Deutschlandtrend: Sorge um die Wirtschaft an erster Stelle
5. Dezember 2024Die kränkelnde Wirtschaft in Deutschland ist nach Ansicht der Bürgerinnen und Bürgern das drängendste Problem des Landes im Dezember 2024. Das ist das Ergebnis des aktuellen ARD-Deutschlandtrends, den das Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap in dieser Woche erstellt hat. 45 Prozent der rund 1300 repräsentativ Befragten gaben in der Umfrage an, dass die Lage der Wirtschaft das zur Zeit wichtigste Problem ist.
Kein Wunder: Die Sorge um die Arbeitsplätze ist groß, nachdem bekannt wurde, dass Industrieunternehmen wie Volkswagen Stellen streichen und Standorte schließen wollen. 23 Prozent der Befragten sehen das Thema Zuwanderung und Flucht als wichtigstes Problem an, 18 Prozent nennen das Thema der vielen bewaffneten Konflikte in der Welt wie den Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten.
Aber alles beherrschend ist die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft, zu der auch passt, dass Deutschland von Experten auch für das kommende Jahr wenn überhaupt nur ein dürftiges Wachstum vorhergesagt wird. Zum Vergleich: Vor etwas mehr als drei Jahren, im September 2021, als das letzte Mal ein Bundestag neu gewählt wurde, sorgten sich gerade einmal sieben Prozent der Befragten um die wirtschaftliche Zukunft.
Leichte Verbesserung für die regierenden Sozialdemokraten
Vor gut einem Monat, am 7. November, zerbrach die Regierung aus Sozialdemokraten, Grünen und wirtschaftsnahen Liberalen auch am Streit um die richtige Politik gegen die Wirtschaftsschwäche. Die Liberalen von der FDP schieden aus der Regierung aus, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) regiert seitdem zusammen mit den Grünen in einer Minderheitsregierung. Am 23. Februar nächsten Jahres kommt es deshalb zu vorgezogenen Neuwahlen.
Würde jetzt schon gewählt, dann wären die Konservativen von CDU und CSU mit dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz an der Spitze die Sieger. Sie verloren zwar im Vergleich zur vorherigen Umfrage Mitte November leicht an Zustimmung, liegen aber immer noch mit 32 Prozent weit vor allen Konkurrenten.
Leicht aufgeholt haben die Sozialdemokraten von Kanzler Scholz mit jetzt 16 Prozent Zustimmung. Die in Teilen rechtsextreme "Alternative für Deutschland" (AfD) erreicht 18 Prozent. Und die FDP, die die Regierung verließ, nachdem Kanzler Scholz FDP-Finanzminister Lindner im Streit entlassen hatte, wäre mit nun vier Prozent nicht mehr im Bundestag vertreten.
Schlechte Zustimmungswerte für führendes Personal
Scholz will sich im beginnenden Wahlkampf als "Friedensregent" darstellen, der zwar die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland unterstützen will, aber auf jeden Fall verhindern will, dass Deutschland und die NATO in den Krieg hineingezogen werden.
Zudem will er der Ukraine keine weit reichenden Waffen liefern, die auch Ziele in Russland erreichen könnten. Bei den Deutschen kommt das mäßig an.
Gefragt, welche Politiker oder welche Politikerin mit ihrer Arbeit überzeugen, bekommt keiner der führenden Persönlichkeiten gute Noten. An der Spitze liegt der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Merz mit 30 Prozent vor dem Kanzlerkandidaten der Grünen, vor Wirtschaftsminister Robert Habeck. Mit der Arbeit von Kanzler Scholz sind zwar mehr Menschen zufrieden als noch im November, aber seine Zustimmungswerte sind mit 23 Prozent dennoch gering.
In Deutschland bröckelt die Infrastruktur, wie in anderen Ländern auch herrscht großer Personalmangel. Die Bürokratie wird als lähmend empfunden, das brisante Thema Zuwanderung hat mit zur Polarisierung der Gesellschaft beigetragen.
Traditionell sind die Deutschen sehr zögerlich, wenn es um weitreichende Reformen geht. Aber jetzt nicht mehr: 48 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass viele Dinge sich grundlegend wandeln müssen, 46 Prozent sind für einige Kurskorrekturen. Und nur drei Prozent finden, dass alles so bleiben kann, wie es ist.
Nach dieser aktuellen Umfrage würde es im Frühjahr zu einem Wechsel auf dem Stuhl des Kanzlers kommen. Am wahrscheinlichsten wäre dann, dass CDU-Chef Merz als Kanzler eine Regierung mit den Sozialdemokraten bildet.
Aber in aufgeregten Zeiten sind die noch etwas mehr als zwei Monate bis zur Wahl eine Menge Zeit. Infratest-Dimap interviewte für diese Umfrage rund 1300 Bürgerinnen und Bürger zu Beginn dieser Woche, vom 2. bis zum 4. Dezember.