DFB-Team: Wann platzt der Knoten bei Florian Wirtz?
13. Oktober 2025
Es gab Zeiten, da schien Florian Wirtz alles leicht zu fallen. Seine Dribblings sorgten stets für Gefahr, seine Flanken und Vorlagen erreichten fast immer den Mitspieler, und seine Schüsse wurden vom Tornetz quasi magisch angezogen. So gut wie nichts schien ihn stoppen zu können.
Seit seinem Wechsel im Sommer für rund 150 Millionen Euro von Bayer 04 Leverkusen zum FC Liverpool scheint diese Leichtigkeit wie weggeblasen. In sieben Premier-League-Spielen und zwei Partien in der Champions League ist Wirtz für die "Reds" ohne Scorerpunkt geblieben, das heißt, hat weder getroffen noch ein Tor vorbereitet - und auch in der Nationalmannschaft tat er sich zuletzt schwer.
Viel Aktivität, wenig Ertrag
Zwar war der 22-Jährige sowohl beim 4:0-Sieg gegen Luxemburg als auch beim knappen 1:0-Erfolg in Nordirland einer der aktivsten und fleißigsten deutschen Spieler. Aus jeder seiner Aktionen sprach der absolute Wille, den Knoten endlich platzen zu lassen, viel Gefahr für den Gegner entstand aus den meisten seiner Aktionen aber nicht. Am einzigen Tor des Tages, das Mittelstürmer Nick Woltemade nach einem Eckball mit der Schulter erzielte, war Wirtz nicht beteiligt.
Momentan - räumte auch Bundestrainer Julian Nagelsmann ein - sei Wirtz verletzungsbedingt eine Art Einzelkämpfer in der Kreativzentrale. "Natürlich vermissen wir Kai [Havertz] und Jamal [Musiala] in den Offensivpositionen", sagte Nagelsmann in seiner Spielanalyse beim TV-Sender RTL. "Die brauchen wir schon, weil wir dann noch mehr in der Lage sein werden, Torchancen zu erspielen. Insgesamt gab es heute zu wenig Torchancen aus dem Spiel heraus."
Am nächsten dran an einem Scorerpunkt war Wirtz, als er Karim Adeyemi mit einem Steilpass Anfang der zweiten Halbzeit perfekt in den freien Raum schickte. Der Dortmunder setzte den Ball aber knapp neben den Pfosten.
Dass sich sein talentiertester Offensivspieler gerade in einer schwierigen Phase befindet, weiß auch Nagelsmann. Diskussionen darüber, ob Wirtz vielleicht mal eine Pause braucht, lässt er aber gar erst aufkommen. "Dran bleiben!", empfahl er dem Dribbel-Künstler schon vor der Partie in Belfast, der Erfolg und die Leichtigkeit würden dann schon von selbst zurückkommen.
Bestform erst zur WM nötig
So wie im Hinspiel gegen die Nordiren, vor einigen Wochen in Wirtz' Heimatstadt Köln, als er den 3:1-Sieg des DFB-Teams gegen Nordirland mit einem herrlichen, direkt verwandelten Freistoß unter Dach und Fach brachte. Seitdem ist er allerdings auf der Suche nach einem vergleichbaren "leichten Moment".
Ein Trost für die deutsche Nationalmannschaft sollte sein, dass sie ihre Qualifikationsspiele gegen Luxemburg und in Nordirland auch ohne ein Tor oder eine Vorlage von Florian Wirtz gewonnen hat. In Bestform braucht sie ihn im Grunde erst, wenn es im nächsten Sommer bei der Fußball-WM in den USA, Kanada und Mexiko um den Titel geht.
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Nordirland - Deutschland 0:1 (0:1)
Tore: 0:1 Woltemade (31.)
Zuschauer in Belfast: 18.500 (ausverkauft)