DFB trennt sich von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg
4. November 2023
Martina Voss-Tecklenburg ist 13 Wochen nach dem WM-Debakel als Bundestrainerin entlassen worden.
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Das Ende der monatelangen Hängepartie gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Samstag bekannt. Das Frauen-Nationalteam wird in der Olympia-Qualifikation bereits interimsweise von Horst Hrubesch betreut, die weitere Zukunft ist offen.
"Ich bedanke mich im Namen des DFB und auch ganz persönlich bei Martina Voss-Tecklenburg für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. In dieser Zeit wurden im Bereich des Frauenfußballs wichtige Impulse gesetzt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Der Finaleinzug der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2022 in England habe dem Frauen- und Mädchenfußball "einen enormen Schub verliehen". Dieser Erfolg bleibe mit Martina Voss-Tecklenburg verbunden.
Die Trennung von Martina Voss-Tecklenburg sei das Ergebnis eines gemeinsamen Treffens am Freitag, teilte der DFB mit. Die Gesellschafterversammlung und der Aufsichtsrat der DFB GmbH & Co. KG habe dem Schritt am Samstag in einer Sitzung zugestimmt.
Bundestrainerin sorgte für Aufsehen
Unter der Leitung von Voss-Tecklenburg war der zweimalige Weltmeister bei der WM im Sommer in Australien erstmals in der Gruppenphase gescheitert. Während der folgenden Turnier-Analyse erkrankte Voss-Tecklenburg, anschließend genehmigte ihr der Verband einen Erholungsurlaub. In diesem sorgte die 55-Jährige mit Vorträgen auf Tagungen und einem Statement auf ihrem Instagram-Kanal für Aufsehen.
Die 125-malige Nationalspielerin hatte den Posten Ende 2018 übernommen. Bei der WM 2019 folgte das Aus im Viertelfinale, 2022 gelang der Einzug ins EM-Finale gegen England (1:2 n.V.). Ihr Vertrag war im Frühjahr bis zur EM 2025 verlängert worden.
jst/MM (dpa/sid)
Von Bisanz bis Wück - Deutschlands Frauen-Bundestrainer
Horst Hrubesch coacht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen noch bei den Olympischen Spielen, doch sein Nachfolger steht bereits fest. Wer waren die anderen bisherigen Bundestrainer und Bundestrainerinnen?
Bild: Julia Kneissl/ZUMA Press/picture alliance
Gero Bisanz (1982 - 1996)
Der damalige Leiter der Trainerausbildung beim Deutschen Fußballbund (DFB) wird von DFB-Präsident Neuberger auf den Posten des Frauen-Bundestrainers geschoben. Es beginnt der steinige Weg, Strukturen aufzubauen und Anerkennung zu gewinnen. Durchbruch ist der EM-Sieg 1989. Bisanz wird mit den DFB-Frauen 1991 und 1995 erneut Europameister. 1996 gibt er sein Amt auf. 2014 stirbt er mit 78 Jahren.
Bild: picture alliance/firo Sportphoto
Tina Theune-Meyer (1996 - 2005)
Es übernimmt Bisanz' bisherige Assistentin. Sie ist 1985 die erste Frau in Deutschland, die die Lizenz zur Fußballlehrerin erhält. Theune-Meyer führt fort, was sie mit Gero Bisanz aufgebaut hat: Nach zwei weiteren EM-Siegen (1997, 2001), führt sie die DFB-Frauen 2003 zum ersten WM-Titel. Die EM 2005 wird Theune-Meyers letztes Turnier. Auch hier gewinnt sie mit Deutschland den Titel.
Bild: picture-alliance / Sven Simon
Silvia Neid (2005 - 2016)
Keine Bundestrainerin ist erfolgreicher als sie: Schon in ihren acht Jahren als Assistentin unter Theune-Meyer war sie bei vielen Erfolgen dabei und knüpft als Chefin nahtlos daran an: WM-Sieg 2007, EM-Titel 2009 und 2013. Als krönender Abschluss gelingt 2016 in Rio de Janeiro der Olympiasieg. Größte Enttäuschung ist jedoch das frühe Aus im Viertelfinale bei der Heim-WM 2011.
Die Ex-Nationalspielerin ist 13 Monate lang Co-Trainerin unter Neid, bevor sie im September 2016 deren Amt übernimmt. Allerdings ohne Erfolg: Dem Viertelfinal-Aus bei der EM 2017 folgt die erste Heimniederlage in einem WM-Qualifikationsspiel überhaupt (2:3 gegen Island). Nachdem das Team auch beim SheBelieves-Cup sieglos bleibt, wird Jones im März 2018 nach nur 543 Tagen im Amt entlassen.
Bild: Getty Images/Bongarts/M. Hangst
Horst Hrubesch (März bis November 2018)
Nach der kurzen Ära Jones braucht der DFB einen "Feuerwehrmann" für die Qualifikation zur WM 2019. Hrubesch, damals DFB-Sportdirektor und zuvor U21-Coach der Männer, kommt mit seiner Art bei den Spielerinnen gut an. Mit sieben Siegen stellt er einen Startrekord auf, auch die WM-Qualifikation gelingt problemlos. Hrubesch übergibt an Martina Voss-Tecklenburg, die als Nachfolgerin schon feststeht.
Bild: Jürgen Fromme/augenklick/firo Sportphoto/picture alliance
Martina Voss-Tecklenburg (2018 - 2023)
Highlight der Amtszeit Voss-Tecklenburgs ist die EURO 2022 in England: Die DFB-Frauen scheitern erst im Finale. Bei der WM 2019 ist zuvor im Viertelfinale Endstation, bei der WM 2023 sogar schon in der Vorrunde. Danach ist Voss-Tecklenburg krankgeschrieben und taucht ab. Die lange Ungewissheit missfällt auch den Spielerinnen. Schließlich trennt man sich - ohne das WM-Aus aufgearbeitet zu haben.
Bild: Hannah Mckay/REUTERS
Horst Hrubesch (seit Oktober 2023)
Schon bevor die Trennung offiziell vollzogen wird, ist Horst Hrubesch zurück bei den DFB-Frauen. Als Interimstrainer hilft er zuvor bereits in der Olympia-Qualifikation aus, während Voss-Tecklenburg noch krankgeschrieben bzw. im Erholungsurlaub ist. Nach erfolgreicher Olympia-Qualifikation verlängert sich Hrubeschs Amtszeit bis zu Spielen in Paris. Danach übernimmt ein anderer.
Dieser andere wird im März 2023 bekanntgegeben: Der bisherige U17-Nationalcoach Christian Wück wird nach den Olympischen Spielen das Amt des Frauen-Bundestrainers übernehmen. Wück arbeitet seit 2012 als Jugendtrainer für den DFB und erlebt 2023 sein erfolgreichstes Jahr: Mit den U17-Junioren wird er erst Europameister und gewinnt dann auch noch die Weltmeisterschaft.