Mit einem 3:0-Erfolg in der UEFA Nations League hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen die Olympia-Qualifikation vor Augen. Fraglich ist, wie lange der erfolgreiche Interimstrainer Horst Hrubesch bleibt.
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"Das nächste Spiel wird sicher eines der schwersten", sagte der deutsche Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch nach dem wichtigen Sieg seiner Mannschaft gegen Dänemark in der UEFA Nations League. Durch das 3:0 (2:0) gegen die Däninnen, gegen die man im Hinspiel noch 0:2 verloren hatte, sind die Deutschen wieder Spitzenreiterinnen in ihrer Gruppe. Beenden sie die Runde auf Rang eins, sind sie in der K.o.-Runde und könnten sich noch für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris qualifizieren.
Dazu fehlt nun dank der besseren Ausgangsposition nur noch ein Schritt - am Dienstag in Wales, das bisher noch keinen einzigen Punkt gewinnen konnte. "Ich bin davon überzeugt, dass sie sich da keine Blöße geben", sagte Hrubesch. Mit einem Sieg sind die DFB-Frauen sicher Erste, gewinnen sie nicht, wären sie davon abhängig, was Dänemark im Parallelspiel gegen Island macht. Beide Teams haben nach fünf Partien zwölf Punkte, allerdings zählt zunächst der direkte Vergleich, den Deutschland dank des 3:0-Sieges für sich entschieden hat.
"Es war schon noch weit weg von perfekt, aber die Basics, die Tugenden, die uns ausmachen, die den Fußball ausmachen, die haben wir wieder auf den Platz gebracht", sagte Sydney Lohmann vom Deutschen Meister FC Bayern der DW nach dem Spiel. "Da war Leben da, da war voller Einsatz da, wir haben von der ersten Sekunde an gepresst, die auch ein Stück weit überrollt mit unserer Art und Weise anzulaufen."
"Gutes Gefühl" dank Horst Hrubesch
Die Partie gegen die Däninnen, die im Ostsee-Stadion in Rostock vor 19.180 Zuschauern stattfand, macht Hoffnung und bildet den nächsten Schritt, auf dem Weg zurück zur Bestform, nachdem die WM in Australien und Neuseeland enttäuschend endete und die Mannschaft anschließend keinen guten Eindruck machte. Nachdem Hrubesch als Interimstrainer übernahm und auch die Trennung von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach längerem Hin und Her vollzogen ist, läuft es deutlich besser.
Hrubesch gebe der Mannschaft "einfach ein sehr, sehr gutes Gefühl", sagte Torjägerin Alexandra Popp, die ihr Team mit dem 1:0 gegen Dänemark auf die Siegerstraße brachte. Er strahle "Urvertrauen" aus und vermittele dem Team, "dass wir unschlagbar sind, wenn wir unsere Leistung abrufen", bestätigte Lohmann.
"Die Chemie stimmt", versicherte auch Hrubesch, der seine Trainerkarriere eigentlich bereits beendet hatte, dann aber doch noch einmal einsprang. Die Einstellung seiner Mannschaft gegen Dänemark sei "sensationell" gewesen, schwärmte er nach dem Abpfiff. "Die stehen wirklich zueinander. Das fasziniert mich immer wieder, und sie nehmen den alten Mann auch mit", scherzte er.
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Nia Künzer als Direktorin, übernimmt Colin Bell?
Zu einer Aussage, wie es für ihn beim Deutschen Fußballbund (DFB) nach einer möglichen Olympia-Qualifikation weitergehen soll, ließ er sich jedoch nicht hinreißen. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir jetzt einfach mal schauen", sagte Hrubesch. Zuletzt gab es Medienberichte, der DFB sei sich mit Colin Bell einig und der Engländer werde die DFB-Frauen übernehmen. Ausgerechnet, könnte man sagen, denn der Ex-Coach des 1. FFC Frankfurt, ist derzeit Nationaltrainer inSüdkorea. Mit seinem Team war er bei der Weltmeisterschaft mit dafür verantwortlich, dass die Deutschen bereits in der Vorrunde aus dem Turnier ausschieden.
Während ein Engagement Bells noch Spekulation ist, scheint eine andere Personalentscheidung auf der Zielgeraden zu sein: DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig bestätigte im ZDF, man sei sich mit einer Kandidatin einig, die den freien Posten der DFB-Direktorin für den Frauenfußball übernehmen soll. Zuletzt war Nia Künzer, Weltmeisterin von 2003, gehandelt worden.
Endrunde im Februar
Zunächst aber soll am Dienstag in Wales der nächste Schritt auf dem Weg nach Paris gemacht werden. Die Endrunde der UEFA Women's Nations League wird dann zwischen dem 21. und 28. Februar 2024 ausgetragen.
Dort werden unter vier Mannschaften die verbleibenden zwei freien Plätze für europäische Mannschaften für das olympische Turnier vergeben.
Wer entscheidende Tore oder besonders viele Treffer erzielt, genießt bei den Fans besonderes Ansehen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einige große Torjägerinnen gehabt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: William West/AFP/Getty Images
Kerstin Garefrekes - 43 Tore
Die Stürmerin ist ebenfalls bei beiden deutschen WM-Titeln - 2003 und 2007 - dabei. Außerdem gewinnt sie 2005 und 2009 mit den DFB-Frauen die EM. Zehn Jahre lang (2001-2011) trägt Garefrekes das DFB-Trikot und bestreitet 130 Spiele. Neben ihrer Sportkarriere arbeitet sie zeitweise in der Verwaltung der Stadt Frankfurt am Main. Heute ist sie im Trainerstab von Eintracht Frankfurt tätig.
Die Stürmerin wird 2013 bei der SGS Essen bereits mit 16 Jahren Bundesligaprofi und schafft es vier Jahre später in die Nationalmannschaft. Nach nur neun Spielminuten gelingt ihr beim Debüt ihr erstes Länderspieltor. Schüller ist mit den DFB-Frauen seit der WM 2019 bei allen großen Turnieren dabei, ein großer Titel mit der Nationalelf fehlt ihr bislang aber noch. (*Stand: 29. Oktober 2024)
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Silvia Neid - 48 Tore
Silvia Neid ist eine der Pionierinnen des Fußballs in Deutschland. Schon beim ersten offiziellen Länderspiel im November 1982 gegen die Schweiz ist sie dabei. Dreimal gewinnt Neid als Spielerin die EM (1989, 1991, 1995). Noch erfolgreicher ist sie nach ihrer aktiven Karriere als Bundestrainerin (2005 - 2016). Ihre Titelsammlung: WM 2007, EM 2009 und 2013, außerdem Olympia-Gold 2016.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Anja Mittag - 50 Tore
Zwei Tore mehr als Neid erzielt Anja Mittag im DFB-Trikot. Mit 158 Länderspielen ist die Angreiferin Nummer vier der DFB-Rekordliste. Mittag feiert ihre größten Erfolge mit dem Olympiasieg 2016 und dem WM-Titel 2007. Dreimal wird sie außerdem Europameisterin (2005, 2009, 2013). 2017 beendet sie ihre DFB-Karriere und arbeitet heute als Co-Trainerin bei RB Leipzig.
Bild: Anke Fleig/SVEN SIMON/picture alliance
Bettina Wiegmann - 51 Tore
Zwischen 1989 und 2003 läuft die technisch versierte Mittelfeldspielerin 154 Mal für Deutschland auf. Wiegmann wird viermal Europameisterin (1991, 1995, 1997, 2001) und gewinnt 2003 die Weltmeisterschaft. Das WM-Finale ist ihr letztes Spiel. 2004 wird Wiegmann erste Ehrenspielführerin des DFB. Nach ihrem Karriereende beginnt sie eine Laufbahn als Trainerin.
Bild: Franz-Peter Tschauner/dpa/picture alliance
Celia Sasic - 63 Tore
Celia Sasic geht bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 2013 als Celia Okoyino da Mbabi für Deutschland auf Torejagd. Die in Bonn geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin gewinnt 2009 und 2013 die EM und wird 2015 WM-Torschützenkönigin. Im selben Jahr - nach dem Karriereende - wird sie Europas "Fußballerin des Jahres". Seit März 2022 ist Sasic DFB-Vizepräsidentin für Diversität und Vielfalt.
Bild: Lars Schroer/CITYPRESS 24/picture alliance
Inka Grings - 64 Tore
16 Jahre lang trägt die Stürmerin das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Zwischen 1996 und 2012 erzielt sie 64 Treffer. Zweimal gewinnt Grings mit den DFB-Frauen die EM-Turniere 2005 und 2009 und wird jeweils Torschützenkönigin. Im April 2019 übernimmt sie als Trainerin des Regionalligisten SV Straelen als erste Frau eine Männer-Mannschaft der obersten vier deutschen Fußballligen.
Bei der Euro 2022 unterstreicht Alexandra Popp eindrucksvoll ihren Stellenwert im deutschen Team. Bis zum Halbfinale trifft die Stürmerin des VfL Wolfsburg in jedem Spiel mindestens einmal. "Poppi" spielt seit 2010 für die DFB-Frauen und ist seit 2019 Kapitänin. 2016 gewinnt sie in Rio die olympische Goldmedaille, 2024 in Paris Bronze. Im Oktober 2024 beendet sie ihre DFB-Karriere.
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Heidi Mohr - 83 Tore
Nicht die meisten Treffer, aber die beeindruckendste Quote hat Heidi Mohr: Für ihre 83 Tore im DFB-Trikot benötigt sie "nur" 104 Spiele, die sie zwischen 1986 und 1996 bestreitet. Dreimal wird Mohr Europameisterin (1989, 1991, 1995). Bei der WM 1991 gelingt ihr in jedem Spiel ein Treffer. Im Februar 2019 stirbt die Torjägerin mit nur 51 Jahren an Krebs.
Bild: SVEN SIMON/picture alliance
Birgit Prinz - 128 Tore
Die DFB-Rekordspielerin (214 Länderspiele) und -Torjägerin wird 2003 und 2007 Welt- und fünfmal Europameisterin (1995, 1997, 2001, 2005, 2009). Bei der WM 2003 und den Olympischen Spielen 2004 ist Prinz beste Torschützenin und wird 2003, 2004 und 2005 zur Weltfußballerin gekürt. Mittlerweile arbeitet sie als Sportpsychologin bei der TSG Hoffenheim und auch bei den DFB-Frauen.