Ein Low-Budget-Film gewinnt als "bester Film", Will Smith wird als bester Darsteller und Jane Campion als beste Regisseurin geehrt. Für den Aufreger des Abends sorgt ebenfalls Will Smith - mit einer Ohrfeige.
Anzeige
Die Oscars 2022 in Bildern
Will Smith, Jessica Chastain und Jane Campion gehören zu den glücklichen Gewinnern. Als bester Film wurde mit "Coda" ein Low-Budget-Film geehrt. Das Wichtigste von der diesjährigen Oscar-Verleihung im Überblick.
Bild: Robyn Beck/AFP/Getty Images
"Coda" wird bester Spielfilm
Die Tragikomödie "Coda" handelt von einer gehörlosen Familie und ihrer hörenden Tochter und ihrem nicht ganz so einfachen Alltag. Insgesamt wurde der Film mit drei Ehrungen bedacht. Neben der Auszeichnung als bester Film wurden Regisseurin Sian Heder für das beste adaptierte Drehbuch und Troy Kotsur, der von Geburt an taub ist, als bester männlicher Nebendarsteller geehrt.
Bild: Robyn Beck/AFP/Getty Images
Troy Kotsur als bester Nebendarsteller geehrt
Mit seiner Auszeichnung hat Troy Kotsur Geschichte geschrieben: Er ist der erste gehörlose Mann, der für einen Oscar nominiert wurde - und ihn gewonnen hat. Als er den Preis entgegennahm, ließ er verlauten: "Ich wollte nur sagen, dass dies der Gehörlosengemeinschaft, dem "Coda"-Team und der Gemeinschaft der Behinderten gewidmet ist. Dies ist unser Moment."
Bild: Brian Snyder/REUTERS
Jane Campion wird für die beste Regie geehrt
Der Western "The Power of the Dog" galt im Vorfeld der Oscars als Favorit für den besten Film. Es klappte nicht in dieser Kategorie, aber Regisseurin Jane Campion wurde für die beste Regie geehrt. Damit schlug sie Regielegende Steven Spielberg, der für die Neuverfilmung von "West Side Story" ins Rennen ging. Campion ist die erste Frau, die zweimal für die beste Regie nominiert wurde.
Bild: Neilson Barnard/Getty Images
Ariana DeBose (m.) wird als beste Nebendarstellerin geehrt
Die Neuverfilmung von "West Side Story" ging nicht leer aus. Airana DeBose wurde für ihre Rolle der "Anita" eine Ehrung als beste Nebendarstellerin zuteil. Der Musical-Klassiker ist eine moderne Version von "Romeo und Julia" und spielt im New York Ende der 1940er-Jahre. Steven Spielberg war von jeher ein Fan des Originals von 1949 und erfüllte sich mit der Neuverfilmung einen Kindheitstraum.
Bild: Cinema Publishers Collection/imago images
Jessica Chastain wird beste Hauptdarstellerin
"The Eyes of Tammy Faye" wirft einen intimen Blick auf den Aufstieg, Fall und die Erlösung der US-amerikanischen Fernsehpredigerin Tammy Faye Bakker. Die Filmbiografie basiert auf dem gleichnamigen Dokumentarfilm. Jessica Chastain mimt die christliche Sängerin Tamara Faye Messner, die gemeinsam mit ihrem Ehemann das größte religiöse Broadcasting Network und einen Themenpark gegründet hatte.
Bild: Brian Snyder/REUTERS
Will Smith ist bester Hauptdarsteller
In "King Richard" schlüpft Will Smith in die Rolle des despotischen Vaters und Trainers der Tennisprofis Venus und Serena Williams. Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung bleibt aber eher seine Ohrfeige an Chris Rock in Erinnerung als seine Ehrung als bester Darsteller. Der Comedian hatte sich einen Scherz auf Kosten von Smiths Frau geleistet; dieser zeigte daraufhin, wie schlagkräftig er ist.
Bild: Robyn Beck/AFP/Getty Images
"Dune" erhält die meisten Oscars 2022
Die meisten Auszeichnungen - nämlich insgesamt zwölf - gehen in diesem Jahr an der Science-Fiction-Epos "Dune". Unter anderem wurden die besten visuellen Effekte und die Filmmusik ausgezeichnet. Der kanadische Regisseurin Denis Villeneuve hatte sich erfolgreich der Verfilmung des komplizierten Romanstoffs angenommen.
Bild: 2021 Warner Bros. Entertainment Inc.
"Drive My Car" wird bester ausländischer Film
Für wenig Überraschung sorgte die Auszeichnung von Ryusuke Hamaguchis Film, der im Vorfeld schon als Favorit galt. Der Film basiert auf zwei Kurzgeschichten von Haruki Murakami und handelt von Bühnenregisseur Yusuke Kafuku, der zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau auf einer Autofahrt reflektiert, was in seinem Eheleben schief gelaufen sein könnte.
Bild: Brian Snyder/REUTERS
"Encanto" wird bester animierter Film
Die Animation erzählt das Abenteuer einer indigenen Großfamilie: Die Madrigals leben in einer verwunschenen Stadt in den Bergen Kolumbiens. Mit Ausnahme eines Kindes besitzt jedes Familienmitglied eine einzigartige Zauberkraft. In dem Film, für den Disney die indigene Zenú-Bevölkerung einbezogen hat, geht es um familiären Zusammenhalt und darum, jedes Mitglied so zu akzeptieren, wie es ist.
Bild: Walt Disney Pictures/Prod.DB/imago images
Eine Schweigeminute für die Ukraine
Der Krieg in der Ukraine ließ die Oscar-Zeremonie nicht unberührt: Gemeinsam hielten die Gäste eine Schweigeminute ein. Einige, darunter Schauspielerin Jamie Lee Curtis und Songschreiberin Diane Warren, trugen zudem blaue Schleifen, auf denen die Worte #WithRefugess standen, um all jener zu gedenken, die seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar aus der Ukraine geflohen sind.
Bild: Robyn Beck/AFP/Getty Images
10 Bilder1 | 10
Die Tragikomödie "Coda", ein Low-Budget-Film über das komplizierte Leben einer gehörlosen Familie und ihrer hörenden Tochter, erhielt am Sonntagabend die höchste Auszeichnung bei den Oscars und schlug damit überraschenderweise alle Konkurrenten. Der Sieg dieses Films nach dem französischen Original "La Famille Bélier" (2014) macht Apple TV+ zur ersten Streaming-Plattform, die bei den Oscars in der Hauptkategorie "Bester Spielfilm" gewinnen konnte. Die Regisseurin Sian Heder gewann den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch und der Schauspieler Troy Kotsur, der von Geburt an taub ist, die Trophäe für die beste männliche Nebenrolle.
Der Western "The Power of the Dog" wurde im Vorfeld der Verleihung mit zwölf Nominierungen als Favorit für den besten Spielfilm gehandelt. Nachdem die Macher an einer Auszeichnung in der Hauptkategorie vorbeischrappten, konnte zumindest Regisseurin Jane Campion die Auszeichnung als beste Regisseurin mitnehmen. Damit ist sie die erste Frau in der Geschichte der Oscars, die zum zweiten Mal für die beste Regie nominiert wurde. Im März 1994 war sie zum ersten Mal mit "Das Piano" im Rennen, verlor jedoch gegen Steven Spielberg, der in diesem Jahr ebenfalls wieder nominiert gewesen war.
Den Oscar als beste Hauptdarstellerin konnte Jessica Chastain für sich verbuchen. Die 45-Jährige erhielt die Auszeichnung für ihre Rolle in dem Film "The Eyes Of Tammy Faye".
Eine Ohrfeige bei den Oscars
Für den größten Aufreger des Abends sorgte mit Sicherheit der US-amerikanische Schauspieler Will Smith. Seine Auszeichnung als bester Darsteller für seine Hauptrolle in "King Richard", in dem er den Vater der Tennisprofis Serena und Venus Williams spielt, ging fast unter neben dem Szenario, das sich nur wenige Augenblicke zuvor abspielte: Comedian Chris Rock, der den besten Dokumentarfilm ansagen sollte, erlaubte sich einen Witz auf Kosten von Smiths Frau Jada Pinkett-Smith. Smith lief daraufhin auf die Bühne und versetzte Chris Rock eine Ohrfeige.
"Jada, ich liebe dich", hatte Rock auf der Bühne gefeixt. Er könne es kaum erwarten, sie in der Fortsetzung des Films "Die Akte Jane" zu sehen. In dem Klassiker von 1997 spielt Demi Moore mit kahl geschorenem Kopf eine Soldatin. Jada Pinkett Smith erschien ebenfalls mit Glatze zu den Oscars. Allerdings handelt es sich hier nicht um ein modisches Statement, sondern um eine Erkrankung. Will Smith betrat nur wenige Augenblicke, nachdem er Rock geohrfeigt hatte, erneut die Bühne, um seine Auszeichnung abzuholen und entschuldigte sich für seine offensichtliche Schlagfertigkeit. Es nicht klar, ob die Szene einstudiert war oder Smith wirklich einen Wutausbruch vor laufenden Kameras hatte. Laut der Polizei von Los Angeles gebe es keine Anzeige gegen Will Smith.
Die meisten Auszeichnungen gingen an das Sciene-Fiction-Epos "Dune". Der Stoff, basierend auf dem Roman von Frank Herbert, galt lange Zeit als unverfilmbar. Gewürdigt wurde der zweieinhalb stündige Film nun unter anderem für die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte: Für Komponist Hans Zimmer und den Effektexperten Gerd Nefzer ist es jeweils der zweite Oscar. Weitere Auszeichnungen gab es zudem für Sängerin Billie Eilish und ihren "James-Bond"-Titelsong "No Time To Die". Auch der Animationsfilm "Encanto" wurde mit einem Goldjungen geehrt.
Für wenig Überraschungen sorgte die Auszeichnung von "Drive My Car" als besten ausländischen Film. Der Film des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi war im Vorfeld der Verleihung als Favorit gehandelt worden.
Ebenfalls Favoritin für einen Oscar war Airana DeBose. Sie konnte die Auszeichnung als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in der Neuverfilmung von "West Side Story" mit nach Hause nehmen. In ihrer Dankesrede wandte sie sich folgenden Worten ans Publikum: "Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina, die ihre Kraft und ihr Leben durch die Kunst gefunden hat."
Anzeige
Solidarität mit der Ukraine
Durch den Abend führten die Schauspielerinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes. Während der Sendung wurde auch zu einem Schweigemoment aufgerufen: "Wir bitten Sie, die Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen." Einige Gäste wie Jamie Lee Curtis und Samuel L. Jackson zeigte zudem ihre Unterstützung indem sie blaue Schleifen an ihrer Kleidung trugen, auf denen #WithRefugees stand.
Schauspieler Sean Penn hatte ihm Vorfeld der Veranstaltung zum Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden sollte. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest "einschmelzen", so Penn weiter. Selenskyj wurde nicht zu der Veranstaltung im Dolby Theatre zugeschaltet.