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Diagnose Parkinson

Gudrun Heise11. April 2016

Verlangsamte Bewegungen, Zittern, Probleme mit dem Gleichgewicht, der Geruchssinn funktioniert nicht mehr richtig. All das sind Symptome bei Parkinson.

Parkinson (Foto: DW/ fit und gesund)
Bild: DW

Die Handschrift ist vielleicht nicht mehr so deutlich. Sie hat sich verändert: Die Buchstaben sind kleiner, das Schriftbild ist zittrig und unregelmäßig. Das können erste Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung sein.

Bei vielen Patienten verschlechtert sich auch der Geruchssinn. Den kann der Arzt testen: "Dazu machen wir eine Riechschwellenbestimmung", erklärt Ullrich Wüllner. Er leitet die Arbeitsgruppe Neurobiologie an der Universität Bonn. "Wir machen diese Tests mit standardisierten Zubereitungen, zum Beispiel mit Vanille oder Rosenöl. So kann man ein abgeschwächtes oder vollständig verlorengegangenes Riechvermögen ganz objektiv beurteilen."

Diese Symptome treten meist lange vor den Kardinalsymptomen auf. Diese sind Tremor, also Zittern, und Rigor, Muskelverspannung, sowie Akinese, Verminderung von Bewegungen. Beispielsweise werden die Schritte kürzer.

Verlauf und Beschwerden können sehr unterschiedlich sein, und nicht jeder Patient weist alle Hauptsymptome auf. Treten aber mindestens zwei dieser Symptome auf, legt das die Diagnose Parkinson nahe.

Ein dunkler Bereich

Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland etwa 240.000 bis 280.000 Menschen von Parkinson betroffen. Wenn die Krankheit auftritt, sind die meisten der Patienten über 60 Jahre alt.

Morbus Parkinson ist eine Erkrankung des Nervensystems. Im Verlauf der Krankheit kommt es dazu, dass die Fähigkeit von Nervenzellen im Gehirn, Impulse zu übertragen, gestört wird. Einzelne Gruppen von Nerven können sogar nach und nach absterben. Die sogenannte Substantia nigra ist ein normalerweise schwarz erscheinendes Zellgebiet; Grund für die Färbung ist Melanin. Bei Patienten mit Parkinson geht dieser Bereich allmählich zugrunde und verliert seine dunkle Farbe.

Die Zellen in der Substantia nigra produzieren Dopamin. Dieser Botenstoff ist besonders wichtig, um Impulse für die Bewegungssteuerung zu übertragen. "Die Störungen der Beweglichkeit, unter denen die Patienten leiden, entstehen vor allen Dingen dadurch, dass der Botenstoff Dopamin nicht in ausreichender Menge vorhanden ist", erklärt Wüllner. Sind die Zellen der Substantia nigra um etwa 60 bis 70 Prozent reduziert, kommt es zu verlangsamten Bewegungen, Muskelversteifung, Zittern, Instabilität.

Box-Weltmeister Muhammad Ali litt unter ParkinsonBild: AP

Die Rolle der Träume

Ein frühes Anzeichen für eine Parkinson-Krankheit offenbart sich nachts. Es ist die sogenannte Traumverhaltensstörung, RBD. Auch sie tritt schon früh auf. "Es gibt eine kleine Patientengruppe, die eine sogenannte Traumschlafverhaltensstörung entwickelt. Wer so etwas hat, der hat auch ein höheres Risiko, im späteren Leben an Parkinson zu erkranken", so Wüllner.

Meist sind es Angehörige, die beobachten, dass Betroffene ungewöhnlich stark im Traum reagieren. Während der Traumphase bewegen sie ihre Arme und Beine heftig, manche schreien, lachen oder weinen. Nicht an Parkinson erkrankte Menschen hingegen bewegen in der Traumphase lediglich ihre Augen. Daher auch die Bezeichnung für diese Schlafphase: REM für Rapid Eye Movement.

Parkinsonpatienten können auch Atemstörungen und Depressionen entwickeln. Fast jeder zweite Patient ist davon betroffen.

Tiefenhirnstimulation

Behandelt wird Parkinson mit Medikamenten, die den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen. In fortgeschrittenen Fällen kann die Chirurgie helfen. Bei der Tiefenhirnstimulation werden Stimulationselektroden ins Gehirn eingesetzt. Ein Generator sendet elektrische Impulse an die entsprechenden Gehirnbereiche. Den Generator setzt der Chirurg unter die Haut am Schlüsselbein.

Studien belegen, dass diese Therapieform bei Patienten, die unter einer fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung leiden, besser wirkt als die Gabe von Medikamenten allein. Zwar muss der Patient weiterhin Medikamente einnehmen, in der Regel aber deutlich weniger.

Wird die Krankheit früh erkannt, lässt sich ihr Verlauf mildern. Meist aber gehen die Patienten zu spät zum Arzt, weil sie die Parkinson-Anzeichen für normale Alterserscheinungen halten. Auch viele Hausärzte erkennen die Warnsignale oft nicht.

Der Verlust des Riechvermögens kann ein Anzeichen für Parkinson seinBild: DW

Ruf nach intensiver Forschung

"In den vergangenen Jahren haben wir ganz erstaunliche Dinge gelernt und neu erkannt", sagt Wüllner. "Die Zellen im schwarzen Kern, die den Botenstoff Dopamin produzieren, sind nicht die einzigen, die vom Krankheitsprozess betroffen sind. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Zellen des Nervensystems, die in Kontakt mit dem Magen-Darm-Trakt stehen, für die Parkinson'sche Krankheit eine Art Eintrittspforte darstellen können."

In vielen Ländern und in zahlreichen Instituten in Deutschland gibt es Projekte zu Morbus Parkinson: "Wir haben alle die Hoffnung, dass sich aus den verstärkten Forschungsanstrengungen Therapien entwickeln könnten, mit denen man das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und so den Verlauf beeinflussen könnte", sagt Wüllner.

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