Nach Medienberichten liebäugelt der DFB mit einer Verpflichtung Julian Nagelsmanns als Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft über die Heim-Europameisterschaft hinaus - unter einer Voraussetzung.
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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist mit dem Stil und der bisherigen Arbeit von Bundestrainer Julian Nagelsmann offenbar zufrieden. "Die Chemie stimmt", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf dem Sport-Informationsdienst und stellte Gespräche über eine Vertragsverlängerung noch vor der Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) in Aussicht: "Julian hat gesagt, dass er vor dem EM-Turnier gerne Klarheit über seine Zukunft möchte. Einem solchen Wunsch werden wir uns sicher nicht verschließen." Der Bundestrainer, so Neuendorf, "identifiziert sich voll mit seiner Aufgabe und mit dem Verband und legt eine große Leidenschaft an den Tag."
Nagelsmann ist seit Ende September Bundestrainer - mit 36 Jahren der zweitjüngste in der Geschichte des DFB. Nur Otto Nerz war mit 34 Jahren noch jünger, als er 1926 das DFB-Team übernahm. Der aktuelle Vertrag mit Nagelsmann läuft nur bis zum Ende der EM.
Der Bundestrainer schloss am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Fans des DFB-Teams aus, dass er nach der EM pausieren werde - es sei denn, er habe kein Angebot. Wenn doch, sei beides möglich, "Verband oder Verein", sagte der frühere Trainer der Bundesligisten 1899 Hoffenheim, RB Leipzig und FC Bayern München. In den vergangenen Monaten wurde wiederholt darüber spekuliert, dass Nagelsmann nach der Heim-EM in die englische Premier League wechseln könnte.
Vertrag nach dem Modell Gislason?
"Erfolgreiche Trainer schickt man nicht weg", sagte Andreas Rettig, der für den Sport zuständige Geschäftsführer des DFB, dem "Kicker". Das Magazin berichtet, der DFB wolle sich mit dem neuen Vertrag am Vorgehen des Deutschen Handball-Bunds (DHB) im Fall seines Bundestrainers Alfred Gislason orientieren. Der DHB hatte den Vertrag mit dem Isländer bis 2027 verlängert – unter der Voraussetzung, dass Gislason mit dem Nationalteam das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris löste. Das war ihm am vergangenen Wochenende gelungen.
Auf Nagelsmann übertragen bedeutet dies: Eine Vertragsverlängerung könnte an die Bedingung gebunden werden, dass die Nationalmannschaft eine erfolgreiche EM spielt. Wie der DFB erfolgreich definiert, sei noch offen, berichtet der Kicker. Klar sei jedoch, dass Nagelsmann bei einem Vorrunden-Aus des DFB-Teams - wie bei den Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar - nicht weitermachen dürfe.
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Drei Ausfälle für Spiele gegen Frankreich und Niederlande
Die Vorbereitung auf die beiden EM-Testspiele in Lyon gegen Frankreich (23. März) und in Frankfurt am Main gegen die Niederlande (26. März) verlief zunächst holprig. Nagelsmann hatte für die beiden Partien, bei denen Toni Kroos, Weltmeister von 2014, sein Comeback geben wird, gleich sechs Neulinge für die beiden Partien nominiert.
Zwei von ihnen fielen aus: Der 19 Jahre alte Bayern-Profi Aleksandar Pavlovic wegen einer Mandelentzündung und der 25 Jahre alte Jan-Niklas Beste von Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim wegen einer Muskelverletzung. Auch Torwart Manuel Neuer, wie Kroos Weltmeister 2014, musste wegen einer Muskelverletzung passen.
Von Nerz bis Nagelsmann - Deutschlands Fußball-Bundestrainer
Das wichtigste Traineramt im deutschen Fußball ist zur wichtigen Heim-EM neu besetzt. Mit Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann hat die deutschen Nationalelf nun den zwölften Bundestrainer ihrer Historie.
Bild: Michael Weber/IMAGO
Otto Nerz (1926 - 1936)
Obwohl die deutsche Nationalmannschaft seit 1908 Länderspiele austrägt, gibt es erst 1927 die erste Partie mit hauptamtlichem Trainer: Otto Nerz (3.v.l.), Arzt, Pädagoge und früher selbst Fußballer, führt die Nationalmannschaft zu ersten Erfolgen: So holt das DFB-Team 1934 bei der WM in Italien einen überraschenden dritten Platz.
Bild: dpa/picture alliance
Sepp Herberger (1936 - 1942 /1950 - 1964)
Sepp Herberger ist schon in der Nazi-Zeit sechs Jahre lang Reichstrainer der Nationalmannschaft. Fünf Jahre nach Kriegsende wird er erster Bundestrainer. Seine Mannschaft um Kapitän Fritz Walter gewinnt 1954 überraschend die Weltmeisterschaft - das "Wunder von Bern". An diesen Erfolg kann Herberger, der "Chef", der der Welt viele Fußball-Weisheiten hinterlässt, später aber nicht mehr anknüpfen.
Bild: sportfotodienst/imago images
Helmut Schön (1964 - 1978)
Herberger übergibt das Amt an seinen langjährigen Assistenten. Schön (r.) führt anders als sein Vorgänger: Die Spieler werden einbezogen und dürfen mitbestimmen. Sie danken es ihm durch gute Ergebnisse. Deutschland wird 1966 Vize-Weltmeister, 1972 Europameister, 1974 Weltmeister (Foto) und 1976 Vize-Europameister. "Der Mann mit der Mütze" ist der einzige Bundestrainer, der WM und EM gewinnen kann.
Bild: sportfotodienst/imago images
Jupp Derwall (1978 - 1984)
Nach der Ära Schön, die nach der WM 1978 endet, wird erneut der vorherige Assistent als Chef installiert. Jupp Derwall startet mit 23 Spielen ohne Niederlage und gewinnt gleich sein erstes Turnier, die EM 1980. Bei der WM 1982 kommt er mit dem DFB-Team ins Finale. Doch als sich nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 die Boulevardpresse auf ihn stürzt, tritt "Häuptling Silberlocke" entnervt zurück.
Bild: Magic/imago images
Franz Beckenbauer (1984 - 1990)
Es übernimmt Boulevard-Liebling Franz Beckenbauer - allerdings als Teamchef, weil er keine Trainerlizenz besitzt. Bundestrainer unter dem "Kaiser" sind zunächst Horst Köppel, später Holger Osieck. Beckenbauer erreicht 1986 in Mexiko das WM-Finale, enttäuscht 1988 bei der Heim-EM mit dem Halbfinal-K.o. gegen die Niederlande - und krönt seine Amtszeit schließlich mit dem Weltmeister-Titel 1990.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hellmann
Berti Vogts (1990 - 1998)
Der Ex-Gladbacher bekommt ein schweres Erbe mit: "Deutschland wird auf Jahre unschlagbar sein", prophezeit Vorgänger Beckenbauer. Vogts muss einen Mix aus BRD- und DDR-Spielern finden. Nach dem EM-Finale 1992 (1:2 gegen Dänemark) enttäuscht das Team mit dem Viertelfinal-Aus gegen Bulgarien bei der WM 1994. Der EM-Titel 1996 versöhnt die Fans. Die WM 1998 endet wieder zu früh - und Vogts hört auf.
Bild: Oliver Multhaup/dpa/picture alliance
Erich Ribbeck (1998 - 2000)
Bin ich Bundestrainer oder du? Die Verpflichtung von Erich Ribbeck (l.) verläuft holprig. Der DFB kann sich nicht entscheiden. Erst wird Paul Breitner ausgewählt, die Idee aber schnell wieder verworfen. Der spätere Co-Trainer Uli Stielike (r.) sagt zu und ist dann überrascht, dass nicht er Bundestrainer ist, sondern Ribbeck. Erfolgreich ist die kurze Ära auch nicht: Vorrunden-Aus bei der EM 2000.
Bild: Sven Simon/imago images
Rudi Völler (2000 - 2004)
Nach Ribbeck geht das Chaos weiter: Christoph Daum soll Bundestrainer werden, stolpert aber über eine Kokain-Affäre. Rudi Völler springt als Teamchef ein - Bundestrainer ist Michael Skibbe - und führt das DFB-Team 2002 ins WM-Finale. "Es gibt nur ein'n Rudi Völler", singen die Fans. Fußballerisch ist das DFB-Team nicht brillant. Nach dem frühen EM-Aus 2004 stellt Völler sein Amt zur Verfügung.
Bild: Ulmer/imago images
Jürgen Klinsmann (2004 - 2006)
Danach weht ein frischer Wind. Jürgen Klinsmann sorgt für Aufbruchstimmung: junge Spieler, rote Trikots, mutiger Fußball. Die Mannschaft überzeugt beim Confed-Cup 2005 und schreibt ein Jahr später mit Platz drei bei der Heim-Weltmeisterschaft das "Sommermärchen". Deutschland feiert sein Team - das hat es lange nicht gegeben. Doch im Moment des Erfolgs tritt Klinsmann auch schon wieder ab.
Bild: Ulmer/imago images
Joachim Löw (2006 - 2021)
Klinsmann-Nachfolger Joachim Löw führt den gemeinsamen Stil fort und feiert Achtungserfolge: EM-Finale 2008, WM-Dritter 2010. Allerdings steht Löw nach dem Halbfinal-Aus bei der EM 2012 gegen Italien in der Kritik und auf der Kippe. Löw bleibt und wird 2014 in Brasilien Weltmeister. Nach dem WM-Vorrunden-Aus 2018 in Russland wird es erneut eng. Vor der EM 2021 kündigt Löw seinen Rücktritt an.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Suki
Hansi Flick (2021 - 2023)
Im Mai 2021 wird Hansi Flick Nachfolge Löws, dem er 2014 als Co-Trainer in Brasilien Weltmeister wird. Flicks Vertrag beginnt nach der EM 2020 und läuft bis zur Heim-EM 2024. Doch sein erstes großes Turnier, die WM in Katar, ist bereits nach der Vorrunde beendet. Nach schlechten Ergebnissen im Jahr 2023 zieht der DFB die Reißleine und entlässt den einstigen Erfolgstrainer des FC Bayern.
Bild: Christian Charisius/dpa/picture alliance
Julian Nagelsmann (seit 2023)
Nach Flicks Ausscheiden dauert es nicht lange, bis der DFB mit dem Ex-Bayern-Trainer seinen Wunschkandidaten verpflichtet. Die Mission des mit 36 Jahren jüngsten Bundestrainers der Verbandshistorie lautet: eine erfolgreiche EURO 2024 spielen. Nur bis zum Turnier soll auch zunächst sein Vertrag laufen. Im April 2024 wird der Kontrakt dann aber doch vorzeitig verlängert - bis zur WM 2026.