1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutschlandtrend: Vertrauen in USA und Israel schwindet

4. Juni 2025

Welche Länder sind verlässliche Partner für Deutschland? Wie schätzen die Bürger Bundeskanzler Friedrich Merz ein? Antworten auf diese und andere Fragen bietet der ARD-Deutschlandtrend.

USA Washington 2025 | US-Präsident Donald Trump blickt in die Kamera und hat den Mund geöffnet. Er trägt einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte.
Drei von vier Deutschen sind der Meinung, dass man den USA unter Präsident Donald Trump nicht mehr vertrauen kannBild: Samuel Corum-Pool/RESS.com/picture alliance

Wie bereitet man sich auf eine Begegnung mit US-Präsident Donald Trump vor? Diese Frage muss sich inzwischen wohl jeder Staats- und Regierungschef stellen, seit Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den südafrikanischen Staatschef Cyril Ramaphosa im Oval Office öffentlich gedemütigt hat.

Ein Training in Schlagfertigkeit habe Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vor seinem Besuch bei Trump nicht absolviert, betonte Regierungssprecher Stefan Kornelius. Der Kanzler fahre gelassen nach Washington, auch weil Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft weltweit etwas zu bieten habe.

Viel mehr Geld für Verteidigung

Im Gepäck hat Friedrich Merz unter anderem den Plan, die Bundeswehr zur "konventionell stärksten Armee in Europa" zu machen. Das gefällt dem US-Präsidenten genauso wie die im Raum stehende Ansage, dass alle NATO-Staaten künftig absehbar fünf Prozent ihrer Wirtschaftskraft in die Verteidigung stecken müssen. Fragt man die deutschen Bürger, dann hält aber nur jeder Zweite das für angemessen. Einem Drittel der Bürger geht das Fünf-Prozent-Ziel zu weit.

Das geht aus dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend hervor, für den infratest dimap Anfang Juni insgesamt 1292 wahlberechtigte Deutsche repräsentativ befragt hat.

Die Meinungsforscher fragten auch nach den Erwartungen der Bundesbürger an das Treffen von Trump und Merz im Weißen Haus. Nur knapp jeder Zweite glaubt, dass der deutsche Kanzler eine gute Ebene mit US-Präsident Trump findet. Die andere Hälfte ist der Meinung, dass Merz für die außenpolitischen Herausforderungen im neuen Amt zu wenig diplomatisches Geschick mitbringt.

Welchen Ländern kann Deutschland vertrauen?

Enge Beziehungen zu den USA wie auch zu Israel gehören zum Selbstverständnis bundesdeutscher Politik. Zugleich ist die Distanz offensichtlich gewachsen - auch aus Sicht der Wahlberechtigten. Frankreich und die Ukraine werden aktuell als weitaus vertrauenswürdigere Partner angesehen.

84 Prozent der Deutschen meinen, dass man Russland nicht mehr vertrauen kann. 73 Prozent sagen das über die USA. Auch Israel schneidet bei einer deutlichen Mehrheit der Befragten schlecht ab. Nur noch 16 Prozent und damit elf Prozent weniger als im Oktober 2024 halten Israel noch für einen Partner, dem Deutschland vertrauen kann.

Deutliche Kritik an Israel

Die militärische Reaktion Israels auf die Terroranschläge der islamistischen Hamas im Herbst 2023 hinterlässt Spuren. 63 Prozent der Bundesbürger betrachten das israelische Vorgehen in Gaza als zu weitgehend, nur 18 Prozent finden es angemessen.

77 Prozent der Befragten finden es richtig, dass Bundeskanzler Merz Israel für sein derzeitiges militärisches Vorgehen in Gaza kritisiert. Nur jeder Achte ist der Meinung, dass Deutschland im Nahost-Konflikt bedingungslos an der Seite Israels stehen sollte. Zugleich tut sich derzeit gut die Hälfte mit der Anerkennung einer besonderen Verpflichtung Deutschlands zum Schutz Israels schwer.

Die Schuld für die Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza sehen inzwischen fast genauso viele Bundesbürger bei Israel wie bei der Hamas, die von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird. Entsprechend offen zeigt sich die Mehrheit für ein Überdenken deutscher Militärhilfen: Gut vier von zehn Befragten sprechen sich für eine Begrenzung von Waffenexporten an Israel aus, weitere 30 Prozent für deren vollständigen Stopp.

Aus Deutschland wurden zwischen Oktober 2023 und Mai 2025 Rüstungsexporte in einem Wert von knapp einer halben Milliarde Euro genehmigt. Das schreibt die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linkspartei. Die Lieferungen umfassten unter anderem Feuerwaffen, Munition, Waffenteile, spezielle Ausrüstung für Heer und Marine, elektronische Ausrüstung sowie Spezialpanzer.

Friedrich Merz gewinnt an Ansehen

Die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD ist seit Mai im Amt. Mit den ersten Regierungswochen des schwarz-roten Bündnisses sind 40 Prozent zufrieden. Bei der sogenannten Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP waren es Anfang 2022 etwas mehr, nämlich 46 Prozent.

Wie viel Zutrauen haben die Deutschen in die neue Regierung? Inhaltlich unterscheiden sich die Aussagen nicht wesentlich von dem, was die Meinungsforscher unmittelbar nach der vorgezogenen Bundestagswahl erfahren haben.

Die Hälfte der Bürger traut der neuen Regierungsmannschaft die Stärkung der deutschen Wirtschaft zu (55 Prozent; +1) sowie eine bessere Vertretung deutscher Interessen in der Welt (52 Prozent; +1). Größer und auch leicht gewachsen ist die Skepsis hinsichtlich der Schaffung sicherer Verhältnisse in Deutschland (43 Prozent; -4) und einer wirksamen Migrationssteuerung (38 Prozent; -4). Gewachsene Zweifel bestehen auch, ob Schwarz-Rot die soziale Sicherheit in Deutschland gewährleisten kann (37 Prozent; -6).

Union vergrößert Vorsprung auf AfD

Friedrich Merz hat seit seinem Amtsantritt als Bundeskanzler deutlich an Sympathien gewonnen. 39 Prozent sind mit seiner politischen Arbeit zufrieden, im April waren es noch 14 Prozent weniger. Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) kommt ebenfalls auf 39 Prozent Zustimmung.

Für fast alle deutschen Spitzenpolitiker gilt: Eine Mehrheit der Deutschen ist mit ihrer Arbeit unzufrieden. Einzige Ausnahme: Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Er kommt auf einen Zustimmungswert von 61 Prozent. 

Ist es der gewachsene Zuspruch für Kanzler Friedrich Merz? Wenn der Bundestag am kommenden Sonntag neu gewählt würde, hätten CDU/CSU mit 29 Prozent (+2) ein besseres Ergebnis in Aussicht als bei der Bundestagswahl im Februar. Die SPD, die mit der Union koaliert, würde leicht verlieren und käme auf 15 Prozent (-1). 

Die in Teilen rechtsextreme AfD würde unverändert auf einen Stimmenanteil von 23 Prozent (+/-0) kommen. Grüne und Linke könnten mit zwölf (+1) beziehungsweise neun Prozent (-1) rechnen. Alle übrigen Parteien blieben ohne Chance auf einen Bundestagseinzug, darunter das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die FDP mit jeweils unverändert vier Prozent.