1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

DFB-Team: Marc-André ter Stegen und das "neue Gefühl"

Mathias Brück
5. September 2024

Jahrelang muss sich Marc-André ter Stegen hinter Manuel Neuer mit der Rolle des Ersatztorwarts im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft begnügen. Nun ist er Stammtorwart - und möchte sich beweisen.

Torwart Marc-Andre ter Stegen
Marc-André ter Stegen ist die neue Nummer eins der NationalmannschaftBild: Heiko Becker/IMAGO/HMB-Media

"Natürlich ist es ein anderes Gefühl", stellte Marc-André ter Stegen gleich zu Beginn klar. Zum ersten Mal saß er als unangefochtene Nummer eins bei der Pressekonferenz der Nationalmannschaft auf dem Podium. Der 32-jährige Kapitän des FC Barcelona war nach dem DFB-Rücktritt von Manuel Neuer von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum Stammtorwart befördert worden.

"Ich hatte leider einen Torwart vor mir, der es immer geschafft hat, sich da vorzudrängen. Herzlichen Glückwunsch an ihn, was er erreicht hat, in der Nationalmannschaft", sagte ter Stegen über den zurückgetretenen Dauerkonkurrenten Neuer und fügte an: "Mein Anspruch war es immer, die Nummer eins zu sein und ich bin froh, dass die Zeit des Wartens jetzt vorbei ist."

Das DFB-Team bereitet sich derzeit in Herzogenaurach bei Nürnberg auf die beiden Partien der UEFA Nations League vor. Dabei treffen ter Stegen und Co. am Samstag in Düsseldorf zunächst auf Ungarn (Anstoß 20:45 Uhr MESZ), bevor drei Tage später in Amsterdam die Niederlande warten (20:45 Uhr).

Ter Stegen möchte Heim-EM nutzen

Die neue Nummer eins erwartet dabei von der Mannschaft engagierten, erfolgreichen Fußball, der die Zuschauer mitreißt. Besonders die Begeisterung der Heim-EM möchte ter Stegen für die Zukunft nutzen. "Die wichtigste Aufgabe für uns ist, dass wir uns darauf vorbereiten, erfolgreich zu sein", sagte er. "Das haben wir bei der EM gezeigt und es hat die Leute mitgerissen. Es gibt derzeit eine super Stimmung und die möchten wir beibehalten."

Marc-André ter Stegen zeigt sich bei seiner ersten Pressekonferenz als Nummer eins schlagfertigBild: Markus Gilliar/GES/picture alliance

Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte ter Stegen am Montag offiziell zur neuen Nummer eins im deutschen Tor ernannt. "Marc ist die Nummer eins, auch verdientermaßen die Nummer eins", sagte Nagelsmann. "Er ist über mehrere Jahre Kapitän bei Barcelona und unangefochtene Nummer eins mit sehr sehr guten Leistungen. Und das wird er auch bei uns ausfüllen."

Hinter ter Stegen ließ Nagelsmann die Hierarchie offen. Der Bundestrainer hat in Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim und Alexander Nübel vom VfB Stuttgart zwei Ersatztorhüter im Aufgebot, die beide trotz reichlich Klub-Erfahrung noch kein Länderspiel bestritten haben.

Ter Stegen: "Natürlich gab es Momente, wo du nachdenkst"

Ter Stegen, der in der Jugend von Borussia Mönchengladbach ausgebildet wurde, ist seit Sommer 2014 Profi des FC Barcelona und seit 2016 dort die unangefochtene Nummer eins. In der Nationalmannschaft hatte er die Rolle als Nummer zwei im Tor stets klaglos ertragen. Beim Ex-Gladbacher stehen seit seinem Startelf-Debüt am 26. Mai 2012 mittlerweile zwar 40 Länderspiele zu Buche, wenn es allerdings um die großen Turniere ging, musste er sich stets hinter Neuer anstellen.

EM 2016, WM 2018, WM 2022, EM 2024: Es bot sich stets das gleiche Bild. Obwohl er zuvor manches Mal lange verletzt gewesen war, hütete letztlich doch Neuer das deutsche Tor. Ter Stegen musste sich mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben.

Marc-André ter Stegen musste sich jahrelang hinter Manuel Neuer anstellenBild: ActionPictures/IMAGO

"Um ehrlich zu sein, gab es natürlich Situationen und Momente, in denen du darüber nachdenkst und sagst: Das ist schon wieder ein Schlag gewesen", antwortete ter Stegen auf die Frage, ob er über einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nachgedacht habe. "Ich glaube, in den letzten Jahren gab es viele enge Entscheidungen und am Ende ist die Entscheidung meistens in Manus Richtung gegangen", sagte er. "Aber ich habe mich nie hängen lassen und was für den ein oder anderen überraschend ist, ist für mich eine Persönlichkeitssache."

Zuspruch vom ehemaligen Torwarttrainer

Unterstützung bekam der 32-jährige in dieser schweren Zeit von seiner Familie und von seinem ehemaligen Torwarttrainer bei Borussia Mönchengladbach. "Wer mich ganz oft immer wieder angesprochen hat, war Uwe Kamps", so ter Stegen. "Er hat mir immer wieder Nachrichten geschrieben und gesagt: bleib dran. Es ist schön die Unterstützung zu spüren, auch von Leuten, die vielleicht mal in einer ähnlichen Situation waren."

Kamps war bei der Borussia von 1988 bis 2001 Stammtorhüter. Er gewann 1988 mit der deutschen Olympia-Auswahl in Seoul die Bronzemedaille. Obwohl er einer der besten deutschen Bundesliga-Torhüter seiner Zeit war, reichte es für Kamps aber nie für einen Einsatz in der A-Nationalmannschaft, weil Konkurrenten wie Eike Immel, Bodo Illgner oder Andreas Köpke stärker waren.

Jetzt ist sein ehemaliger Schützling Marc-André ter Stegen der neue "starke Mann" im Tor der Nationalmannschaft - nach langer Wartezeit. Beweisen kann er sich das erste Mal in zwei Tagen gegen Ungarn.