betont die Kulturmanagerin. Über die Konditionen der Zusammenarbeit wird nun verhandelt. Art Cologne-Chef Hug ließ einstweilen mitteilen: "Der Grund, warum die Art Cologne existiert, ist, um den deutschen Kunstmarkt zu unterstützen und zu fördern." Eine stärkere Zusammenarbeit mit Berlin sei ein "logischer Schritt, um Kräfte zu bündeln und den Standort langfristig zu entwickeln." Fest steht: Der Art Cologne, die an diesem Mittwoch ihre Pforten öffnet, und den Berliner Galeristen bleibt nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken.

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