Da der Erfolg mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ihm Recht gibt, erhält Bundestrainer Julian Nagelsmann vorzeitig einen neuen Vertrag. Er soll die DFB-Elf in den kommenden drei Jahren zu einem Titel führen.
Julian Nagelsmann setzt seinen Weg beim DFB-Team fort und möchte Titel gewinnenBild: Ulrich Hufnagel/picture alliance
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Julian Nagelsmann hat seinen Vertrag als Bundestrainer bis 2028 verlängert. Das gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekannt. Ursprünglich war sein Kontrakt bis zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko gelaufen, nun soll der 37-Jährige die deutsche Nationalmannschaft aber auch bei der kommenden EM in Großbritannien und Irland betreuen.
Nagelsmann: Wollen zusammen Titel gewinnen"
"Ich hätte mir im September 2023, als ich zum DFB gekommen bin, nicht vorstellen können, über die Heim-EM hinaus Bundestrainer zu sein", sagte Nagelsmann. "Ich habe mir damals aber auch nicht vorstellen können, was die Nationalmannschaft den Menschen in Deutschland bedeutet. Wie viele Herzen sie erreicht und bewegt." Dieses großartige Feedback zeige, dass "unser gemeinsamer Weg richtig ist", so Nagelsmann. Und dieser Weg sei noch nicht zu Ende. "Wir wollen zusammen Titel gewinnen."
DFB-Sportdirektor Rudi Völler betonte, dass er von vielen Seiten den Wunsch verspürt habe, mit Nagelsmann zu verlängern: von Fans, Spielern und dem gesamten DFB-Stab.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf bezeichnete die Einigung mit Nagelsmann vor dem Festakt zum 125-jährigen Bestehen des Verbands am Freitagabend in Leipzig als "bedeutendes Signal". Nagelsmann fülle das Amt "mit seiner sportlichen Expertise, aber auch seinem feinen Gespür für die Mannschaft und die Fans perfekt aus", sagte der Verbandschef.
Holpriger Start, erfolgreiche Neuausrichtung
Als Nachfolger von Hansi Flick hatte Nagelsmann als Bundestrainer zunächst einen etwas holprigen Start erlebt, dann aber konsequent einen Umbruch eingeläutet. Die neu ausgerichtete Mannschaft erreichte bei der Heim-EM 2024 das Viertelfinale und schied unglücklich gegen den späteren Europameister Spanien aus - auch weil ein Handspiel des Spaniers Marc Cucurella im Strafraum nicht mit einem Elfmeter geahndet wurde.
Nach der EM knüpfte das DFB-Team an die guten EM-Leistungen an und gewann seine Gruppe in der UEFA Nations League. Ende März steht das Viertelfinale gegen Italien an. Sollte sich die deutsche Mannschaft durchsetzen, spielt sie im Sommer im Final Four um den Titel und dürfte das Mini-Turnier als Gastgeber sogar ausrichten.
Von Nerz bis Nagelsmann - Deutschlands Fußball-Bundestrainer
Das wichtigste Traineramt im deutschen Fußball bleibt bis 2028 in der Hand von Julian Nagelsmann. Er ist seit 2023 der zwölfte Bundestrainer in der Historie der deutschen Nationalelf.
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Otto Nerz (1926 - 1936)
Obwohl die deutsche Nationalmannschaft seit 1908 Länderspiele austrägt, gibt es erst 1927 die erste Partie mit hauptamtlichem Trainer: Otto Nerz (3.v.l.), Arzt, Pädagoge und früher selbst Fußballer, führt die Nationalmannschaft zu ersten Erfolgen: So holt das DFB-Team 1934 bei der WM in Italien einen überraschenden dritten Platz.
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Sepp Herberger (1936 - 1942 /1950 - 1964)
Sepp Herberger ist schon in der Nazi-Zeit sechs Jahre lang Reichstrainer der Nationalmannschaft. Fünf Jahre nach Kriegsende wird er erster Bundestrainer. Seine Mannschaft um Kapitän Fritz Walter gewinnt 1954 überraschend die Weltmeisterschaft - das "Wunder von Bern". An diesen Erfolg kann Herberger, der "Chef", der der Welt viele Fußball-Weisheiten hinterlässt, später aber nicht mehr anknüpfen.
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Helmut Schön (1964 - 1978)
Herberger übergibt das Amt an seinen langjährigen Assistenten. Schön (r.) führt anders als sein Vorgänger: Die Spieler werden einbezogen und dürfen mitbestimmen. Sie danken es ihm durch gute Ergebnisse. Deutschland wird 1966 Vize-Weltmeister, 1972 Europameister, 1974 Weltmeister (Foto) und 1976 Vize-Europameister. "Der Mann mit der Mütze" ist der einzige Bundestrainer, der WM und EM gewinnen kann.
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Jupp Derwall (1978 - 1984)
Nach der Ära Schön, die nach der WM 1978 endet, wird erneut der vorherige Assistent als Chef installiert. Jupp Derwall startet mit 23 Spielen ohne Niederlage und gewinnt gleich sein erstes Turnier, die EM 1980. Bei der WM 1982 kommt er mit dem DFB-Team ins Finale. Doch als sich nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 die Boulevardpresse auf ihn stürzt, tritt "Häuptling Silberlocke" entnervt zurück.
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Franz Beckenbauer (1984 - 1990)
Es übernimmt Boulevard-Liebling Franz Beckenbauer - allerdings als Teamchef, weil er keine Trainerlizenz besitzt. Bundestrainer unter dem "Kaiser" sind zunächst Horst Köppel, später Holger Osieck. Beckenbauer erreicht 1986 in Mexiko das WM-Finale, enttäuscht 1988 bei der Heim-EM mit dem Halbfinal-K.o. gegen die Niederlande - und krönt seine Amtszeit schließlich mit dem Weltmeister-Titel 1990.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hellmann
Berti Vogts (1990 - 1998)
Der Ex-Gladbacher bekommt ein schweres Erbe mit: "Deutschland wird auf Jahre unschlagbar sein", prophezeit Vorgänger Beckenbauer. Vogts muss einen Mix aus BRD- und DDR-Spielern finden. Nach dem EM-Finale 1992 (1:2 gegen Dänemark) enttäuscht das Team mit dem Viertelfinal-Aus gegen Bulgarien bei der WM 1994. Der EM-Titel 1996 versöhnt die Fans. Die WM 1998 endet wieder zu früh - und Vogts hört auf.
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Erich Ribbeck (1998 - 2000)
Bin ich Bundestrainer oder du? Die Verpflichtung von Erich Ribbeck (l.) verläuft holprig. Der DFB kann sich nicht entscheiden. Erst wird Paul Breitner ausgewählt, die Idee aber schnell wieder verworfen. Der spätere Co-Trainer Uli Stielike (r.) sagt zu und ist dann überrascht, dass nicht er Bundestrainer ist, sondern Ribbeck. Erfolgreich ist die kurze Ära auch nicht: Vorrunden-Aus bei der EM 2000.
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Rudi Völler (2000 - 2004)
Nach Ribbeck geht das Chaos weiter: Christoph Daum soll Bundestrainer werden, stolpert aber über eine Kokain-Affäre. Rudi Völler springt als Teamchef ein - Bundestrainer ist Michael Skibbe - und führt das DFB-Team 2002 ins WM-Finale. "Es gibt nur ein'n Rudi Völler", singen die Fans. Fußballerisch ist das DFB-Team nicht brillant. Nach dem frühen EM-Aus 2004 stellt Völler sein Amt zur Verfügung.
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Jürgen Klinsmann (2004 - 2006)
Danach weht ein frischer Wind. Jürgen Klinsmann sorgt für Aufbruchstimmung: junge Spieler, rote Trikots, mutiger Fußball. Die Mannschaft überzeugt beim Confed-Cup 2005 und schreibt ein Jahr später mit Platz drei bei der Heim-Weltmeisterschaft das "Sommermärchen". Deutschland feiert sein Team - das hat es lange nicht gegeben. Doch im Moment des Erfolgs tritt Klinsmann auch schon wieder ab.
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Joachim Löw (2006 - 2021)
Klinsmann-Nachfolger Joachim Löw führt den gemeinsamen Stil fort und feiert Achtungserfolge: EM-Finale 2008, WM-Dritter 2010. Allerdings steht Löw nach dem Halbfinal-Aus bei der EM 2012 gegen Italien in der Kritik und auf der Kippe. Löw bleibt und wird 2014 in Brasilien Weltmeister. Nach dem WM-Vorrunden-Aus 2018 in Russland wird es erneut eng. Vor der EM 2021 kündigt Löw seinen Rücktritt an.
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Hansi Flick (2021 - 2023)
Im Mai 2021 wird Hansi Flick Nachfolge Löws, dem er 2014 als Co-Trainer in Brasilien Weltmeister wird. Flicks Vertrag beginnt nach der EM 2020 und läuft bis zur Heim-EM 2024. Doch sein erstes großes Turnier, die WM in Katar, ist bereits nach der Vorrunde beendet. Nach schlechten Ergebnissen im Jahr 2023 zieht der DFB die Reißleine und entlässt den einstigen Erfolgstrainer des FC Bayern.
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Julian Nagelsmann (seit 2023)
Nach Flicks Ausscheiden dauert es nicht lange, bis der DFB mit dem Ex-Bayern-Trainer seinen Wunschkandidaten verpflichtet. Der mit 36 Jahren jüngste Bundestrainer der Verbandshistorie erfüllt seine erste Mission und spielt eine erfolgreiche EURO 2024 im eigenen Land. Sein Vertrag wird vorzeitig verlängert: zunächst im April 2024 bis zur WM 2026, im Januar 2025 sogar bis zur EM 2028.