Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trifft im Trainingslager in Südtirol ein. Auf Bundestrainer Joachim Löw warten eine Menge Arbeit und schwierige Personalentscheidungen - vor allem auf der Torhüterposition.
Exakt um 13:01 Uhr fuhr der schwarze Mannschaftsbus der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch am Fünf-Sterne-Hotel "Weinegg" in Eppan in Südtirol an. Die Mitarbeiter des noblen Hotels rollten für den amtierenden Weltmeister den roten Teppich aus und sorgten im Vorfeld für ideale Trainingsbedingungen: Der Rasen auf dem Trainingsplatz wurde akribisch auf die richtige Länge gestutzt – alles angerichtet für die historische Mission der Titelverteidigung. Doch bis dahin wartet auf Bundestrainer Joachim Löw noch eine Menge Arbeit. Löw nimmt sich dafür Zeit, 16 Tage lang wird die DFB-Elf im Trainingslager in Eppan verbringen, fünf Tage mehr als 2014, damals ebenfalls in Südtirol.
Kein Freifahrtschein für Neuer
Bis zur Bekanntgabe des endgültigen WM-Kaders am 4. Juni muss der Bundestrainer ein paar knifflige Personal-Entscheidungen treffen. Insgesamt drei Feldspieler und einen Torwart wird Löw nach Hause schicken müssen. Darunter möglicherweise auch Manuel Neuer. Der 32-jährige Torwart des FC Bayern hat wegen eines Haarrisses im linken Fuß seit September 2017 kein Spiel mehr bestritten, sein letzter Auftritt im DFB-Trikot liegt sogar mehr als anderthalb Jahre zurück.
Die deutsche WM-Mannschaft 2018
Mit diesen Spielern möchte Bundestrainer Joachim Löw den Weltmeistertitel in Russland verteidigen. Wir stellen den endgültigen, 23 Mann starken WM-Kader Löws vor.
Bild: picture-alliance/ZB
Manuel Neuer
Deutschlands bester Torhüter hat sich gerade noch rechtzeitig zum Turnier gesund gemeldet. Trotz langer Verletzungspause fährt der Kapitän als Nummer eins im Tor nach Russland. <br/>
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Länderspiele: 75 / Tore: 0 / WM-Teilnahmen: 2
Bild: picture-alliance/ZB
Marc-André ter Stegen
Die Nummer eins im Tor des FC Barcelona hat sich während der Abwesenheit Neuers auch im DFB-Team zum Stammtorwart gemausert. Bei der WM ist ter Stegen die Nummer zwei.
<br/> <br/> Länderspiele: 19 / Tore: 0 / WM-Teilnahmen: -
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Kevin Trapp
Bundestrainer Löw nimmt auch den Keeper von Paris St. Germain mit nach Südtirol. Allerdings ist Trapp bei PSG nicht mehr erste Wahl und ohne größere Spielpraxis. <br/> <br/> Länderspiele: 3 / Tore: 0 / WM-Teilnahmen: -
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Jerome Boateng
Nach seiner Muskelverletzung im März waren die Sorgen groß, dass es für den Innenverteidiger nicht reicht. Boateng bliebt immer optimistisch und fährt mit nach Russland.<br/> <br/>Länderspiele: 70 / Tore: 1 / WM-Teilnahmen: 2
Bild: picture alliance /Sven Simon
Mats Hummels
Der Innenverteidiger des FC Bayern München bildet - wie im Verein - gemeinsam mit Boateng die Zentrale der deutschen Abwehr. Auch in der Spieleröffnung ist Hummels einer von Löws wichtigsten Spielern.<br/> <br/>Hummels - Länderspiele: 63 / Tore: 5 / WM-Teilnahmen: 1
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Antonio Rüdiger
Als Back-up der beiden Stammverteidiger genießt der Profi des FC Chelsea bei Joachim Löw großes Vertrauen.
<br/> <br/> Länderspiele: 24 / Tore: 1 / WM-Teilnahmen: -
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Niklas Süle
Als Ersatz des Ersatzmannes ist der junge Bayern-Innenverteidiger mit dabei. Seine Chancen auf längere WM-Einsätze sind wohl eher gering.
<br/> <br/> Länderspiele: 10 / Tore: 0 / WM-Teilnahmen: -
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Joshua Kimmich
Der Bayern-Profi ist auf der rechten Abwehrseite gesetzt. Zwar wäre er auch im defensiven Mittelfeld einsetzbar, doch Löw möchte ihn außen haben, wo er manches Mal auch gefährlich nach vorne durchstößt.
<br/> <br/> Länderspiele: 28 / Tore: 3 / WM-Teilnahmen: -
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Jonas Hector
Der Linksverteidiger erlebte mit dem 1. FC Köln keine schöne Saison - erst eine schwere Verletzung, dann der Abstieg. Hinten links ist er im DFB-Team erste Wahl.
<br/> <br/> Länderspiele: 37 / Tore: 3 / WM-Teilnahmen: -
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Marvin Plattenhardt
Gute linke Außenverteidiger sind dünn gesät in Deutschland. Der Herthaner ist einer. Für Löw ist der 26-Jährige eine Alternative zu Hector. <br/> <br/> Länderspiele: 6 / Tore: 0 / WM-Teilnahmen: -
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Matthias Ginter
Weltmeister ist der Verteidiger schon - auch wenn er 2014 nicht zum Einsatz kam. Löw schätzt Ginters Flexibilität. Seine Premierensaison bei Borussia Mönchengladbach verlief jedoch eher enttäuschend. <br/> <br/> Länderspiele: 17 / Tore: 0 / WM-Teilnahmen: 1
Der Profi von Juventus Turin ist im defensiven Mittelfeld der DFB-Elf Dreh- und Angelpunkt - und verlängerter Arm von Jogi Löw auf dem Platz.
<br/> <br/> Länderspiele: 74 / Tore: 7 / WM-Teilnahmen: 2
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Toni Kroos
An Khediras Seite spielt Toni Kroos, der auch bei Europas Spitzenklub Real Madrid die Fäden zieht und mit unglaublich hoher Passquote besticht.
<br/> <br/> Länderspiele: 82 / Tore: 12 / WM-Teilnahmen: 2
Bild: picture-alliance/GES/T. Eisenhuth
Sebastian Rudy
Als eine Art Allzweckwaffe für die Bank reist der Bayern-Profi mit nach Russland. Rudy, der in seinem ersten Bayern-Jahr nicht immer erste Wahl war, ist sowohl im defensiven Mittelfeld als auch als rechter Verteidiger einsetzbar.<br/> <br/> Länderspiele: 25 / Tore: 1 / WM-Teilnahmen: -
Bild: picture alliance/dpa/GES/M. I. Güngör
Ilkay Gündogan
Die WM 2014 verpasste Gündogan wegen einer Rückenverletzung, die EM vor zwei Jahren aufgrund eines Kreuzbandrisses. Diesmal ist er endlich zum Turnier fit.<br/> <br/> Länderspiele: 25 / Tore: 4 / WM-Teilnahmen: -
Bild: picture-alliance/GES-Sportfoto
Mesut Özil
Am Ball ist er brillant, auf dem Platz aber eher leise und in entscheidenden Spielen oft unsichtbar - dennoch will Löw auf den Spielmacher des FC Arsenal nicht verzichten.
<br/> <br/> Länderspiele: 90 / Tore: 23 / WM-Teilnahmen: 2
Bild: picture-alliance/dpa/D. Maurer
Thomas Müller
"Müller spielt immer", sagte einst Bayern-Trainer Van Gaal. Gleiches gilt für den WM-Torschützenkönig von 2010 auch in der Nationalmannschaft.
<br/> <br/> Länderspiele: 90 / Tore: 38 / WM-Teilnahmen: 2
Bild: picture-alliance/S. Simon
Marco Reus
Endlich darf der Dortmunder mit zu einer WM fahren. 2014 machte dem wendigen Angreifer - wie so oft in seiner Karriere - eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung.
<br/> <br/> Länderspiele: 30 / Tore: 9 / WM-Teilnahmen: -
Bild: picture-alliance/Rauchensteiner
Julian Draxler
Bei PSG hätte der ehemalige Schalker und Wolfsburger gerne regelmäßiger gespielt. Bei der DFB-Elf soll er Druck und Tempo über die linke Angriffsseite machen.
<br/> <br/> Länderspiele: 43 / Tore: 6 / WM-Teilnahmen: 1
Bild: picture-alliance/GES/M. I. Güngör
Leon Goretzka
Der Bald-Bayer reist nach der erfolgreichen Schalker Saison mit Selbstbewusstsein zur Nationalelf. Sein Stammplatz in Russland wird aber eher die Bank sein.
<br/> <br/> Länderspiele: 15 / Tore: 6 / WM-Teilnahmen: -
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst
Timo Werner
Wuchtig, schnell und treffsicher - spätestens seit er beim Confed Cup bester Torschütze wurde, steht der Leipziger Angreifer ganz oben auf Löws Stürmerliste.
<br/> <br/> Länderspiele: 13 / Tore: 7 / WM-Teilnahmen: -
Bild: picture-alliance/GES/M. Ibo
Mario Gomez
Beim Mittelstürmer des VfB Stuttgart weiß Löw, was er bekommt. Gomez war bei der EM in Frankreich bis zu seiner Verletzung vor dem Halbfinale Deutschlands effektivster Stürmer.
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Länderspiele: 74 / Tore: 31 / WM-Teilnahmen: 1
Bild: Reuters/M. Rehle
Julian Brandt
Das Top-Talent von Bayer 04 Leverkusen musste in der abgelaufenen Saison im Verein mehr Verantwortung übernehmen und ist dadurch viel stabiler geworden. Das wird belohnt mit einem Platz im WM-Kader.
<br/> <br/> Länderspiele: 15 / Tore: 1 / WM-Teilnahmen: -
Löw will sich gemeinsam mit Torwarttrainer Andreas Köpke ein Bild von der physischen Verfassung Neuers machen und dann eine Entscheidung fällen. Als Ersatz für die Nummer 1 im Tor steht Marc-Andre ter Stegen bereit. "Ich bin optimistisch und gehe davon aus, dass Manuel Neuer es schaffen kann. Sonst hätten wir ihn ja nicht mitgenommen nach Südtirol", sagte Löw der "Bild"-Zeitung.
Auch der WM-Einsatz von Innenverteidiger Jerome Boateng, der sich nach einer Oberschenkelverletzung derzeit im Aufbautraining befindet, ist fraglich. Ein weiterer Wackelkandidat ist Nils Petersen. Der 29-Jährige Stürmer vom SC Freiburg ist der einzige Akteur ohne Länderspiel im derzeitigen WM-Kader. Er wurde von Löw überraschend anstelle von Sandro Wagner nominiert.
Trainingslager als Basis für den Erfolg
Als Trainer einer Nationalmannschaft hat Löw nur selten die Gelegenheit, über einen längeren Zeitraum mit seiner Mannschaft zu arbeiten. Deshalb ist die Zeit im Trainingslager für ihn nach eigenen Worten zwar eine intensive, aber auch schöne Zeit: "Im Trainingslager geht es darum, die Basis zu legen für das WM-Turnier, das uns alles abverlangen wird, physisch wie mental." Um dieses Ziel zu erreichen, wird den Spielern einiges abverlangt. Zweimal am Tag wird trainiert, damit die Spieler nach einer langen Saison konditionell wieder neu aufgebaut werden und der Hunger auf Erfolg neu entfacht wird. Die Bedingungen dafür sind in Eppan perfekt: Das Mannschaftshotel bietet unter anderem einen Fitnessraum, eine Sportsauna, einen Outdoor-Pool und ein Basketballfeld - für Löw "eine gute Kombination, um konzentriert zu trainieren, aber auch zu regenerieren und zu entspannen".
Wollen den Titel verteidigen
Südtirol bedeutet für den DFB Erfolg: 1990 und 2014 holte Deutschland nach der Turnier-Vorbereitung in der Urlaubsregion jeweils den Weltmeisterschaftstitel, 2010 erreichte die DFB-Elf immerhin den dritten Platz.
Während des Trainingslagers steht am 2. Juni in Klagenfurt der Test gegen Österreich auf dem Programm. Einen Tag nach der Rückkehr aus Eppan, am 8. Juni, steigt in Leverkusen die WM-Generalprobe gegen Saudi-Arabien. Danach haben die Spieler noch ein paar Tage frei, um dann am 12. Juni nach Moskau ins WM-Quartier Watutinki zu fliegen. Am 17. Juni steht das Auftaktspiel gegen Mexiko an. Oliver Bierhoff formuliert schon jetzt deutlich den Anspruch an die Nationalmannschaft: "Das Ziel ist natürlich klar. Wir wollen als Weltmeister den Titel verteidigen."
