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DFB wegen Grindel vor Zerreißprobe

19. November 2015

Vor der Präsidiumssitzung am Freitag droht im DFB der Bruch zwischen Amateuren und Profis. Die Festlegung der Landesverbände auf Reinhard Grindel als Kandidat für das DFB-Präsidentenamt sorgt in der Liga für Ärger.

Reinhard Grindel sitzt in Konferenzsaal und liest auf dem Handy (Foto: Gregor Fischer/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) droht Streit: Vor der wegweisenden DFB-Präsidiumssitzung am Freitag erzürnt der "Fall Grindel" die Macher der milliardenschweren Profiligen. Inmitten der tiefsten Krise der Verbandsgeschichte wäre eigentlich ein Schulterschluss zwischen den Vertretern der Profis und den Vertretern der Amateur-Landesverbände nötig und wünschenswert gewesen, doch der scheint plötzlich in weite Ferne gerückt. Zu aufgebracht sind die Profi-Vertreter aufgrund der Nominierung Grindels durch die Landesverbände. "Wir fühlen uns brüskiert. Für den gesamten Fußball ist das eine sehr unschöne Geschichte", sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem Fachmagazin "kicker". Die voreilige Personalentscheidung der mächtigen "Landesfürsten", wie die Chefs der 21 Landesverbände genannt werden, für den CDU-Politiker und DFB-Schatzmeister als DFB-Präsidentschaftskandidat sei, so Watzke, ein "sehr unerfreulicher Akt" gewesen.

Die Landesverbände hatten sich am Dienstag auf Grindel als Nachfolger für den zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach geeinigt. Die Landesverbände besitzen beim DFB-Bundestag, der den neuen Präsidenten wählt, zwei Drittel der Stimmen. Für die Wahl des Niersbach-Nachfolgers reicht bereits die einfache Mehrheit. Zwar kann der Profifußball noch einen Gegenkandidaten aufstellen, doch hätte dieser wohl schon verloren, bevor der erste Stimmzettel ausgefüllt ist. Immerhin erfolgte die Festlegung auf Grindel als Kandidat des Amateurlagers einstimmig. Der Bundestag soll laut DFB-Interimspräsident Rainer Koch, der den bayerischen Landesverband führt, "baldmöglichst" einberufen werde.

Die Vertreter des Profilagers hatten die Nachfolgefrage erst auf der anstehenden DFB-Präsidiumssitzung diskutieren wollen und fühlen sich nun durch das Vorpreschen der Amateure bei der Entscheidungsfindung ausgegrenzt. Entsprechend frostig ist die Stimmung: "Man sollte die Möglichkeiten des Profifußballs nicht unterschätzen", warnte Watzke. "Wenn man meint, man müsste uns vor vollendete Tatsachen stellen, muss man sich im Klaren sein, dass der größte Wert des DFB, die Nationalmannschaft, von Spielern gebildet wird, die wir bezahlen."

BVB-Geschäftsführer Watzke ist sauerBild: picture-alliance/dpa/M. Hitij

"Die Landesverbände haben das demokratische Recht, sich festzulegen. Wir nehmen das zur Kenntnis", sagte Mainz-05-Präsident Harald Strutz, der außerdem Vizepräsident des Ligaverbandes und im DFB-Präsidium ist: "Auf der anderen Seite war es eigentlich geplant, erst einmal in die Diskussion zu gehen und dann einen Vorschlag zu machen."

Einvernehmliche Lösung?

Koch und Grindel hatten sich nach der Entscheidung am Dienstag diplomatisch gegeben und gesagt, ihr "Vorschlag" sei kein Alleingang gewesen. "Es muss jetzt darum gehen, mit dem Ligaverband zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen", sagte Grindel: "Im Mittelpunkt unserer gemeinsamen Arbeit müssen die Konsequenzen aus der Affäre um das WM-OK 2006 stehen. Diese notwendige Arbeit in der Sache sollte nicht von einer Diskussion über Personen überlagert werden."

Doch durch das Vorpreschen des Amateurlagers ist genau das nun passiert. Zumal viele Beteiligte in Grindel nicht den perfekten Kandidaten sehen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete ist erst seit 2013 im DFB aktiv und steht als Schatzmeister dabei in der zweiten Reihe. Damals allerdings war er mit Stimmen aus dem Amateur- und dem Profilager in sein Amt gewählt worden. Ex-DFB-Präsident Niersbach, der im Zuge des Skandal um das Sommermärchen keine andere Möglichkeit als seinen Rücktritt gesehen hatte, verstand es in den vergangenen Jahre, zwischen Profis und Amateuren zu moderieren. Grindel wird das von vielen Profi-Vertretern bislang noch nicht zugetraut. Allerdings fehlt auch die Alternative. Der zweite DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball hatte mit Hinweis auf seine andere "Lebensplanung" abgewunken und es abgelehnt, zu kandidieren.

DFB-Interimspräsident Koch spricht von "Vorschlag"Bild: picture alliance/Sven Simon/A. Waelischmiller

asz/ck (sid, dpa)

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