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DFB-Frauen: Olympia-Quali und Trainerfrage

1. November 2023

Die DFB-Frauen wahren mit einem Sieg gegen Island ihre Chancen auf die K.o.-Phase der Nations League und die Olympia-Qualifikation. Doch es stellen sich derzeit nicht nur sportliche Fragen rund um das Team.

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch (links) vor dem Spiel gegen Island
Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch (l.) vor dem Spiel gegen IslandBild: Brynjar Gunnarsson/dpa/picture alliance

Es war sinnbildlich für die aktuelle Situation der DFB-Frauen: Lange war die Nations-League-Partie in Island eine zähe Nummer bei eisigen Temperaturen, doch am Ende stand ein 2:0-Erfolg und man war doch im Großen und Ganzen zufrieden - im Spiel und der Gesamtsituation gibt es momentan einfach eine gemischte Gefühlslage mit Positivem und Negativem.

Torschützin Giulia Gwinn gab nach dem Kraftakt auf gefrorenem Rasen in Reykjavik zu: "Es war ein ziemlicher Krampf." Horst Hrubesch, der nach dem 5:1 gegen Wales seinen zweiten Sieg im zweiten Spiel mit den DFB-Frauen feierte, vermisste noch "Cleverness und Sicherheit". "Wir müssen es einfach besser spielen", sagte der Interims-Bundestrainer nach dem schmucklosen Erfolg. "Viel ruhiger, viel klarer", ergänzte Hrubesch. Und doch überwog am Ende dieses Abends in Reykjavik das Positive.

Gwinn (65.) per Foulelfmeter und Klara Bühl (90.+4) erzielten auf Island die Tore für das das DFB-Team, das ohne die verletzte Kapitänin Alexandra Popp angetreten war. Beim entscheidenden Treffer von Bühl rutschte Islands Torhüterin Ivarsdottir der eigentlich harmlose Schuss der Münchenerin durch die Hände. "Wir haben am Ende noch gezittert. Aber jetzt sind wir überglücklich", fasste Mittelfeldspielerin Lena Lattwein die Partie am ZDF-Mikrofon treffend zusammen.

Torschützin Klara Bühl (r.) traf in der Nachspielzeit zum 2:0 gegen Island Bild: Wunderl/Beautiful Sports/IMAGO

Olympiaquali-Showdown gegen Dänemark?

Nach drei Siegen aus vier Spielen in der Nations League liegt das deutsche Team weiter drei Punkte hinter den makellosen Däninnen, gegen die die Auftaktpartie unter der damaligen Interimstrainerin Britta Carlsson mit 0:2 verloren ging. Nun steht am 1. Dezember im Rostocker Ostseestadion (20.30 Uhr MEZ, live im ZDF) das erneute Duell mit den Däninnen und damit die Vorentscheidung in der Nations-League-Gruppe C an, bevor Deutschland am 5. Dezember im letzten Gruppenspiel in Swansea (19.30 MEZ) auf Wales trifft.

Das Hrubesch-Team muss in den zwei Partien mindestens die drei Punkte auf Dänemark gutmachen, um weiter die Chance auf die Qualifikation für Paris 2024 zu haben. Denn nur als Gruppensieger qualifizieren die Vize-Europameisterinnen sich für die Endrunde der Nations League und spielen so weiter um eines der beiden Olympia-Tickets, die die Finalteilnehmer erhalten. Sollte Olympiagastgeber Frankreich die Finalrunde erreichen, rückt automatisch der Drittplatzierte der Nations League für Olympia auf.

DFB-Kapitänin Alexandra Popp ärgert sich über eine vergebenen Torchance im Hinspiel gegen Dänemark Bild: Michael Memmler/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Bei Punktgleichheit mit Dänemark nach der Gruppenphase zählt zunächst der direkte Vergleich, dann das bessere Torverhältnis. Im Fall eines Sieges mit drei Toren Unterschied würde das DFB-Team somit den direkten Vergleich mit den Däninnen für sich entscheiden. 

"MVT"-Entscheidung naht

Dass er das Team im Falle einer Olympia-Qualifikation in Paris gerne betreuen würde, hat Hrubesch bereits klargemacht. "Horst hat gesagt, er läuft nach Frankreich, wenn wir ihn nicht mitnehmen", hatte Linda Dahlmann vor dem Spiel gegen Wales verraten. Hrubesch selbst sagte nach seinem Amtsantritt: "Ich konzentriere mich auf diese beiden Spiele und hoffe, dass es letztendlich vier Spiele werden – und dann noch die beiden in den Playoffs."

Ob es für Olympia reicht und wenn ja, ob der Trainer in Paris dann Horst Hrubesch heißt, steht noch in den Sternen. Ziemlich sicher ist aber jedenfalls, dass die eigentliche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem WM-Vorrunden-Aus und ihrer anschließenden Erkrankung nicht an die Seitenlinie der DFB-Frauen zurückkehren wird. Nach ihrer Genesung sind die Fronten zwischen "MVT" und dem DFB offenbar vollkommen verhärtet. Kommuniziert wird seitdem Berichten zufolge nur noch über Anwälte, eine Rückkehr der 55-Jährigen scheint ausgeschlossen. 

2018 folgte Martina Voss-Tecklenburg als Bundestrainerin auf Horst Hrubesch, eine Rückkehr scheint nach dem WM-Desaster und ihrer Krankschreibung ausgeschlossenBild: Memmler/Eibner/IMAGO

Voss-Tecklenburg hat nach dem WM-Desaster offenbar den Rückhalt bei einem Großteil der Mannschaft verloren. Die Spielerinnen reagierten auf Nachfragen zu Voss-Tecklenburg wahlweise ausweichend oder mit Kritik zwischen den Zeilen. Hrubesch, den Voss-Tecklenburg in einem Posting auf Instagram als "qualifizierte Zwischenlösung" bezeichnete, reagierte auf Nachfragen zu "MVT" gereizt. "Das ist jetzt nicht mein Bier", sagte Hrubesch angesprochen auf die Rückkehr-Pläne Voss-Tecklenburgs. 

Die Entscheidung in der "Causa MVT" wird wohl bald fallen. Noch in dieser Woche soll es ein finales Gespräch zwischen der Noch-Bundestrainerin, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dem für die Frauen-Nationalmannschaft zuständigen DFB-Geschäftsführer Sport, Andreas Rettig, geben. Hinter den Kulissen soll es in der Kommunikation der Juristen beider Seiten nicht mehr um die Frage ob, sondern nur zu welchen Modalitäten der Vertrag zwischen Voss-Tecklenburg und dem Verband aufgelöst wird, gehen. Gewissheit in der "Causa MVT" ist damit vor Gewissheit über die Olympia-Qualifikation zu erwarten.  

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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