Spielen sie nun mit- oder gegeneinander? Deutschland bestreitet sein 1000. Länderspiel gegen die Ukraine und möchte damit ein Zeichen setzen. Der DFB engagiert sich auch sonst für Menschen, die vom Krieg betroffen sind.
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Es ist das 1000. Länderspiel in der Geschichte des Deutschen Fußballbundes. Man hätte sich strahlkräftigere Gegner vorstellen können für dieses Jubiläum: die ewigen Rivalen aus Italien, Frankreich oder England, den aktuellen Weltmeister Argentinien oder Rekord-Titelträger Brasilien. Oder die Schweiz, gegen die im Jahr 1908 mit der ersten Partie in Basel die lange Reise begonnen hat. Aber der DFB hat sich anders entschieden - es geht gegen den 30. der FIFA-Weltrangliste, der noch nie ein großes Turnier gewonnen hat, ein Team ohne Weltstars oder große Tradition: die Ukraine.
Anpfiff ist am Montag um 18 Uhr in Bremen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat das am Freitag vor der versammelten Presse in Frankfurt so begründet: "Das Spiel ist ein wichtiges Zeichen für Solidarität und die Unterstützung der Bevölkerung in diesem Land, ein echtes Statement".
Keine echten Heimspiele seit Kriegsbeginn
Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffs durch Russland im Februar 2022 hat die Ukraine kein echtes Heimspiel mehr bestreiten können. Bislang ist man nach Polen ausgewichen, das nächste Länderspiel in der Qualifikation für die EM 2024 wird gegen Malta Mitte Juni in der Slowakei ausgetragen. Bezeichnenderweise ist die Nationalmannschaft nicht von Kiew, sondern von Warschau aus nach Bremen geflogen.
Und während das deutsche Team gleich nach dem Abpfiff Bremen wieder verlässt, werden die Gäste aus der Ukraine eine Woche lang bleiben, um sich auf die anstehenden Spiele in der EM-Qualifikation gegen Nordmazedonien und Malta vorzubereiten. Ihre Gedanken werden aber auch dann in der Heimat, bei den Angehörigen und den Kämpfern sein: "Ich danke unseren Streitkräften, dass sie unsere Unabhängigkeit verteidigen und uns ermöglichen, eine Meisterschaft auszutragen und über Fußball zu sprechen", hatte der neue Nationaltrainer Sergej Rebrow schon bei seiner Antrittsrede vor einigen Tagen gesagt.
In Gedanken bei den Kämpfern
Im russisch besetzten und umkämpften Ost- und Südostteil der Ukraine finden seit Kriegsbeginn auch keine Ligaspiele mehr statt. 13 der 16 Erstligisten haben mindestens einmal außerhalb ihrer eigentlichen Region ihre "Heimspiele" absolvieren müssen. Serienmeister Schachtar Donezk hat sogar bereits seit 2014, als prorussische Separatisten die Macht in der Stadt übernommen haben, keine echte Heimat mehr. Die Spieler wohnen und trainieren in Kiew, die Meisterschafts-Heimspiele finden in Kiew, Lwiw, Charkiw, Uschhorod, Minai und Riwne statt, im Europapokal geht es nach Warschau. Improvisation ist zur Normalität geworden, leere Ränge ebenfalls. Viele Profis sind deshalb ins Ausland gegangen, wie andere Menschen auch.
Der DFB versucht, bei der Integration dieser Flüchtlinge zu helfen. Mit seiner Egidius-Braun-Stiftung unterstützt er Fußballvereine mit je 500 Euro, damit sie zum Beispiel Mitgliedsbeiträge, Spielerpässe, Sportkleidung oder Sprachkurse für Kinder, Jugendliche und Frauen aus der Ukraine finanzieren können. Dazu hat der Verband 1000 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtete Kinder und Jugendliche mit ihren Begleitpersonen zum Spiel in Bremen eingeladen.
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Hoher Besuch und vielleicht zwei Überraschungsgäste
Die symbolhafte Bedeutung der Partie mag auch die Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterstreichen. Ebenfalls angekündigt hat sich der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew und gerüchteweise sollen auch die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir kurzfristig anreisen.
Für die beiden Trainer Hansi Flick und Rebrow wird es ein Spagat sein zwischen sportlicher Herausforderung, Testlauf und Solidaritätsbekundungen. "Es wird kein Freundschaftsspiel werden", hat DFB-Sportdirektor Rudi Völler an diesem Freitag angekündigt, beide Seiten würden alles geben am Montag. Sein Verbandspräsident Bernd Neuendorf hatte da kurz zuvor ganz anders geklungen: "Wir spielen diesmal mehr mit als gegen die Ukraine".
Die erfolgreichsten Torjäger für Deutschland
Wer die entscheidenden Tore oder besonders viele Treffer erzielt, genießt bei den Fans besonderes Ansehen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einige große Torjäger gehabt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: Reuters
Michael Ballack - 42 Tore
Zwischen vielen Stürmern ist Michael Ballack der torgefährlichste Mittelfeldspieler der deutschen Nationalelf. Zwischen 1999 und 2010 macht der "Capitano" 98 Länderspiele. Sein großes Manko: Einen Titel gewinnt Ballack nie. Das WM-Finale 2002 verpasst er wegen Gelbsperre, 2006 ist im Halbfinale Schluss. 2008 geht das Endspiel gegen Spanien verloren und 2010 fehlt Ballack wegen einer Verletzung.
Nach dem WM-Gewinn von 1954 beruft Bundestrainer Sepp Herberger den damals erst 17-jährigen Seeler ins Nationalteam. 1961 ist Seeler erstmals Kapitän. Der ewige HSV-Stürmer spielt bis 1970 für Deutschland und steht dabei insgesamt 72 Mal auf dem Platz. Sein berühmtestes Tor erzielt er 1970 im WM-Viertelfinale gegen England mit dem Hinterkopf (Foto).
Bild: Sven Simon/picture-alliance
Karl-Heinz Rummenigge - 45 Tore
Der spätere Vereinsboss des FC Bayern ist 1976 bei seinem Debüt im DFB-Team 21 Jahre alt. Er stürmt seit 1974 für die Münchener und ist bereits zweifacher Europapokalsieger. Rummenigge ist 1978 bei der WM dabei, gewinnt 1980 mit Deutschland die Europameisterschaft und führt das DFB-Team 1982 und 1986 als Kapitän ins WM-Finale, geht aber jeweils als Verlierer vom Platz.
Bild: Photoshot/picture alliance
Thomas Müller - 45 Tore
Der Weltmeister von 2014 und WM-Torschützenkönig von 2010 erlebt seine "zweite Karriere" in der Nationalelf. Im März 2019 sortierte Bundestrainer Joachim Löw Müller zum Unverständnis vieler Fans und Experten aus und "begnadigt" den vielseitigen Offensivspieler erst kurz vor der EURO im Jahr 2021. Auch bei der WM 2022 und der Heim-EM 2024 ist er dabei. Direkt nach dem Turnier tritt er zurück.
Bild: Jürgen Fromme /firo/augenklick/picture alliance
Jürgen Klinsmann - 47 Tore
Elf Jahre lang, von 1987 bis 1998, ist Jürgen Klinsmann Nationalspieler und bestreitet 108 Länderspiele. 1990 wird er Weltmeister, 1996 darf er als Kapitän den EM-Pokal aus den Händen der Queen entgegennehmen. Eines seiner herausragenden Länderspiele macht Klinsmann 1990 im WM-Achtelfinale gegen die Niederlande, als Deutschland den Europameister mit 2:1 besiegt (Foto).
Bild: Getty Images
Rudi Völler - 47 Tore
Ebenfalls 47 Treffer erzielt Klinsmanns langjähriger Sturmpartner, allerdings benötigt "Rudi Nazionale" nur 90 Länderspiele dafür. Völler trägt das DFB-Trikot von November 1982 bis Juli 1994 und nimmt in dieser Zeit an allen Turnieren teil. Der spätere Sportdirektor von Bayer Leverkusen steht mit dem DFB-Team 1986 im WM-Finale und verliert, vier Jahre später wird er Weltmeister.
Bild: imago-images/C. Bergmann
Lukas Podolski - 49 Tore
Mit dem Ball am Fuß lossprinten und überlegt ins lange Eck abschließen, auf diese Art und Weise erzielt Lukas Podolski einige seiner 49 Treffer im DFB-Dress. In Polen geboren hätte er auch für das dortige Nationalteam spielen können, entscheidet sich aber für Deutschland, für das er 130 Mal aufläuft. Von der EM 2004 bis zur EM 2016 ist er bei allen Turnieren dabei und wird 2014 Weltmeister.
Bild: Reuters/W. Rattay
Joachim Streich - 55 Tore
Der schnelle Angreifer ist einer der besten Rechtsaußen, die für ein deutsches Nationalteam gespielt haben. Streich erzielt seine 55 Tore zwischen 1969 und 1984 in 102 Länderspielen für die DDR-Auswahl. Er nimmt mit der DDR an der WM 1974 teil, fehlt aus taktischen Gründen aber ausgerechnet beim Duell mit dem "Klassenfeind" BRD. Die DDR gewinnt auch ohne ihren besten Torjäger mit 1:0.
Bild: WEREK/imago images
Gerd Müller - 68 Tore
Lange Zeit gilt seine Marke von 68 Länderspieltoren als unerreichbar. Müller, genannt der "Bomber der Nation", benötigt für seine 68 Treffer gerade einmal 62 Länderspiele, die er zwischen 1966 und 1974 bestreitet. Oft macht er die entscheidenden Tore - so auch den Siegtreffer im WM-Endspiel von 1974 (Foto), seinem letzten Auftritt im Trikot der Nationalmannschaft.
Bild: picture-alliance/dpa/P.Robinson
Miroslav Klose - 71 Tore
Drei Tore mehr als der "Bomber" erzielt Miroslav Klose in seinen 137 Länderspielen. Sein erstes Tor im DFB-Dress gelingt ihm gleich beim Debüt im März 2001. Kloses größter Erfolg: der Gewinn der WM 2014 in Brasilien. Anschließend tritt er aus der Nationalelf zurück. Klose ist mit 16 Treffern erfolgreichster WM-Torschütze aller Zeiten.