Prominenter Besuch im Städel Museum Frankfurt: Aus aller Welt sind weltberühmte Gemälde von Botticelli, Picasso und Warhol für die Ausstellung angereist. Zum 200. Jubiläum lässt das Museum Bilder statt Worte sprechen.
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Dialog der Meisterwerke im Städel Museum
Wie haben die alten Meister mit ihre Malerei die Moderne Kunst beeinflusst? Wer hat hier von wem abgeguckt? Zum 200. Jubiläum geht das Städel Museum dem auf den Grund: woher Andy Warhol sein Goethemotiv geklaut hat.
Bild: Thomas Struth
Ein Meister mit Meisterhand gemalt
Kaum ein Bild aus dem Städel Museum Frankfurt ist so bekannt wie Johann Heinrich Wilhelm Tischmanns Portrait "Goethe in der römischen Campagna" von 1787, entstanden auf einer Italienreise mit dem Dichter. Das Herzstück der Frankfurter Sammlung wurde häufig von anderen Künstlern "zitiert". Für die aktuelle Ausstellung "Meisterwerke im Dialog" haben die Kuratoren ähnliche Bildmotive gesucht.
Bild: Städel Museum/U. Edelmann/ARTOTHEK
Besuch aus den Metropolen der Welt
Auch Pop-Art Künstler Andy Warhol nahm Tischbeins Goethe-Portrait als Vorbild für seinen berühmten Siebdruck. Zum 200. Jubiläum hat das Städel Museum 65 Meisterwerke aus aller Welt zusammengetragen, um sie entsprechend hochkarätigen Werken aus der eigenen Sammlung gegenüberzustellen. Die Leihgaben kommen aus den großen Museen in Paris, Washington, London und Madrid.
Bild: Städel Museum/ARTOTHEK
Heiliger Mariendialog
Die Lucca-Madonna von Jan van Eyck: Ein Werk, auf das das Städel Museum besonders stolz ist. Es zählt zu den schönsten und detailreichsten Marienbildern des niederländische Renaissance Malers. Zusammen mit Eycks "Verkündigung an Maria" hing das Bild bis 1850 in der Sammlung König Willems II.der Niederlande. Dank der Leihgabe aus Washington sind beide Gemälde erstmals wieder zusammen.
Bild: Städel Museum/U. Edelmann/ARTOTHEK
Weibliche Schönheit
Aus der Londoner Tate Galerie ist dieses Damenportrait "Fazio's Mistress" (1863) von Dante Gabriel Rosetti (1828-1882) entliehen. Es erinnert an ein Bildnis von Sandro Botticelli aus dem 15. Jahrhundert. Ob Rosetti bewusst auf die Malerei von Botticelli Bezug nimmt, weiß man nicht. Die Gegenüberstellung lässt es vermuten. Beide Bilder beschäftigen sich mit dem Idealbild weiblicher Schönheit.
Bild: Tate London
Picasso und Minotaurus
In der Ausstellung geht es auch um Motive verschiedener Künstler, die ein Thema mehrfach aufgegriffen haben. So bei Pablo Picasso und seinem Thema "Minotaurus". Das Ungeheuer aus der griechischen Mythologie - halb Mensch, halb Stier - sah Picasso als Alter Ego. Er war fasziniert von der Kraft, aber auch von dem Bedürfnis nach Zärtlichkeit und hat ihn immer wieder gemalt und gezeichnet.
Bild: Städel Museum/U. Edelmann/ARTOTHEK
Die Schöne und das Biest
Aus einer Privatsammlung stammt die Grafik "Minotaurus, eine schlafende Frau liebkosend" von 1933. Hier ging es Picasso um die sanfte Seite des Ungeheuers, das eine Schlafende zärtlich mit der Hand berührt. Mit der graphischen Sammlung, den Werken alter Meister, der Moderne und der Gegenwartskunst bietet das Städel Museum einen Überblick über 700 Jahre Kunstgeschichte.
Aus der Sammlung für Moderne Kunst des Städel Museums stammt die Badeszene des expressionistischen Malers Ernst Ludwig Kirchner (rechts). Gemeinsam mit Erich Heckel (linkes Bild) und Max Pechstein malte Kirchner (um 1910) an den Moritzburger Teichen bei Dresden - um die Wette. Die Arbeiten der Künstlergruppe "Brücke" werden hier zum ersten Mal gemeinsam präsentiert und laden zum Vergleich ein.
Bild: Merzbacher Kunststiftung/Privatsammlung
Maler des Hässlichen
Max Liebermann zählt zu den großen deutschen Künstlern des 19. Jahrhunderts. Der Impressionist ist berühmt für seine Szenen aus dem bürgerlichen Alltag, wie hier der Arbeitssaal einer Nähschule in einem Amsterdamer Waisenhaus von 1876. Damals hielt man viel auf Genremalerei und bezeichnete diesen Stil als "Schmutzmalerei". Bei den Käufern konnte sich Liebermann jedoch durchsetzten.
Bild: Privatsammlung
Freistunde im Waisenhaus
Fünf Jahre nach dem Bild mit den Näherinnen, das aus einer Privatsammlung stammt, griff der Maler Max Liebermann das Thema Waisenhaus erneut auf. 1881 entstand sein Gemälde "Freistunde im Amsterdamer Waisenhaus", das zum Bestand des Städel Museums gehört. Typisch für die Zeit des Impressionismus: das Spiel mit Licht und Farbe.
Bild: Städel Museum Frankfurt/ARTOTHEK
Das Museum im Museum
Aus Sicht des Fotografen Thomas Struth ist das Museum nicht nur ein Ort, der Kunst aufbewahrt, sondern auch ein Ort, an dem Kunst entsteht. Die "Fotografie Louvre 4" von 1989 ist eine Leihgabe aus dem Atelier des Künstlers. Sie wird ergänzt durch fünf ähnliche Motive aus anderen Museen, die Teil der Städel Sammlung sind. Der "Dialog der Meisterwerke" ist bis zum 6. Oktober 2015 zu sehen.
Bild: Thomas Struth
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Tausende von Kilometern hängen diese Werke sonst voneinander entfernt in ihren Heimatmuseen, nur selten gab es bislang einen Austausch über ihre Motive. Man kann sich vorstellen, welch eine Vorrecherche und wieviel Bürokratie nötig war, um unter diesen höchst unterschiedlichen Werken "temporäre Partnerschaften" und "ersehnte Zusammenkünfte" zu ermöglichen.
Zum 200. Jubiläum des Städel Museums in Frankfurt haben sich die sieben Kuratoren und Sammlungsleiter aller künstlerischen Bereiche des Hauses zusammengetan und für die historisch gewachsene Sammlung des Hauses international Bilderpartner gesucht. Manche Paarungen von Meisterwerken der Kunstgeschichte ergaben sich aus der eigenen Sammlung. Immerhin umfassen die Bestände des Museeums fast 700 Jahre Kunstgeschichte.
Bekannte Werke neu endecken
"Dieses große Jubiläumsprojekt ist ein idealer Anlass, um sowohl unsere Sammlung neu zu entdecken, als auch durch die verblüffenden und kunsthistorisch einmaligen Dialoge der Meisterwerke einen weiteren Höhepunkt der Ausstellungsgeschichte des Hauses zu erleben", sagt Direktor Max Hollein. Dass das Museum so viele Leihgaben bekommen hat, sieht Hollein auch als Zeichen internationaler Wertschätzung des Städel Museums.
Im März 1815 vermachte der Frankfurter Bankier und Kaufmann Johann Friedrich Städel kurz vor seinem Tod sein gesamtes Vermögen und seine Kunstsammlung einer Stiftung, die nach ihm benannt werden sollte. Heute gilt das Städel Museum als älteste Museumsstiftung Deutschlands. Die Sammlung umfasst die Bereiche Alte Meister, Kunst der Moderne, Gegewartskunst sowie eine graphische Sammlung. In Zahlen bedeutet das: rund 3000 Gemälde, 600 Skulpturen, über 4000 Fotografien und über 100.000 Zeichnungen und Grafiken.
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Renommierte Museen sind Leihgeber
Zum Jubiläumsjahr des Städel-Museums werden ausgewählte Werke aus der eigenen Sammlung mit 65 Meisterwerken aus aller Welt zusammengebracht. Dabei sind nicht nur die Werke hochkarätig, auch die Leihgeber lesen sich wie das "Who is Who" der internationalen Museumswelt: Tate Galerie London, Albertina in Wien, Musée d'Orsay in Paris, Vatikanische Museen in Rom oder auch die National Gallery of Art in Washington.
Vom 7. Oktober 2015 bis zum 24. Januar 2016 wird die Bilder-Schau auf der gesamten Ausstellungsfläche des Museums präsentiert.