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DFB: Ist Hansi Flick der bessere Joachim Löw?

Tobias Oelmaier
7. September 2021

6:0 gegen Armenien - die deutsche Fußball-Nationalmannschaft scheint unter Bundestrainer Hansi Flick wie neu geboren. Liegt es an der Jugend auf dem Platz?

Deutschland Fußball Nationalmannschaft Hansi Flick und Joachim Löw
Bild: Getty Images

Es gibt die gefühlte und es gibt die echte Wahrheit. Die gefühlte ist: Joachim Löw hat in seiner Zeit als Bundestrainer eher auf bewährte Kräfte gesetzt. Während sein Nachfolger Hansi Flick der Jugend eine Chance gibt. Beispiele gefällig? Das Festhalten an Lukas Podolski, der eher als Maskottchen denn als Spieler Weltmeister werden durfte. Die Turnier-Nominierungen der damals verletzten Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger. Die Nibelungentreue zu Toni Kroos oder der Umbruch-Rückzieher bei Mats Hummels und Thomas Müller. Flick dagegen wirft Jamal Musiala (18 Jahre), Florian Wirtz (18) und Karim Adeyemi (19) gegen Armenien ins kalte Wasser.

Symbolbild für den Neustart: Neuling Florian Wirtz feiert mit Torschütze Karim Adeyemi dessen PremierentorBild: Tom Weller/dpa/picture alliance

Aber wie gesagt: Das alles ist richtig, es sind aber nur Teile der ganzen Wahrheit. Auch Löw hatte durchaus Phasen, in denen Teenager ihr Nationalmannschafts-Debüt feierten: Die beiden 2014er-Weltmeister Julian Draxler und Mario Götze etwa waren auch erst 18 Jahre alt, als sie erstmals im DFB-Trikot aufliefen. Insgesamt absolvierten 18 Jungprofis zwischen 18 und 20 Jahren unter Löw ihren ersten Einsatz - in den 15 Jahren seiner Amtszeit ist das durchschnittlich mehr als einer pro Jahr. Auch der jetzt gefeierte Jamal Musiala fiel im März dieses Jahres noch darunter.

Flick spricht die Sprache der Spieler

Worin also liegt der Unterschied zwischen den Trainern Löw und Flick? Nach zwei Spielen lässt sich das natürlich nicht abschließend beurteilen. Von außen betrachtet liegt jedoch nahe, dass der gegen Ende immer kauzigere Löw mit den ausbleibenden Erfolgen die Spieler nicht mehr so erreicht hat wie in seiner Anfangs- und Blütezeit.

Auf der anderen Seite hat Flick schon beim FC Bayern bewiesen, dass er mit seiner freundlich jovialen Art offenbar mit jedem Spieler gut kann. Ob jung oder alt, ob aus der Bling-Bling-Fraktion oder dem Musterprofi, dem Edeltechniker oder dem Kämpfer - Flick schaffte auf Anhieb, die Stärken jedes einzelnen herauszukitzeln und wurde mit sechs Titeln in einer Saison belohnt. Ähnlich könnte es nun beim DFB zu laufen. Wobei man vorsichtig sein muss: Weder der mäßige 2:0-Einstand gegen Liechtenstein noch das furios anmutende 6:0 gegen Armenien taugen als echte Gradmesser. Und die tatsächlich überzeugenden Vorstellungen von Musiala sowie der beiden Neulinge Florian Wirtz und Karim Adeyami wären möglicherweise auch nicht möglich gewesen, hätten sich alle Stammkräfte an Bord befunden. Müller und Hummels stehen auch bei Flick hoch im Kurs und werden nach ihren Verletzungen sicher zurückkehren.

Debüt unter Joachim Löw, Durchbruch unter Joachim Flick? Jamal Musiala gilt als Top-Talent im deutschen Fußball.Bild: Arnd Wiegmann/REUTERS

Qualität zeigt sich in der Krise

Auch Löw hatte es anfangs geschafft, der Mannschaft einen eigenen Stil beizubringen, Ballbesitzfußball - gekrönt vom WM-Titel in Brasilien. Erst später, mit ausbleibenden Erfolgen, wurde er immer vorsichtiger, durchschaubarer, unflexibler, manche sagen: starrsinniger.

Zurzeit ist das schnelle Umschalten im internationalen Fußball das Mittel zum Erfolg. Wie sich Flick nach ersten Rückschlägen verhalten wird, bleibt abzuwarten. Und tatsächlich sind die Leistungsträger um Joshua Kimmich, Niklas Süle oder Serge Gnabry auch schon Mitte 20. Ganz zu schweigen vom 35 Jahre alten Torwart Manuel Neuer.

Fakt ist: Sowohl Joachim Löw 2006 als auch jetzt Hansi Flick haben für eine Aufbruchstimmung im deutschen Fußball gesorgt. Damals wie heute rollten La Olas durch die Stadien. Und die Jungen um Kai Havertz, Musiala, Wirtz oder Adeyemi sind die Hoffnungsträger für die nächste Dekade. 

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