Deutschland zieht bei der Fußball-Europameisterschaft als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Großen Anteil daran hat auch Torwart Manuel Neuer, der mit dem Spiel gegen die Schweiz eine EM-Rekordmarke erreicht.
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Bei seiner Parade kurz vor Ende der Partie gegen die Schweiz zeigte Manuel Neuer einmal mehr, warum er immer noch einer der besten Torhüter der Welt ist. Der 38-Jährige wehrte eine satten Fernschuss des Schweizers Granit Xhaka ab und verhinderte den 0:2-Rückstand für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Wenig später fiel auf der anderen Seite der ersehnte späte Ausgleich durch Joker Niclas Füllkrug.
Neben guten Paraden ist Neuer bei dieser Heim-EM auch zu einer Art spielender Co-Trainer geworden. Bei den ersten Vorrundenspielen gegen Schottland und Ungarn, aber auch gegen die Schweiz lief der Schlussmann immer mal wieder zur Trainerbank und unterhielt sich kurz mit Bundestrainer Julian Nagelsmann. Kurze Taktikgespräche wie diese hat es zwischen Neuer und Nagelsmann auch früher schon gegeben, als der noch Trainer des FC Bayern war.
"Es ist wichtig, dass wir in der Kommunikation bleiben und ich dann der verlängerte Arm von dem Trainer auf dem Platz sein kann", erklärte Neuer. "Wenn mir etwas auffällt oder der Trainer taktisch etwas verändern möchte, dann versuche ich, das an meine Mitspieler zu vermitteln."
Schwere Verletzung beim Skifahren
Mit dem 38-Jährigen im Tor hat die DFB-Elf den Sprung ins Achtelfinale ohne größere Probleme geschafft. Dass Neuer als Nummer eins überhaupt bei der EM zwischen den Pfosten stehen kann, war vor mehr als einem Jahr mehr als fraglich. Kurz vor Weihnachten 2022 hatte sich der Torhüter beim Skifahren schwer verletzt und das Schien- und Wadenbein gebrochen.
Doch Neuer kämpfte sich zurück auf den Platz und stand nach 311 Tagen wieder für den FC Bayern im Tor. Mit seinem Verein und der Nationalmannschaft hatte Neuer bis dahin 44 Spiele verpasst. Auch sein Comeback im DFB-Team folgte nur wenige Wochen später. Bei der WM in Katar war er wieder die Nummer eins im deutschen Team.
Manuel Neuer überholt Gianluigi Buffon
Der heute 38-Jährige hat in seiner Karriere nahezu alles erreicht: Weltmeister 2014, Champions-League-Sieger mit dem FC Bayern sowie diverse nationale Titel schmücken seine Vita. Die Europameisterschaft in Deutschland ist Neuers achtes Turnier mit der Nationalmannschaft.
Das Spiel gegen die Schweiz war sein 18. Einsatz bei einer EM. Damit hat der mehrfache Welttorhüter Gianluigi Buffon aus Italien (17 EM-Spiele) überholt und ist nun der Torhüter mit den meisten Einsätzen bei Europameisterschaften überhaupt. Bei den Feldspielern führt Cristiano Ronaldo die Liste mit 25 EM-Einsätzen deutlich an.
"Er ist ein fantastischer Torhüter, der aus seiner physischen Übermacht seine Stärke gemacht hat", sagte Buffon vor italienischen Medien über Neuer. "Er hat einen anderen Stil als unseren, den ich angesichts der von Neuer erreichten Resultate sehr schätze."
Buffon lernt von Neuer
Neuer hat das Torwartspiel revolutioniert und neu definiert. Durch seine Spielweise sorgte er besonders bei der WM 2014 in Brasilien für Aufsehen. Egal ob spektakuläre Rettungsaktionen mit dem Kopf oder per Grätsche weit vor dem eigenen Tor, Neuer liebt das risikoreiche Spiel. Für einen Torhüter ist er auch mit dem Ball am Fuß sehr sicher und leitet gerne auch mal einen Angriff direkt ein.
Selbst Buffon gab zuletzt zu, Neuers Torwartspiel ganz genau zu beobachten. "Manchmal schaue ich ihn an, weil ich von ihm lernen und mich verbessern will", so Buffon. "Ein Fußballer muss stets versuchen, sich zu verbessern. Das gilt für den Sport aber auch für den Alltag. Das hilft, an Sicherheit im Umgang mit den Menschen und mit der Welt zu gewinnen."
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Kritik an Neuer verstummt
Das Lob von Buffon zeigt: Neuer zählt ohne Frage immer noch zu den großen Fußballern der letzten Jahrzehnte. Doch seine beeindruckende Vita hat zuletzt immer mal wieder leichte Kratzer bekommen. In der Fußball-Bundesliga, aber auch in der Nationalelf hatte der 38-Jährige öfter danebengegriffen und damit eine Torwartdiskussion vor dem Beginn der EURO 2024 ins Rollen gebracht.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte sich aber immer demonstrativ hinter seine Nummer eins gestellt. Neuer zahlte das mit guten Leistungen in den ersten drei EM-Spielen zurück und verhinderte gegen Ungarn zweimal und auch gegen die Schweiz ein fast sicheres Gegentor.
Neuer mit neuer Defensive im Achtelfinale
Vor dem Achtelfinale steht der deutsche Schlussmann nun aber vor einer anderen Herausforderung. Seine gut eingespielte Innenverteidigung muss von Nagelsmann neu zusammengestellt werden. Jonathan Tah ist nach seiner zweiten Gelben Karte für das Spiel gesperrt, und Antonio Rüdiger hat mit einer Zerrung zu kämpfen. Möglicherweise wird er bis kommenden Samstag nicht fit. Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund dürfte für Tah in die Startelf rücken. Fällt auch Rüdiger aus, stehen Waldemar Anton vom VfB Stuttgart oder Robin Koch von Eintracht Frankfurt bereit."
"Nico ist ein Linksfuß. Das ist schon ein kleiner Unterschied", sagt Neuer über die neue Defensive. "Grundsätzlich ist er aber auch ein Verteidiger, der ähnlich wie Jona [Jonathan Tah] auch aggressiv verteidigen kann. Jona hat es bisher sehr gut gemacht, und auch die Spieler, die reingekommen sind, haben es gut gemacht. Dementsprechend glaube ich, dass es trotzdem positiv sein wird."
Die Rekordspieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Fußball-Persönlichkeiten wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Toni Kroos haben das DFB-Team jahrelang geprägt. Welche anderen deutschen Ausnahmespieler sind unter den Top-Ten mit den meisten Länderspiel-Auftritten?
Bild: Kenzo Koba/Sven Simon/picture alliance
Jürgen Kohler - 105 Spiele
Der Innenverteidiger nimmt zwischen September 1986 und Juli 1998 an drei Welt- und drei Europameisterschaften teil. Mit dem bitteren WM-Aus gegen Kroatien 1998, einer 0:3-Niederlage im Viertelfinale, endet seine Karriere im Nationaltrikot. Größter Erfolg des "Koksers" ist der Titelgewinn bei der EURO 1996 in England.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Hans-Jürgen Dörner - 105 Spiele
100 A-Länderspiele und fünf Partien bei Olympia bestreitet Hans-Jürgen, genannt "Dixie", Dörner zwischen 1969 und 1985 für die DDR. Die WM 1974 verpasst er wegen einer Erkrankung. Sein einziges großes Turnier erlebt der "Beckenbauer des Ostens" daher bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Dort gewinnt er mit der DDR-Auswahl Gold. Dörner stirbt im Januar 2022 im Alter von 70 Jahren.
Bild: Magic/IMAGO
Joachim Streich - 105 Spiele
Fast zeitgleich mit Dörner ist auch der gefährlichste Torjäger der DDR-Auswahl in der Nationalmannschaft aktiv. Streich macht zwischen 1969 und 1984 insgesamt 98 A-Länderspiele und ist siebenmal bei Olympia aktiv. Anders als Dörner ist er bei der WM-Endrunde 1974 dabei und spielt 1972 in München im Olympia-Team. Mit der DDR gewinnt er Bronze. Streich stirbt im April 2022 mit 71 Jahren.
Bild: WEREK/imago images
Jürgen Klinsmann - 108 Spiele
Der schnelle Stürmer debütiert im Dezember 1987 als 23-Jähriger im DFB-Team, wo er bald gemeinsam mit Rudi Völler das deutsche Angriffsduo bildet. Klinsmann, der 1988 auch bei den Olympischen Spielen dabei ist, wird 1990 mit Deutschland Weltmeister, 1996 Europameister. Seine Karriere im Nationalteam beendet er nach der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance
Philipp Lahm - 113 Spiele
Der Außenverteidiger wird im Februar 2004 Nationalspieler. Schnell etabliert er sich als Stammkraft auf der linken Seite und ist ab der EM 2004 bei allen Turnieren dabei. Höhepunkt seiner Karriere im DFB-Dress ist der Sieg bei der WM 2014, bei der Lahm die Mannschaft als Kapitän anführt. Das Finale von Rio ist Lahms letztes Länderspiel. Nach dem WM-Erfolg tritt er aus dem DFB-Team zurück.
Bild: Thomas Eisenhuth/dpa/picture alliance
Toni Kroos - 114 Spiele
Mit 18 Jahren ist er als jüngster deutscher Akteur bei der WM 2010 in Südafrika dabei. Bis zu seinem Rücktritt nach der EURO 2021 verpasst der Mittelfeldspieler von Real Madrid kein großes Turnier. Größter Erfolg ist der WM-Titel 2014 in Brasilien. Zur EM 2024 wird er von Bundestrainer Julian Nagelsmann reaktiviert und ist dort Chef auf dem Platz. Mit dem Aus gegen Spanien endet seine Karriere.
Bild: Lee Smith/REUTERS
Bastian Schweinsteiger - 121 Spiele
Der Mittelfeldspieler nimmt an drei Welt- und vier Europameisterschaften teil. Als einer der Jüngsten fährt er mit zur EM 2004. 2014 gehört er in Brasilien zum Stammpersonal der Weltmeister-Elf. Im Finale lässt sich Schweinsteiger trotz klaffender Wunde unter dem Auge nicht auswechseln. Sein letztes Turnier wird die EM 2016. Kurz danach wird er beim Freundschaftsspiel gegen Finnland verabschiedet.
Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance
Manuel Neuer - 124 Spiele
Neuer debütiert im Juni 2009 im Nationalteam und ist seit der WM 2010 Stammkeeper, weil sich die Nummer eins, René Adler, kurz vor dem Turnier verletzt. Neuer behält seinen Status bei allen großen Turnieren - trotz einiger Verletzungen. 2014 wird er Weltmeister. Nach langer Ausfallzeit steht er auch bei der EM 2024 wieder im Tor - allerdings beim Viertelfinal-Aus gegen Spanien zum letzten Mal.
Bild: Philipp Guelland/epa/AP/picture alliance
Lukas Podolski - 130 Spiele
Von der EURO 2004 bis zur Europameisterschaft 2016 ist der schnelle Flügelstürmer fester Bestandteil des DFB-Teams. Als gegen Ende die fußballerischen Leistungen nicht mehr erstklassig sind, nominiert ihn Bundestrainer Löw dennoch, wegen seines positiven Charakters und für die gute Stimmung im Team. Seinen größten Erfolg feiert Podolski mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/augenklick/picture alliance
Thomas Müller - 131 Spiele
Der Bayern-Stürmer debütiert kurz vor der WM 2010, wo er anschließend WM-Torschützenkönig wird. 2014 wird er Weltmeister. Nach der WM 2018 endet Müllers DFB-Karriere vorübergehend, weil Bundestrainer Joachim Löw ihn, Mats Hummels und Jerome Boateng ausmustert. Kurz vor der EM 2021 holt Löw ihn aber zurück. Er ist auch bei der WM 2022 und der Heim-EM 2024 dabei. Nach dem Turnier tritt er zurück.
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Miroslav Klose - 137 Spiele
13 Jahre lang trägt der erfolgreichste Torjäger des Nationalteams das DFB-Trikot. Sein Debüt gibt Klose 2001 gegen Albanien und erzielt kurz nach seiner Einwechslung das Siegtor. 2002 wird er mit Deutschland Vizeweltmeister, 2014 Weltmeister. Durch seine zwei Treffer in Brasilien wird er zum WM-Rekordtorschützen (insgesamt 16). Nach dem Turnier gibt Klose seinen Rücktritt aus dem DFB-Team bekannt.
Bild: Fernando Bizerra Jr./dpa/picture alliance
Lothar Matthäus - 150 Spiele
20 Jahre liegen zwischen dem ersten und dem letzten Länderspiel des Rekordspielers. Matthäus debütiert bei der EM 1980 in Italien, das Vorrunden-Aus bei der EURO 2000 ist auch sein Ende im Nationalteam. Dazwischen liegt sein größter Erfolg: die Weltmeisterschaft 1990. Matthäus spielt bei fünf Welt- und drei Europameisterschaften. 1996 beim EM-Sieg ist er allerdings nicht dabei.