Bundestrainer Christian Wück setzt bei der EURO 2025 in der Schweiz auf Erfahrung. Die Spielerinnen, die zuletzt wegen schlechter Kommunikation Kritik an ihm geübt haben, sind nicht dabei.
Frauen-Bundestrainer Christian Wück mit seiner erfahrenen Kapitänin Giulia GwinnBild: Thomas Haesler/Kirchner-Media/dpa/picture alliance
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"Wir wollen mit einer Mischung aus Spielfreude, Begeisterung, Willen und Überzeugung agieren - dafür steht dieser Kader", sagte Christian Wück bei der Präsentation seines Kaders für die Fußball-Europameisterschaft der Frauen. "Wenn uns das gelingt, kann es für uns sehr weit gehen", prophezeite er.
Die EM-Endrunde in der Schweiz (2. bis 27. Juli) ist das erste große Turnier, bei dem Wück als Frauen-Bundestrainer Verantwortung trägt. Deutschland trifft in der Vorrunde mit Polen, Dänemark und Schweden auf drei starke Gegner.
Viel Erfahrung, Verzicht auf Kritikerinnen
Wück setzt auf viele Spielerinnen, die bereits seit Jahren das Gerüst der Nationalmannschaft bilden und viel Erfahrung - auch bei großen Turnieren - haben. Kapitänin ist Giulia Gwinn (63 Länderspiele) vom FC Bayern. Neben ihr sind mit Torjägerin Lea Schüller (75) und Außenstürmerin Klara Bühl (67) zwei weitere Double-Gewinnerinnen aus München gesetzt. Weitere Führungsspielerinnen sind die Mittelfeldspielerinnen Sjoeke Nüsken (45/FC Chelsea) und Sara Däbritz (108/Olympique Lyon) sowie Torhüterin Ann-Katrin Berger (22/ NY/NJ Gotham).
Es sind etliche Vize-Europameisterinnen von 2022 mit dabei. Insgesamt wurden elf Spielerinnen nominiert, die vor drei Jahren in England das EM-Finale erreichten.
Felicitas Rauch (l.) und Nicole Anyomi (r.) beklagten sich zuletzt, dass Wück nicht gut und offen mit ihnen kommuniziereBild: Eurasia Sport Images/Just Pictures/Sipa USA/dpa/picture alliance
Außen vor blieben wie erwartet Abwehrspielerin Felicitas Rauch, die bei North Carolina Courage in den USA spielt, und Stürmerin Nicole Anyomi von Eintracht Frankfurt. Beide hatten zuletzt die Kommunikation des Bundestrainers kritisiert und damit für viel Wirbel und eine Aussprache im Nationalteam gesorgt.
Während Anyomi ganz raus ist, steht Rauch zumindest auf der Liste der potentiellen Nachrückerinnen, sollte es zu einem verletzungsbedingten Ausfall kommen.
Zicai und Wamser als frische Offensivkräfte
Ein neues Gesicht ist die 20-jährige Cora Zicai. Das Offensivtalent vom SC Freiburg hat bislang erst drei Länderspiele absolviert, war aber bereits zweimal als Torschützin erfolgreich. Sie wird nach der EM innerhalb der Frauen-Bundesliga aus Freiburg zum VfL Wolfsburg wechseln.
Cora Zicai (2.v.r.) geht gerne ins Eins-gegen-eins-Duell und gilt als schnell und dribbelstark Bild: Andrew Milligan/PA Wire/dpa/picture alliance
Mit Carlotta Wamser, die zur neuen Saison von Eintracht Frankfurt zu Bayer Leverkusen stößt, steht eine weitere noch recht unerfahrene Angreiferin im Kader. Die 21-Jährige hat bislang zweimal für die DFB-Frauen gespielt.
Das größte Fragezeichen in seinem Aufgebot hatte Wück schon vergangene Woche aufgelöst: Bayern-Star Lena Oberdorf, der seit ihrem Kreuzbandriss vor knapp einem Jahr jegliche Spielpraxis fehlt, fährt nicht mit zur EM.
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Der Kader im Überblick:
Tor: Ann-Katrin Berger, Stina Johannes, Ena Mahmutovic
Mittelfeld/Angriff: Jule Brand, Klara Bühl, Selina Cerci, Sara Däbritz, Linda Dallmann, Laura Freigang, Giovanna Hoffmann, Sydney Lohmann, Sjoeke Nüsken, Lea Schüller, Elisa Senß, Cora Zicai
Auf Abruf: Alara Sehitler, Rafaela Borggräfe, Gia Corley, Laura Dick, Vivien Endemann, Lisanne Gräwe, Maria Luisa Grohs, Paulina Krumbiegel, Shekiera Martinez, Felicitas Rauch, Pia-Sophie Wolter
Die erfolgreichsten Torjägerinnen des DFB
Wer entscheidende Tore oder besonders viele Treffer erzielt, genießt bei den Fans besonderes Ansehen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einige große Torjägerinnen gehabt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: William West/AFP/Getty Images
Kerstin Garefrekes - 43 Tore
Die Stürmerin ist ebenfalls bei beiden deutschen WM-Titeln - 2003 und 2007 - dabei. Außerdem gewinnt sie 2005 und 2009 mit den DFB-Frauen die EM. Zehn Jahre lang (2001-2011) trägt Garefrekes das DFB-Trikot und bestreitet 130 Spiele. Neben ihrer Sportkarriere arbeitet sie zeitweise in der Verwaltung der Stadt Frankfurt am Main. Heute ist sie im Trainerstab von Eintracht Frankfurt tätig.
Die Stürmerin wird 2013 bei der SGS Essen bereits mit 16 Jahren Bundesligaprofi und schafft es vier Jahre später in die Nationalmannschaft. Nach nur neun Spielminuten gelingt ihr beim Debüt ihr erstes Länderspieltor. Schüller ist mit den DFB-Frauen seit der WM 2019 bei allen großen Turnieren dabei, ein großer Titel mit der Nationalelf fehlt ihr bislang aber noch. (*Stand: 29. Oktober 2024)
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Silvia Neid - 48 Tore
Silvia Neid ist eine der Pionierinnen des Fußballs in Deutschland. Schon beim ersten offiziellen Länderspiel im November 1982 gegen die Schweiz ist sie dabei. Dreimal gewinnt Neid als Spielerin die EM (1989, 1991, 1995). Noch erfolgreicher ist sie nach ihrer aktiven Karriere als Bundestrainerin (2005 - 2016). Ihre Titelsammlung: WM 2007, EM 2009 und 2013, außerdem Olympia-Gold 2016.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Anja Mittag - 50 Tore
Zwei Tore mehr als Neid erzielt Anja Mittag im DFB-Trikot. Mit 158 Länderspielen ist die Angreiferin Nummer vier der DFB-Rekordliste. Mittag feiert ihre größten Erfolge mit dem Olympiasieg 2016 und dem WM-Titel 2007. Dreimal wird sie außerdem Europameisterin (2005, 2009, 2013). 2017 beendet sie ihre DFB-Karriere und arbeitet heute als Co-Trainerin bei RB Leipzig.
Bild: Anke Fleig/SVEN SIMON/picture alliance
Bettina Wiegmann - 51 Tore
Zwischen 1989 und 2003 läuft die technisch versierte Mittelfeldspielerin 154 Mal für Deutschland auf. Wiegmann wird viermal Europameisterin (1991, 1995, 1997, 2001) und gewinnt 2003 die Weltmeisterschaft. Das WM-Finale ist ihr letztes Spiel. 2004 wird Wiegmann erste Ehrenspielführerin des DFB. Nach ihrem Karriereende beginnt sie eine Laufbahn als Trainerin.
Bild: Franz-Peter Tschauner/dpa/picture alliance
Celia Sasic - 63 Tore
Celia Sasic geht bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 2013 als Celia Okoyino da Mbabi für Deutschland auf Torejagd. Die in Bonn geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin gewinnt 2009 und 2013 die EM und wird 2015 WM-Torschützenkönigin. Im selben Jahr - nach dem Karriereende - wird sie Europas "Fußballerin des Jahres". Seit März 2022 ist Sasic DFB-Vizepräsidentin für Diversität und Vielfalt.
Bild: Lars Schroer/CITYPRESS 24/picture alliance
Inka Grings - 64 Tore
16 Jahre lang trägt die Stürmerin das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Zwischen 1996 und 2012 erzielt sie 64 Treffer. Zweimal gewinnt Grings mit den DFB-Frauen die EM-Turniere 2005 und 2009 und wird jeweils Torschützenkönigin. Im April 2019 übernimmt sie als Trainerin des Regionalligisten SV Straelen als erste Frau eine Männer-Mannschaft der obersten vier deutschen Fußballligen.
Bei der Euro 2022 unterstreicht Alexandra Popp eindrucksvoll ihren Stellenwert im deutschen Team. Bis zum Halbfinale trifft die Stürmerin des VfL Wolfsburg in jedem Spiel mindestens einmal. "Poppi" spielt seit 2010 für die DFB-Frauen und ist seit 2019 Kapitänin. 2016 gewinnt sie in Rio die olympische Goldmedaille, 2024 in Paris Bronze. Im Oktober 2024 beendet sie ihre DFB-Karriere.
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Heidi Mohr - 83 Tore
Nicht die meisten Treffer, aber die beeindruckendste Quote hat Heidi Mohr: Für ihre 83 Tore im DFB-Trikot benötigt sie "nur" 104 Spiele, die sie zwischen 1986 und 1996 bestreitet. Dreimal wird Mohr Europameisterin (1989, 1991, 1995). Bei der WM 1991 gelingt ihr in jedem Spiel ein Treffer. Im Februar 2019 stirbt die Torjägerin mit nur 51 Jahren an Krebs.
Bild: SVEN SIMON/picture alliance
Birgit Prinz - 128 Tore
Die DFB-Rekordspielerin (214 Länderspiele) und -Torjägerin wird 2003 und 2007 Welt- und fünfmal Europameisterin (1995, 1997, 2001, 2005, 2009). Bei der WM 2003 und den Olympischen Spielen 2004 ist Prinz beste Torschützenin und wird 2003, 2004 und 2005 zur Weltfußballerin gekürt. Mittlerweile arbeitet sie als Sportpsychologin bei der TSG Hoffenheim und auch bei den DFB-Frauen.