Die Ära des Mobil-TV
31. Juli 2005Die Euphorie für die dritte so genannte 3G/UMTS Mobilfunkgeneration ist fünf Jahre nach der spektakulären Lizensversteigerung in Milliardenhöhe deutlich abgeklungen. Nachdem die Anbieter den Start von UMTS-tauglichen Handys immer weiter verschoben hatten, sind seit 2004 Geräte auf dem Markt, die Internet-Content, Videotelefonate und Mobil-TV anbieten. Nach eigenen Angaben bietet Vodafone, einer der sechs UMTS-Lizensnehmer, auch schon eine auf 14 Länder übergreifende Videotelefonie an.
Allerdings hält sich das Kundeninteresse für die neue Technik noch in Grenzen: Eine halbe Millionen Kunden konnte Vodafone bisher von UMTS-Handys überzeugen - und das bei einem Kundenstamm von 27 Millionen Usern. Martin Guberleit vom Marktforschungsinstitut Gartner ist trotzdem davon überzeugt, dass der UMTS-Erfolg irgendwann einsetzen wird: "Die Kunden müssen erst einmal von den Diensten überzeugt werden," erklärt er die bisherige Abwartehaltung.
Auch Friedrich Joussen, Vodafones künftiger Deutschlandchef, gibt sich optimistisch und erinnert daran, dass auch der kommerzielle Startschuss des GSM-Netz Anfang der 1990er Jahre zuerst alles andere als aussichtsreich begann.
Positive Entwicklungen
Wahrscheinlich ist diese Einstellung auch nicht nur Zweckoptimismus, da sich in der UMTS-Entwicklung einiges getan hat. Nachdem der mobile Internet-Zugang bisher nur auf Analogmodem-Niveau möglich war, können User sich in Zukunft über eine Datenübertragungsrate von 384 KBit/s freuen. Dies kommt als sechsfache ISDN-Geschwindigkeit beinahe an DSL-Performances heran. Damit ist natürlich auch das Downloaden von TV-Nachrichten, Musiktiteln oder Klingeltönen viel schneller möglich. Um die TV-Handys noch userfreundlicher zu gestallten, bemüht Vodafone sich vor allem auch um die Entwicklung von größeren Displays.
Erfolg durch Mobil-TV
Besonders durch die Service-Erweiterung um Mobil-TV erhoffen sich die Anbieter zunehmende Akzeptanz. Der Marktforscher "Informa Telecoms and Media" gibt an, dass bis zum Jahr 2010 weltweit 124,8 Millionen Verbraucher den mobilen TV-Service nutzen könnten. Bevor es dazu kommt, gibt es allerdings noch einige essentielle Punkte zu klären, wie beispielsweise die Frage nach der effektivsten Technik. Wird man sich langfristig eher für einen terrestrischen Standard, wie etwa beim Digitalfernsehen entscheiden, oder doch eher die UMTS-Variante der Multimedia und Broadcast-Dienste wählen?
Ein weiteres Problem stellt das bisher äußerst limitierte Display von Handys dar. Die Geräte müssen mit Funktionen wie Zoom oder Zeitlupe an die Erweiterung des Service-Spektrums angepasst werden. Masai Suenaga, Vize-Präsident von Mobile Broadcasting, sieht dieses Problem allerdings nicht, da seiner Meinung nach mobiles TV weniger aufgrund seiner Qualität, sondern wegen des Informationsgehalts genutzt werden wird. "Die Teilnehmer kennen und verstehen die Grenzen", sagt er zuversichtlich.
Was bietet Mobil-TV?
Toru Sano vom Nippon Television Network sieht das mobile Fernsehen vor allem als "Portal für mobile Internet-Dienste", wobei beispielsweise ein kurzer Fußball-Videoclip den User dazu animieren soll, Links zu dem Spiel anzuklicken.
Vodafone bietet aktuell das größte Mobil-TV-Angebot in Deutschland und zeigt derzeit am ehesten, wohin es gehen könnte. Neben einem Nachrichten-Kanal von N24, einem Musik-Kanal von MTV und einem Fußball-Kanal, können UMTS-Kunden auch das Liveprogramm von Eurosport, sowie die von Sat1 ausgestrahlte Telenovela "Verliebt in Berlin" empfangen. Anfang des Jahres 2005 hat Vodafone zum ersten Mal einen Spielfilm mobil ausgestrahlt. Das Angebot soll um Previews von Soap-Filmen und Reality-Shows ergänzt werden. Bis Ende des Jahres können UMTS-User, die ein Spezialpaket respektive eine Live-Flatrate abonniert haben, die Vorzüge von Mobil-TV noch kostenlos genießen. Ab 2006 ist dann vorgesehen, drei Euro pro Stunde zu berechnen, wobei monatlich zwei Stunden kostenlos genutzt werden können.
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