Der Profi des FC Bayern München startet mit großen Zielen in sein Amt als neuer Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft. Er sieht vor allem sich und die anderen erfahrenen Spieler in der Verantwortung.
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"Vor allem meine Generation hat nichts mehr zu verschenken. Wir wollen jeden Titel, jede Chance nutzen. Und da wollen wir bei der Nations League anfangen." Mit forschen Tönen und einer klaren Ansage ist Joshua Kimmich zum ersten Mal als neuer Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft aufgetreten.
In Herzogenaurach bei Nürnberg bereitet sich das DFB-Team auf die beiden Partien der UEFA Nations League vor. Zunächst geht es am nächsten Samstag in Düsseldorf gegen Ungarn (Anstoß 20:45 Uhr MESZ), drei Tage später in Amsterdam gegen die Niederlande (20:45).
Kimmich: "Keiner mit Titel für Deutschland"
Der neue Spielführer erwartet dabei von seiner Mannschaft Hunger auf Erfolg und Titel - immerhin ist der letzte mit der Weltmeisterschaft von 2014 schon lange her. "Wir haben keinen mehr dabei im Kader, der Weltmeister geworden ist. Wir haben noch ein paar Confed-Cup-Sieger dabei. Aber es kann keiner sagen, dass er schon einmal einen Titel für Deutschland gewonnen hat", sagte Kimmich. "Jeder, der im Kader ist, sollte dieses Ziel im Hinterkopf haben."
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte Kimmich nach der Heim-EM und den Rücktritten des bisherigen DFB-Kapitäns Ilkay Gündogan, sowie Manuel Neuer, Thomas Müller und Toni Kroos zum neuen Spielführer bestimmt. Kimmichs Stellvertreter sind Innenverteidiger Antonio Rüdiger von Real Madrid und Angreifer Kai Havertz, der beim FC Arsenal in London spielt.
Kein Problem mit hinten rechts
Kimmich, der in der Jugend beim VfB Stuttgart und bei RB Leipzig ausgebildet wurde, ist seit 2015 Profi des FC Bayern München. Das erste seiner bislang 91 Länderspiele bestritt er im Mai 2016 gegen die Slowakei. Er war anschließend auch im EM-Kader dabei und hat seitdem kein großes Turnier verpasst. Kimmichs Wunschposition ist das defensive Mittelfeld, wo er auch für die Bayern spielt. In der Nationalmannschaft musste er zuletzt aber auf der rechten Abwehrseite aushelfen.
Dass mit der Beförderung zum Kapitän und angesichts der Rücktritte von Gündogan und Kroos nun nicht gleichzeitig auch ein fester Platz im defensiven Mittelfeld verbunden ist, sieht Kimmich locker. "Ich hoffe, dass man bei der EM gesehen hat, dass ich auch als Rechtsverteidiger Spaß habe und dass wir das Thema bald mal begraben können", sagte er.
"Ich sehe es als Stärke an, dass ich sowohl rechts als auch in der Mitte vor der Defensive spielen kann. Das hat mir brutal geholfen in meiner Karriere, dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin."
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Mannschaft wächst durch sportlichen Erfolg
Wie lange es dauern wird, bis die etwas veränderte Mannschaft unter ihm als neuen Spielführer zusammenwächst und erfolgreich sein kann, macht er vom sportlichen Erfolg abhängig. "Wenn wir die nächsten Spiele erfolgreich gestalten, tut sich - glaube ich - jeder etwas leichter, seine neue Rolle zu finden und fühlt sich dann im Team auch wohler. Es ist immer schwieriger, wenn man nicht erfolgreich ist", sagte Kimmich, er glaube aber, dass die Gelegenheit günstig sei.
"Trotz des Ausscheidens im Viertelfinale haben wir ein positives Gefühl entfachen können, auch innerhalb der Mannschaft. Das spürt man auch jetzt, wenn wir uns wieder treffen", sagte Kimmich. Man spüre die Lust aller, für Deutschland zu spielen und Spiele zu gewinnen.
"Wenn wir das schaffen, wird die Mannschaft schnell wachsen", so der neue Kapitän. Die erste Gelegenheit, dafür einen Grundstein zu legen, gibt es in vier Tagen gegen Ungarn.
Die Rekordspieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Fußball-Persönlichkeiten wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Toni Kroos haben das DFB-Team jahrelang geprägt. Welche anderen deutschen Ausnahmespieler sind unter den Top-Ten mit den meisten Länderspiel-Auftritten?
Bild: Kenzo Koba/Sven Simon/picture alliance
Jürgen Kohler - 105 Spiele
Der Innenverteidiger nimmt zwischen September 1986 und Juli 1998 an drei Welt- und drei Europameisterschaften teil. Mit dem bitteren WM-Aus gegen Kroatien 1998, einer 0:3-Niederlage im Viertelfinale, endet seine Karriere im Nationaltrikot. Größter Erfolg des "Koksers" ist der Titelgewinn bei der EURO 1996 in England.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Hans-Jürgen Dörner - 105 Spiele
100 A-Länderspiele und fünf Partien bei Olympia bestreitet Hans-Jürgen, genannt "Dixie", Dörner zwischen 1969 und 1985 für die DDR. Die WM 1974 verpasst er wegen einer Erkrankung. Sein einziges großes Turnier erlebt der "Beckenbauer des Ostens" daher bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Dort gewinnt er mit der DDR-Auswahl Gold. Dörner stirbt im Januar 2022 im Alter von 70 Jahren.
Bild: Magic/IMAGO
Joachim Streich - 105 Spiele
Fast zeitgleich mit Dörner ist auch der gefährlichste Torjäger der DDR-Auswahl in der Nationalmannschaft aktiv. Streich macht zwischen 1969 und 1984 insgesamt 98 A-Länderspiele und ist siebenmal bei Olympia aktiv. Anders als Dörner ist er bei der WM-Endrunde 1974 dabei und spielt 1972 in München im Olympia-Team. Mit der DDR gewinnt er Bronze. Streich stirbt im April 2022 mit 71 Jahren.
Bild: WEREK/imago images
Jürgen Klinsmann - 108 Spiele
Der schnelle Stürmer debütiert im Dezember 1987 als 23-Jähriger im DFB-Team, wo er bald gemeinsam mit Rudi Völler das deutsche Angriffsduo bildet. Klinsmann, der 1988 auch bei den Olympischen Spielen dabei ist, wird 1990 mit Deutschland Weltmeister, 1996 Europameister. Seine Karriere im Nationalteam beendet er nach der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance
Philipp Lahm - 113 Spiele
Der Außenverteidiger wird im Februar 2004 Nationalspieler. Schnell etabliert er sich als Stammkraft auf der linken Seite und ist ab der EM 2004 bei allen Turnieren dabei. Höhepunkt seiner Karriere im DFB-Dress ist der Sieg bei der WM 2014, bei der Lahm die Mannschaft als Kapitän anführt. Das Finale von Rio ist Lahms letztes Länderspiel. Nach dem WM-Erfolg tritt er aus dem DFB-Team zurück.
Bild: Thomas Eisenhuth/dpa/picture alliance
Toni Kroos - 114 Spiele
Mit 18 Jahren ist er als jüngster deutscher Akteur bei der WM 2010 in Südafrika dabei. Bis zu seinem Rücktritt nach der EURO 2021 verpasst der Mittelfeldspieler von Real Madrid kein großes Turnier. Größter Erfolg ist der WM-Titel 2014 in Brasilien. Zur EM 2024 wird er von Bundestrainer Julian Nagelsmann reaktiviert und ist dort Chef auf dem Platz. Mit dem Aus gegen Spanien endet seine Karriere.
Bild: Lee Smith/REUTERS
Bastian Schweinsteiger - 121 Spiele
Der Mittelfeldspieler nimmt an drei Welt- und vier Europameisterschaften teil. Als einer der Jüngsten fährt er mit zur EM 2004. 2014 gehört er in Brasilien zum Stammpersonal der Weltmeister-Elf. Im Finale lässt sich Schweinsteiger trotz klaffender Wunde unter dem Auge nicht auswechseln. Sein letztes Turnier wird die EM 2016. Kurz danach wird er beim Freundschaftsspiel gegen Finnland verabschiedet.
Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance
Manuel Neuer - 124 Spiele
Neuer debütiert im Juni 2009 im Nationalteam und ist seit der WM 2010 Stammkeeper, weil sich die Nummer eins, René Adler, kurz vor dem Turnier verletzt. Neuer behält seinen Status bei allen großen Turnieren - trotz einiger Verletzungen. 2014 wird er Weltmeister. Nach langer Ausfallzeit steht er auch bei der EM 2024 wieder im Tor - allerdings beim Viertelfinal-Aus gegen Spanien zum letzten Mal.
Bild: Philipp Guelland/epa/AP/picture alliance
Lukas Podolski - 130 Spiele
Von der EURO 2004 bis zur Europameisterschaft 2016 ist der schnelle Flügelstürmer fester Bestandteil des DFB-Teams. Als gegen Ende die fußballerischen Leistungen nicht mehr erstklassig sind, nominiert ihn Bundestrainer Löw dennoch, wegen seines positiven Charakters und für die gute Stimmung im Team. Seinen größten Erfolg feiert Podolski mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/augenklick/picture alliance
Thomas Müller - 131 Spiele
Der Bayern-Stürmer debütiert kurz vor der WM 2010, wo er anschließend WM-Torschützenkönig wird. 2014 wird er Weltmeister. Nach der WM 2018 endet Müllers DFB-Karriere vorübergehend, weil Bundestrainer Joachim Löw ihn, Mats Hummels und Jerome Boateng ausmustert. Kurz vor der EM 2021 holt Löw ihn aber zurück. Er ist auch bei der WM 2022 und der Heim-EM 2024 dabei. Nach dem Turnier tritt er zurück.
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Miroslav Klose - 137 Spiele
13 Jahre lang trägt der erfolgreichste Torjäger des Nationalteams das DFB-Trikot. Sein Debüt gibt Klose 2001 gegen Albanien und erzielt kurz nach seiner Einwechslung das Siegtor. 2002 wird er mit Deutschland Vizeweltmeister, 2014 Weltmeister. Durch seine zwei Treffer in Brasilien wird er zum WM-Rekordtorschützen (insgesamt 16). Nach dem Turnier gibt Klose seinen Rücktritt aus dem DFB-Team bekannt.
Bild: Fernando Bizerra Jr./dpa/picture alliance
Lothar Matthäus - 150 Spiele
20 Jahre liegen zwischen dem ersten und dem letzten Länderspiel des Rekordspielers. Matthäus debütiert bei der EM 1980 in Italien, das Vorrunden-Aus bei der EURO 2000 ist auch sein Ende im Nationalteam. Dazwischen liegt sein größter Erfolg: die Weltmeisterschaft 1990. Matthäus spielt bei fünf Welt- und drei Europameisterschaften. 1996 beim EM-Sieg ist er allerdings nicht dabei.