DFB-Team: Jamal Musiala mit Gala-Vorstellung
16. November 2024Es dauerte gerade einmal 79 Sekunden bis Jamal Musiala im Strafraum hochsprang und den Ball mit dem Kopf ins gegnerische Tor beförderte. Joshua Kimmich hatte zuvor perfekt von der rechten Seite geflankt. Damit waren die Festspiele in Freiburg eröffnet, denn die DFB-Elf setzte nach und ließ Bosnien-Herzegowina beim Duell in der Nations League gar nicht erst ins Spiel kommen.
Angefeuert von 34.700 Zuschauern in der ausverkauften Freiburger Arena begeisterte die Nationalmannschaft mit schnellem Passspiel, hohem Pressing und guter Verteidigung.
Schützenfest der DFB-Elf
Die besonderen Momente gehörten - wie in den vergangenen Wochen - aber immer wieder den beiden Youngstars Florian Wirtz und Musiala. "Das sind zwei Fußballer, die in dem Alter schon absolute Weltklasse sind", lobte Mittelfeldspieler Pascal Groß seine beiden Mitspieler. Besonders der Offensivspieler des FC Bayern München überragte mit starken Aktionen in der Defensive und perfekten Pässen in die Spitze und sorgte so stets für Gefahr im Strafraum der Gäste. Fußball-Deutschland habe zwei unfassbare Spieler, so Groß, die "in jedem Spiel den Unterschied machen können."
Nach dem Führungstreffer konnten sich die Zuschauer und Bundestrainer Julian Nagelsmann über sechs weitere Tore des DFB-Teams freuen. Tim Kleindienst (23. Minute) und Kai Havertz (37.) machten bereits vor der Pause alles klar. Wirtz setzte mit seinem Traumfreistoß (50.) ein weiteres Ausrufezeichen und erzielte wenige Minuten später auch das 5:0 (57.). Der eingewechselte Leroy Sané (66.) und erneut Kleindienst (79.) machten den 7:0-Kantersieg perfekt. "Oh wie ist das schön", schallte es von den Rängen des Freiburger Stadions. "Das wir es im positiven Sinne so auf die Spitze treiben ist schon sehr gut und da können die Jungs auch stolz drauf sein", lobte der Bundestrainer.
Der Erfolg bedeutet für die Nationalmannschaft den Gruppensieg und damit einen Vorteil in der K.o.-Phase, die im März beginnt. Die Deutschen bekommen nun unter Umständen einen leichteren Gegner und haben im Rückspiel Heimrecht.
Musiala: "Mein Vater hat 'Fufu' gemacht"
Für Wirtz und auch Musiala, die beide seit Wochen in Bestform sind, war nach knapp einer Stunde dann Schluss. Mit Standing Ovations verabschiedeten die Fans ihre Offensivspieler in den wohlverdienten Feierabend. "Es hat Spaß gemacht", sagte Musiala nach der Partie im Fernsehinterview. "Die Sachen, die wir machen wollten, haben wir richtig gemacht, Und nach ein paar Toren kann dann jeder befreit aufspielen."
Dass Musiala für die DFB-Elf aufläuft, war lange Zeit nicht klar, denn der Sohn eines nigerianischen Vaters und einer englischen Mutter spielte in der Jugend noch für die englische Nationalmannschaft, bevor er sich kurz vor der EM 2021 für Deutschland, sein Geburtsland, entschied. Ausschlaggebend war damals auch ein Versprechen des ehemaligen Bundestrainers Joachim Löw (2006 - 2021).
"Ich habe zum einzigen Mal in meiner Zeit als Bundestrainer einem Spieler ein Versprechen gegeben. Ich habe, obwohl er bei Bayern kein Stammspieler war, gesagt, dass er auf jeden Fall im Sommer bei der EM 2021 dabei sein wird, wenn er sich für uns entscheidet", erklärte Löw in einem Interview mit SWR Sport. Auch der Verband Nigerias hatte kurz Hoffnung, den Ballkünstler zu überzeugen, doch der damalige deutsche Nationaltrainer des westafrikanischen Landes, Gernot Rohr, hatte letztendlich das Nachsehen.
Dennoch hat Musiala eine enge Verbindung zu dem Land seines Vaters, obwohl er selbst noch nie dort gewesen ist. "Ich war noch nie in Afrika, obwohl ich das schon immer wollte, aber wir hatten noch nie die Zeit, dorthin zu fahren", sagte er in der Kochshow "How hungry are you?" des ehemaligen NBA-Basketballers Serge Ibaka.
"Mein Vater erzählte mir immer von der Kultur und allem, was mit afrikanischen Lebensmitteln zu tun hat", erinnerte sich Musiala dort. "Er hat 'Fufu' [nigerianisches Nationalgericht aus Maniok oder Yams und Kochbananen, Anm.d.Red.] gemacht, als ich in England aufgewachsen bin." Dass der 21-Jährige bisher noch keine Zeit hatte, nach Afrika zu reisen, liegt auch an seinem sportlichen Erfolg, denn seine Karriere hat bisher wenig Zeit für Reisen zugelassen.
Mit 21 Jahren bereits 177 Pflichtspiele
Der Allrounder wechselte 2019 mit 16 Jahren aus der Jugend des FC Chelsea zum FC Bayern, wo er zu Beginn in seiner ersten Saison einige Kurzeinsätze absolvieren durfte. In der Folge machte ihn der damalige Trainer Julian Nagelsmann zum Stammspieler im Star-Ensemble der Münchener.
Musialas Karriere nahm in der Folge immer weiter an Fahrt auf. "Er ist ein herausragendes Talent, das extrem unbekümmert spielt und große Qualitäten im Dribbling hat", lobte Nagelsmann den Youngstar bereits 2021. "Er strahlt viel Torgefahr aus. Er wird dem FC Bayern noch sehr, sehr viel Freude bereiten."
Im Mai 2023 schoss der Offensivspieler die Münchener mit seinem Last-Minute-Tor gegen den 1. FC Köln zur Deutschen Meisterschaft - es war bereits Musialas vierter Titel in der Bundesliga. Auch in der aktuellen Saison ist der 21-Jährige einer der wichtigsten Akteure im Kader von FCB-Coach Vincent Kompany.
Mit ihm in der Startelf verloren die Bayern in dieser Spielzeit noch kein Pflichtspiel. In Liga, Pokal und Champions League gelangen Musiala in 14 Partien zudem schon neun Tore und vier Assists. Insgesamt stand er mit gerade einmal 21 Jahren bereits 177 Mal für den Rekordmeister in einem Pflichtspiel auf dem Platz.
Musiala: "Ein paar Tore haben gefehlt"
Auch dem Bundestrainer ist die rasante Entwicklung Musialas nicht entgangen. "Er hat eine große Bedeutung für Bayern. Er hat diese absolute Gier, Tore zu erzielen. Das habe ich damals in meiner Zeit beim FCB gefordert und das macht er momentan einfach überragend", lobte Nagelsmann.
Musiala hat zu seinen überragenden Dribblings und seinem Pressingverhalten in den vergangenen Monaten noch das Toreschießen hinzugefügt, was ihm früher nicht so leichtfiel. "Für mich ist es immer wichtig, Schritte nach vorn zu machen. Das habe ich auch in der letzten Saison so gemacht", sagte Musiala auf einer DFB-Pressekonferenz. "Ein paar Tore und Assists haben da vielleicht manchmal noch gefehlt."
Mit erst 21 Jahren zählt Musiala zu den besten Spielern in Deutschland. Geht es nach DFB-Sportdirektor Rudi Völler könnte der Offensivspieler - genauso wir sein Kumpel Florian Wirtz - irgendwann sogar zu den besten Spielern weltweit werden. "Beide haben eine goldene Zukunft", prophezeite Völler. Beide hätten das Zeug dazu, Weltfußballer zu werden.
-------------
Deutschland - Bosnien-Herzegowina 7:0 (3:0)
Tore: 1:0 Musiala (2.), 2:0 Kleindienst (23.), 3:0 Havertz (37.), 4:0 Wirtz (50.), 5:0 Wirtz (57.), 6:0 Sané (66.), 7:0 Kleindienst (79.)
Zuschauer in Freiburg: 34.700 (ausverkauft)