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DFB-Team: Marc-André ter Stegen und das "neue Gefühl"

Mathias Brück
9. September 2024

Jahrelang muss sich Marc-André ter Stegen hinter Manuel Neuer mit der Rolle des Ersatztorwarts im Tor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft begnügen. Beim Sieg gegen Ungarn ist er erstmals Stammtorwart.

Deutschlands Torwart Marc-André ter Stegen singt vor dem Spiel der UEFA Nations League gegen Ungarn zwischen Jamal Musiala und Joshua Kimmich die deutsche Nationalhymne
Erlebte ein angenehme Premiere als Nummer eins zwischen den Pfosten des DFB-Teams: Marc-André ter StegenBild: Marvin Ibo Güngör/GES/picture alliance

Deutschland - Ungarn 5:0 (1:0) 

Tore: 1:0 Füllkrug (27.), 2:0 Musiala (58.), 3:0 Wirtz (66.), 4:0 Pavlovic (77.), 5:0 Havertz (81./Foulelfmeter)

Zuschauer in Düsseldorf: 49.235 (ausverkauft)

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"Natürlich ist es ein anderes Gefühl", hatte Marc-André ter Stegen gleich zu Beginn klargestellt, als er am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal als unangefochtene Nummer eins bei der Pressekonferenz der Nationalmannschaft auf dem Podium saß. Der 32-jährige Kapitän des FC Barcelona war nach dem DFB-Rücktritt von Manuel Neuer von Bundestrainer Julian Nagelsmann zum Stammtorwart befördert worden.

"Ich hatte leider einen Torwart vor mir, der es immer geschafft hat, sich da vorzudrängen. Herzlichen Glückwunsch an ihn, was er erreicht hat, in der Nationalmannschaft", sagte ter Stegen über den zurückgetretenen Dauerkonkurrenten Neuer und fügte an: "Mein Anspruch war es immer, die Nummer eins zu sein und ich bin froh, dass die Zeit des Wartens jetzt vorbei ist."

Zwei Tage später stand er in der UEFA Nations League erstmals mit der Nummer eins auf dem Trikot als echter Stammtorhüter für das DFB-Team auf dem Platz. Es wurde eine gelungene Premiere für ter Stegen: Klar mit 5:0 (1:0) besiegte die deutsche Mannschaft den Gast aus Ungarn. Ter Stegen selbst musste kaum ins Geschehen eingreifen. Am Dienstagabend wartet in Amsterdam (Anstoß 20:45 Uhr MESZ) mit dem Team der Niederlande die nächste Bewährungsprobe.

Ter Stegen möchte Heim-EM nutzen

Vor der Partie gegen die Ungarn hatte die neue Nummer eins klar angesprochen, was sie von ihrer Mannschaft erwartet: engagierten, erfolgreichen Fußball, der die Zuschauer mitreißt. Besonders die Begeisterung der Heim-EM möchte ter Stegen für die Zukunft nutzen. "Die wichtigste Aufgabe für uns ist, dass wir uns darauf vorbereiten, erfolgreich zu sein", sagte er. "Das haben wir bei der EM gezeigt und es hat die Leute mitgerissen. Es gibt derzeit eine super Stimmung und die möchten wir beibehalten." Im ersten Spiel nach der EM sorgte vor allem die torreiche zweite Halbzeit dafür, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging.

Marc-André ter Stegen hatte gegen Ungarn kaum etwas zu tun - wenn er gebraucht wurde, war er zur StelleBild: Michael Probst/AP Photo/picture alliance

Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte ter Stegen am vergangenen Montag offiziell zur neuen Nummer eins im deutschen Tor ernannt. "Marc ist die Nummer eins, auch verdientermaßen die Nummer eins", sagte Nagelsmann auf der Auftakt-Pressekonferenz nach dem Zusammentreffen der Nationalmannschaft. "Er ist über mehrere Jahre Kapitän bei Barcelona und unangefochtene Nummer eins mit sehr sehr guten Leistungen. Und das wird er auch bei uns ausfüllen."

Hinter ter Stegen ließ Nagelsmann die Hierarchie offen. Der Bundestrainer hat in Oliver Baumann von der TSG Hoffenheim und Alexander Nübel vom VfB Stuttgart zwei Ersatztorhüter im Aufgebot, die beide trotz reichlich Klub-Erfahrung noch kein Länderspiel bestritten haben.

Ter Stegen: "Natürlich gab es Momente, wo du nachdenkst"

Ter Stegen, der in der Jugend von Borussia Mönchengladbach ausgebildet wurde, ist seit Sommer 2014 Profi des FC Barcelona und seit 2016 dort die unangefochtene Nummer eins. In der Nationalmannschaft hatte er die Rolle als Nummer zwei im Tor stets klaglos ertragen. Beim Ex-Gladbacher stehen seit seinem Startelf-Debüt am 26. Mai 2012 mittlerweile zwar 40 Länderspiele zu Buche, wenn es allerdings um die großen Turniere ging, musste er sich stets hinter Neuer anstellen.

EM 2016, WM 2018, WM 2022, EM 2024: Es bot sich stets das gleiche Bild. Obwohl er zuvor manches Mal lange verletzt gewesen war, hütete letztlich doch Neuer das deutsche Tor. Ter Stegen musste sich mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben.

Marc-André ter Stegen musste sich jahrelang hinter Manuel Neuer anstellenBild: ActionPictures/IMAGO

"Um ehrlich zu sein, gab es natürlich Situationen und Momente, in denen du darüber nachdenkst und sagst: Das ist schon wieder ein Schlag gewesen", antwortete ter Stegen auf die Frage, ob er über einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nachgedacht habe. "Ich glaube, in den letzten Jahren gab es viele enge Entscheidungen und am Ende ist die Entscheidung meistens in Manus Richtung gegangen", sagte er. "Aber ich habe mich nie hängen lassen und was für den ein oder anderen überraschend ist, ist für mich eine Persönlichkeitssache."

Zuspruch vom ehemaligen Torwarttrainer

Unterstützung bekam der 32-jährige in dieser schweren Zeit von seiner Familie und von seinem ehemaligen Torwarttrainer bei Borussia Mönchengladbach. "Wer mich ganz oft immer wieder angesprochen hat, war Uwe Kamps", so ter Stegen. "Er hat mir immer wieder Nachrichten geschrieben und gesagt: bleib dran. Es ist schön die Unterstützung zu spüren, auch von Leuten, die vielleicht mal in einer ähnlichen Situation waren."

Kamps war bei der Borussia von 1988 bis 2001 Stammtorhüter. Er gewann 1988 mit der deutschen Olympia-Auswahl in Seoul die Bronzemedaille. Obwohl er einer der besten deutschen Bundesliga-Torhüter seiner Zeit war, reichte es für Kamps aber nie für einen Einsatz in der A-Nationalmannschaft, weil Konkurrenten wie Eike Immel, Bodo Illgner oder Andreas Köpke stärker waren.

Jetzt ist sein ehemaliger Schützling Marc-André ter Stegen der neue "starke Mann" im Tor der Nationalmannschaft - nach langer Wartezeit. 

Der Text wurde am 9. September aktualisiert.