1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Die Amerikaner vergessen den Holocaust

17. September 2020

Noch ist es eine Minderheit unter den US-Amerikanern, die den Schrecken der nationalsozialistischen Judenverfolgung nicht richtig einordnen kann. Doch das Unwissen hat sich bedenklich verbreitet.

Das Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau
Das Konzentrationslager Ausschwitz-BirkenauBild: picture-alliance/Schoening

Junge US-Amerikaner sind im Durchschnitt nur sehr eingeschränkt über das Ausmaß des Holocausts informiert. Elf Prozent der befragten Erwachsenen im Alter unter 40 Jahren seien der Ansicht, die Juden hätten den Holocaust verursacht, heißt es in einer Umfrage der Jewish Claims Conference. Zwölf Prozent der befragten US-Bürger gaben sogar an, noch nie vom Holocaust gehört zu haben. Und 63 Prozent wissen nicht, dass dabei etwa sechs Millionen Juden ermordet wurden. 

Das Unwissen setzt sich auch bei den Konzentrationslagern fort: Demnach waren knapp die Hälfte der Studienteilnehmer nicht in der Lage, eines der Lager namentlich zu nennen, 56 Prozent konnten zudem den Begriff "Auschwitz" nicht zuordnen. Dagegen hätten aber immerhin 80 Prozent der Befragten angegeben, dass sie den Holocaust für ein wichtiges Thema im Schulunterricht hielten, damit er sich nicht wiederholen könne.

Aufklären, solange es noch Zeugen gibt …

"Sowohl schockierend als auch betrüblich" nannte der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor, die Resultate. Es brauche schnellstmöglich Aufklärungsarbeit, solange noch Zeitzeugen der Verbrechen am Leben seien. "Wir müssen uns fragen, warum wir es nicht besser schaffen, die jüngere Generation über den Holocaust und die Lehren aus der Vergangenheit zu unterrichten", so Taylor.

Für die Studie hat die Claims Conference den Angaben nach 11.000 US-Amerikaner zwischen 18 und 39 Jahren befragt. Es handle sich um die erste Umfrage dieser Art, die in allen 50 Bundesstaaten durchgeführt wurde. So seien auch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesstaaten zu verzeichnen gewesen. Während das Holocaust-Bewusstsein im US-Bundesstaat Wisconsin überdurchschnittlich hoch gelegen habe, sei es in Arkansas nur bei rund 17 Prozent vorhanden.

Kampf gegen Holocaust-Leugner

Holocaust ist die nahezu weltweit gebräuchliche Bezeichnung für den Völkermord an der jüdischen Bevölkerung Europas durch die Nationalsozialisten. Der Begriff stammt vom griechischen Wort "holokauston" und bedeutet Brandopfer (wörtlich: "ganz verbrannt"). Menschen jüdischen Glaubens verwenden meist das hebräische Wort "Schoah" - Katastrophe. 

Die Claims Conference - ein Zusammenschluss jüdischer Organisationen - kümmert sich um die materielle Entschädigung von Holocaust-Überlebenden. Zuletzt hatte sie die Initiative #NoDenyingit gestartet, in der das Soziale Netzwerk Facebook dazu aufgerufen wurde, Inhalte auf seiner Plattform zu löschen, in denen der Holocaust geleugnet werde.

rb/rk (dpa, kna

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen