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DFB-Team: Junge Wilde in ungewohnter Rolle

Pascal Jochem z. Zt. in Wolfsburg
19. März 2019

Der Auftakt ins Länderspieljahr 2019 bedeutet einen Umbruch: Drei Weltmeister aussortiert, nun müssen jüngere Spieler mehr Verantwortung übernehmen. Besonders von den Kreativen Sané und Brandt wird viel erwartet.

Wolfsburg Nationalmannschaft Leroy Sane
Leroy SanéBild: picture-alliance/GES/M. Gilliar

Neuer Start, neuer Sponsor, neues Gesicht - beim DFB kommt man in diesen Tagen um das Wörtchen "neu" nicht herum. Als könne ein Begriff alle Sorgen und Nöte der Vergangenheit einfach so wegwischen. Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff nutzte zwei Tage vor dem ersten Länderspiel des Jahres gegen Serbien in Wolfsburg (Mittwoch, 20.45 Uhr) den aktuellen PR-Sprech: "Wir bauen ein neues Team, aber das braucht seine Zeit. Es ist ein Prozess." Der DFB-Chefstratege vertrat den Bundestrainer auf dem Podium vor der Presse. Joachim Löw reist erst etwas später nach Wolfsburg, er erholt sich von einer Zahn-Operation. "Wir wollen wieder Spaß haben, aber nicht ohne Ernsthaftigkeit. Wir müssen hart arbeiten.", meinte Bierhoff.

Zuletzt schien nicht mal mehr harte Arbeit zu den Grundtugenden der DFB-Auswahl zu zählen. Das desaströse WM-Jahr 2018 mit dem Ausscheiden in der Vorrunde endete mit dem Abstieg aus der A-Liga der neu geschaffenen Nations League. Nun, im Jahr 2019, ohne großes Turnier aber mit der EM-Qualifikation vor der Brust, soll alles besser werden. Bekanntlich ohne die arrivierten Kräfte Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller, allesamt Weltmeister von 2014. Mit der überraschenden Ausbootung der drei Bayern-Stützen hatte Bundestrainer Joachim Löw in der vergangenen Woche den Start ins neue Länderspieljahr vorverlegt - genüsslich ausgeschlachtet von den Boulevard-Medien und gekontert von den betroffenen Spielern in den sozialen Medien, die sich über "mangelnde Wertschätzung" und "schlechten Stil" beklagten.

Mehr Verantwortung für Brandt & Co.

Löw und Bierhoff wünschen sich, dass jüngere Spieler im DFB-Team in die verantwortungsvollen Rollen hineinwachsen. "Ich habe Leroy gesagt, du als alter Hase führst jetzt die Jungen ran", erzählte Bierhoff halb scherzhaft über Leroy Sané, der mit seinen 23 Jahren selbst immer noch zu den jüngsten im aktuellen Kader gehört. Sané gilt zwar als hochtalentierter Flügelspieler, der den Unterschied ausmachen kann, aber nicht gerade als Leader. Bei der WM in Russland hatte Löw ihn kurz vor Turnierstart noch aus dem Kader gestrichen, bei Manchester City unter Trainer Pep Guardiola glänzt er dagegen regelmäßig in der starken englischen Premier League und in der Champions League.

Oliver Bierhoff: "Wir bauen ein neues Team, aber das braucht seine Zeit."Bild: picture-alliance/GES/M. Gilliar

Die Abkehr von Thomas Müller, der ebenfalls im offensiven Mittelfeld oder auf den Außenpositionen eingesetzt wurde, bietet für Sané nun die Chance auf mehr Einsatzzeit in der Nationalelf. Und auch Julian Brandt dürfte in Zukunft mehr gefragt sein. Den Leverkusener setzte der DFB am Montag gleich als erstes aufs Podium, eloquent und selbstbewusst präsentierte sich der 22-Jährige den Journalisten. "Die drei haben mir enorm geholfen, als ich hier dazugestoßen bin. Das waren Vorbilder", sagte Brandt über die fehlenden Routiniers Hummels, Müller und Boateng. "Aber wir nehmen das so an. Das wird uns gut tun, wenn wir Verantwortung übernehmen und uns das aneignen."

Bierhoff schlägt Alarm: Zu wenig Ausnahmekönner

Nicht nur diese Aussagen dürften dem Bundestrainer gefallen, viel mehr noch Brandts Fähigkeiten und seine aktuelle Formkurve, die steil nach oben zeigt. Der Leverkusener (sieben Tore, 13 Vorlagen in dieser Saison) ist einer der großen Gewinner in der Bundesliga-Rückrunde, besticht durch seine Technik, Handlungsschnelligkeit und die Klasse, den entscheidenden Pass in die Tiefe spielen zu können. Bereits bei der WM kam Brandt, wenn auch jeweils spät, in allen Gruppenspielen zum Einsatz und konnte als einer der wenigen überzeugen.

Dass es immer weniger Spieler dieser Sorte in Deutschland gibt, potenzielle Ausnahmekönner mit individuellen Stärken wie Sané, Brandt oder auch der talentierte Leverkusener Spielmacher Kai Havertz, gibt Bierhoff zu denken. "Im Nachwuchsbereich haben wir zu wenige davon, anders als noch vor sieben bis acht Jahren. Das müssen wir aufarbeiten", meint Bierhoff, der seit diesem Jahr auch für die DFB-Akademie und einheitliche Talentausbildung verantwortlich ist. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe er aber noch eine "gute Basis". "Wir wollen die jungen Spieler, die wir haben, weiterentwickeln."

Dazu zählen auch die (jüngeren) Bayern-Spieler um den neuen Abwehrchef Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry sowie der Leipziger Timo Werner, die allesamt nun mehr im Blickpunkt stehen und zu Stützen in der DFB-Elf heranreifen sollen. Für das Spiel gegen Serbien stehen zudem drei Neulinge im Aufgebot: Lukas Klostermann (RB Leipzig), Niklas Stark (Hertha BSC) und Maximilian Eggestein (Werder Bremen).

Die Deutschlandtrikots - jetzt mit dem Volkswagen-LogoBild: picture-alliance/GES/M. Gilliar

Neuer Sponsor

Doch nicht nur auf dem Platz verändert sich allmählich das Gesicht der Nationalelf, auch in wirtschaftlicher Hinsicht läutet das Jahr 2019 eine neue Zeitrechnung ein. Nach 46 Jahren trennte sich der DFB von Sponsor Mercedes. Ab sofort prangt der andere Autobauer aus Deutschland, Volkswagen, mit seinem Logo als Hauptsponsor auf Trikots, Trainingsmaterialien und dem Teambus.

Volkswagen soll sich das Sponsoring dem Vernehmen nach knapp 30 Millionen Euro im Jahr kosten lassen. Der Vertrag läuft bis 2024. Spötter behaupten, die Partnerschaft komme genau zur rechten Zeit. Schließlich haben beide etwas gemeinsam: Nicht nur der DFB, auch Volkswagen habe nach dem Diesel-Skandal eine Image-Politur bitter nötig.

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