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Die Überzeugungen des neuen Papstes

20. April 2005

Mit Kardinal Joseph Ratzinger ist einer der umstrittensten Kandidaten zum Papst gewählt worden. DW-WORLD hat seine Thesen zu Themen wie Verhütung, Homosexualität und Krieg gegen Terror zusammengestellt.

Wird das Volk ihn lieben? Benedikt XVI. beim ersten Bad in der MengeBild: AP


Frauen:

"Unter den Grundwerten, die mit dem konkreten Leben der Frau verbunden sind, ist jener zu erwähnen, den man ihre 'Fähigkeit für den anderen' genannt hat. Trotz der Tatsache, dass eine gewisse Strömung des Feminismus Ansprüche 'für sie selber' einfordert, bewahrt die Frau doch die tiefgründige Intuition, dass das Beste ihres Lebens darin besteht, sich für das Wohl des anderen einzusetzen, für sein Wachstum, für seinen Schutz."

Aus dem Schreiben der katholischen Glaubenskongregation zur Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt, erschienen in der Frankfurter Rundschau, 5.8.2004


Frauen und Karriere:

"Erforderlich ist eine gerechte Wertschätzung der Arbeit, welche die Frau in der Familie leistet. So könnten die Frauen, die es freiwillig wünschen, ihre ganze Zeit der häuslichen Arbeit widmen, ohne sozial gebrandmarkt und wirtschaftlich bestraft zu werden. Jene hingegen, die auch andere Tätigkeiten verrichten möchten, könnten dies in einem angepassten Arbeitsrhythmus tun, ohne vor die Alternative gestellt zu werden, ihr Familienleben aufzugeben oder einer ständigen Stresssituation ausgesetzt zu sein, die weder dem persönlichen Gleichgewicht noch der Harmonie in der Familie förderlich ist."

Aus dem Schreiben der katholischen Glaubenskongregation zur Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt, erschienen in der Frankfurter Rundschau, 5.8.2004



Homosexualität:

"Vor allem müssen wir großen Respekt vor diesen Personen haben, die ja auch leiden und eine ihnen gemäße Weise des rechten Lebens suchen. Auf der anderen Seite hilft es diesen Personen jedoch nicht wirklich, wenn wir nun die juristische Form einer Art homosexueller Ehe schaffen."

Aus einem Interview mit Kardinal Joseph Ratzinger in der Zeitung "Die Welt" vom 24.11.2004


Islam:

"Der Islam ist sehr vielfältig und läßt sich nicht allein auf das Gebiet des Terrorismus oder der Gemäßigten reduzieren. (…) Der feste Glaube der Muslime an Gott ist auf jeden Fall eine positive Herausforderung an uns: ihr Bewusstsein, dass wir unter dem letzten Gericht Gottes stehen, zusammen mit ihrer Verwaltung eines moralischen Vermögens und der Beobachtung von Normen, die zeigen, wie sehr der Glauben zum Leben allgemeine Ausdrucksweisen braucht. Das haben wir ein wenig verloren."

Aus einem Interview mit Kardinal Joseph Ratzinger in der Zeitung "Die Welt" vom 24.11.2004


Kinder:

"Es gibt in Europa eine seltsame Unlust an der Zukunft. Am deutlichsten ist dies daran zu erkennen, dass Kinder als Bedrohung der Gegenwart angesehen werden; sie werden weithin nicht als Hoffnung, sondern als Grenze der Gegenwart empfunden."

Aus: Süddeutsche Zeitung vom 13.4.2005


Krieg gegen Terror:

"In all diesen Fällen ist es wichtig, dass nicht eine bestimmte Macht allein als Wahrer des Rechts auftritt. Allzu leicht mischen sich dann eigene Interessen in die Aktion ein und verunreinigen den Blick auf die Gerechtigkeit."

Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.6.2004


Künstliche Verhütung:

"Die Pille hat die Sexualität von der Fruchtbarkeit abgekoppelt, und auf diese Weise hat sie die Auffassung des menschlichen Lebens überhaupt von Grund auf verändert. Der Geschlechtsakt hat seinen ursprünglichen Zweck und sein Ziel verloren, die vorher immer offenkundig und eindeutig waren. In der Folge sind seitdem alle Weisen der Geschlechtlichkeit gleichwertig geworden. Dieser Revolution vor allem folgte die Angleichung der Homosexualität an die Heterosexualität."

Aus einem Interview mit Kardinal Joseph Ratzinger in der Zeitung "Die Welt" vom 24.11.2004


Über Hitler und einen "gerechten Krieg":

"Einem Verbrecher und seinen Parteigängern war es gelungen, in Deutschland die Macht des Staates an sich zu reißen. (…) So musste in der Tat die ganze Welt eingreifen, um den Ring des Verbrechens aufzusprengen, um Freiheit und Recht wiederherzustellen. (…) Wenn irgendwo in der Geschichte, so ist hier offenkundig, dass es sich bei dem Einsatz der Alliierten um ein „bellum iustum“ (gerechten Krieg, Anm. d. Red.) handelte, das letztlich auch dem Wohle derer diente, gegen deren Land der Krieg geführt worden ist."

Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.6.2004

Zusammengestellt von Kristina Judith

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