Die Siegesserie von Bundestrainer Hansi Flick ist zwar gerissen, doch der Glaube an eine erfolgreiche Fußball-WM bleibt bestehen. Die DFB-Elf zeigt eine gute Leistung und ist weiter auf dem richtigen Weg.
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Da geriet Bundestrainer Hansi Flick richtig ins Schwärmen. Der niederländische Fußball habe ihn schon zu Beginn seiner Trainer-Laufbahn begeistert, berichtete der 57-Jährige im Interview mit der ARD. "Ich habe mir alles über den Fußball in Holland angesehen. Ich habe mir Bücher und VHS-Kassetten, die ich immer noch zu Hause habe, angeschaut", so Flick. "Es war einfach schön zu sehen, wie sie spielen." Beim FC Victoria Bammental, einem kleinen Verein südlich von Heidelberg, hatte Flick seine Spielerkarriere beendet und seine Arbeit als Trainer aufgenommen. "Dort", sagte er, "konnte ich viele Dinge ausprobieren."
22 Jahre später hat Flick als Triplesieger mit dem FC Bayern Geschichte geschrieben und ist neuer Hoffnungsträger beim DFB. "Wir wollen erfolgreichen, schönen, modernen und aktiven Fußball spielen", sagte der Bundestrainer kurz nach seiner Amtseinführung im September vergangenen Jahres. Danach hatte Flick die ersten acht Länderspiele mit seiner Mannschaft gewinnen können.
Das 1:1 (1:0)-Unentschieden gegen die Niederlande war das erste Spiel unter der Leitung des 57-Jährigen, welches das DFB-Team nicht mit einem Sieg abschließen konnte. Dennoch war das Remis gegen ein Schwergewicht im internationalen Fußball aller Ehren wert. "Für die Zuschauer war es ein Topspiel mit hoher Intensität", sagte Flick und lobte seine Mannschaft: "Es ist schön, wie sie Fußball spielt. Die Art und Weise ist erfrischend. Sie ist mutig. Mit dem 1:1 können wir zufrieden sein. Das Unentschieden ist gerecht."
Ausrufezeichen von Thomas Müller
Wie sich Flick den Fußball der deutschen Nationalmannschaft vorstellt, zeigte der Führungstreffer von Thomas Müller: Erst setzte Nico Schlotterbeck Mittelfeldspieler Jamal Musiala gut in Szene, der den Ball dann scharf in den Strafraum passte. Über Umwege landete der Ball dann bei Thomas Müller, der das Spielgerät auf direktem Weg im niederländischen Tor versenkte. "Die Richtung stimmt", analysierte Müller die aktuelle Situation der DFB-Elf. "Man hat gemerkt, dass wir nicht nur mithalten, sondern auch dominieren können. Das Gefühl an sich ist gut."
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Es sind junge Spieler wie Musiala, Schlotterbeck oder David Raum, die Hoffnung machen. Genauso aber wie die etablierten Spieler Müller oder auch Leroy Sané - beide haben unter Flick bereits beim FC Bayern eine positive Entwicklung genommen. Besonders die neu entdeckten Defensivfähigkeiten von Sané helfen dem Rekordmeister, aber auch dem DFB-Team enorm weiter.
"Die Art und Weise, wie präsent er jetzt im Spiel ist, absolut fokussiert auf das, was kommt, auf die nächste Aktion, dafür brauchte es bei ihm ein kleines Umdenken", sagte Flick im Januar über den Offensivspieler. "Aber wenn ich jetzt sehe: Er verliert den Ball und geht sofort nach - das ist das, was wir erwarten, und auch das, was die Fans von ihm verlangen."
Flick: "Zurück an die Weltspitze"
"Hansi kann andere zum Leuchten bringen." Flick könne die Menschen führen, sagte Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann einmal über den Trainer und ergänzte: "Er nimmt sehr fein wahr, er spürt genau, welche Stimmung in der Mannschaft herrscht. Er merkt, wann sie Führung braucht und wann er Druck rausnehmen muss." Der 57-Jährige hat es in seiner bisherigen Amtszeit geschafft, die Spieler und auch die Fans wieder für der DFB-Elf zu begeistern. Die Leistungen des Weltmeisters von 2014 sind ordentlich, aber noch nicht herausragend.
Es ist eine Entwicklung zu sehen, die bereits erste Stimmen von einem möglichen Gewinn des WM-Titels in diesem Jahr laut werden lassen. "Der deutsche Fußball hat eine Tradition der Erfolge. Und genau da wollen wir wieder hin", sagte Flick und machte deutlich: "Wir wollen zurück an die Weltspitze." Wann die DFB-Elf dort ankommen wird, ist offen. Doch solange Flick weiterhin in Ruhe arbeiten kann, könnte es früher oder später so weit sein.
Die erfolgreichsten Torjäger für Deutschland
Wer die entscheidenden Tore oder besonders viele Treffer erzielt, genießt bei den Fans besonderes Ansehen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einige große Torjäger gehabt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: Reuters
Michael Ballack - 42 Tore
Zwischen vielen Stürmern ist Michael Ballack der torgefährlichste Mittelfeldspieler der deutschen Nationalelf. Zwischen 1999 und 2010 macht der "Capitano" 98 Länderspiele. Sein großes Manko: Einen Titel gewinnt Ballack nie. Das WM-Finale 2002 verpasst er wegen Gelbsperre, 2006 ist im Halbfinale Schluss. 2008 geht das Endspiel gegen Spanien verloren und 2010 fehlt Ballack wegen einer Verletzung.
Nach dem WM-Gewinn von 1954 beruft Bundestrainer Sepp Herberger den damals erst 17-jährigen Seeler ins Nationalteam. 1961 ist Seeler erstmals Kapitän. Der ewige HSV-Stürmer spielt bis 1970 für Deutschland und steht dabei insgesamt 72 Mal auf dem Platz. Sein berühmtestes Tor erzielt er 1970 im WM-Viertelfinale gegen England mit dem Hinterkopf (Foto).
Bild: Sven Simon/picture-alliance
Karl-Heinz Rummenigge - 45 Tore
Der spätere Vereinsboss des FC Bayern ist 1976 bei seinem Debüt im DFB-Team 21 Jahre alt. Er stürmt seit 1974 für die Münchener und ist bereits zweifacher Europapokalsieger. Rummenigge ist 1978 bei der WM dabei, gewinnt 1980 mit Deutschland die Europameisterschaft und führt das DFB-Team 1982 und 1986 als Kapitän ins WM-Finale, geht aber jeweils als Verlierer vom Platz.
Bild: Photoshot/picture alliance
Thomas Müller - 45 Tore
Der Weltmeister von 2014 und WM-Torschützenkönig von 2010 erlebt seine "zweite Karriere" in der Nationalelf. Im März 2019 sortierte Bundestrainer Joachim Löw Müller zum Unverständnis vieler Fans und Experten aus und "begnadigt" den vielseitigen Offensivspieler erst kurz vor der EURO im Jahr 2021. Auch bei der WM 2022 und der Heim-EM 2024 ist er dabei. Direkt nach dem Turnier tritt er zurück.
Bild: Jürgen Fromme /firo/augenklick/picture alliance
Jürgen Klinsmann - 47 Tore
Elf Jahre lang, von 1987 bis 1998, ist Jürgen Klinsmann Nationalspieler und bestreitet 108 Länderspiele. 1990 wird er Weltmeister, 1996 darf er als Kapitän den EM-Pokal aus den Händen der Queen entgegennehmen. Eines seiner herausragenden Länderspiele macht Klinsmann 1990 im WM-Achtelfinale gegen die Niederlande, als Deutschland den Europameister mit 2:1 besiegt (Foto).
Bild: Getty Images
Rudi Völler - 47 Tore
Ebenfalls 47 Treffer erzielt Klinsmanns langjähriger Sturmpartner, allerdings benötigt "Rudi Nazionale" nur 90 Länderspiele dafür. Völler trägt das DFB-Trikot von November 1982 bis Juli 1994 und nimmt in dieser Zeit an allen Turnieren teil. Der spätere Sportdirektor von Bayer Leverkusen steht mit dem DFB-Team 1986 im WM-Finale und verliert, vier Jahre später wird er Weltmeister.
Bild: imago-images/C. Bergmann
Lukas Podolski - 49 Tore
Mit dem Ball am Fuß lossprinten und überlegt ins lange Eck abschließen, auf diese Art und Weise erzielt Lukas Podolski einige seiner 49 Treffer im DFB-Dress. In Polen geboren hätte er auch für das dortige Nationalteam spielen können, entscheidet sich aber für Deutschland, für das er 130 Mal aufläuft. Von der EM 2004 bis zur EM 2016 ist er bei allen Turnieren dabei und wird 2014 Weltmeister.
Bild: Reuters/W. Rattay
Joachim Streich - 55 Tore
Der schnelle Angreifer ist einer der besten Rechtsaußen, die für ein deutsches Nationalteam gespielt haben. Streich erzielt seine 55 Tore zwischen 1969 und 1984 in 102 Länderspielen für die DDR-Auswahl. Er nimmt mit der DDR an der WM 1974 teil, fehlt aus taktischen Gründen aber ausgerechnet beim Duell mit dem "Klassenfeind" BRD. Die DDR gewinnt auch ohne ihren besten Torjäger mit 1:0.
Bild: WEREK/imago images
Gerd Müller - 68 Tore
Lange Zeit gilt seine Marke von 68 Länderspieltoren als unerreichbar. Müller, genannt der "Bomber der Nation", benötigt für seine 68 Treffer gerade einmal 62 Länderspiele, die er zwischen 1966 und 1974 bestreitet. Oft macht er die entscheidenden Tore - so auch den Siegtreffer im WM-Endspiel von 1974 (Foto), seinem letzten Auftritt im Trikot der Nationalmannschaft.
Bild: picture-alliance/dpa/P.Robinson
Miroslav Klose - 71 Tore
Drei Tore mehr als der "Bomber" erzielt Miroslav Klose in seinen 137 Länderspielen. Sein erstes Tor im DFB-Dress gelingt ihm gleich beim Debüt im März 2001. Kloses größter Erfolg: der Gewinn der WM 2014 in Brasilien. Anschließend tritt er aus der Nationalelf zurück. Klose ist mit 16 Treffern erfolgreichster WM-Torschütze aller Zeiten.