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Politik

Überseegebiete fürchten No-Deal-Brexit

29. September 2019

Während kurz vor einem möglichen Brexit alle nach London schauen, geraten die Folgen für die Überseegebiete am anderen Ende der Welt aus dem Fokus. Dabei hätten auch sie mit heftigen Folgen zu kämpfen. Eine Übersicht.

Jahrestag des Falklandkrieges
Bild: Reuters

Rund fünf Wochen vor dem geplanten Brexit schwinden die Hoffnungen auf eine Einigung mit Großbritannien, die Wahrscheinlichkeit eines Brexits ohne Abkommen steigt. Sollte es Ende Oktober tatsächlich zu einem ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der EU kommen, hätte dies auch für die etwa 20 britischen Überseegebiete und Exklaven dramatische Folgen. Einige Beispiele:

Anguilla: Rund 6500 Kilometer von London entfernt liegt das britische Überseegebiet Anguilla. Es ist mit der EU assoziiert, also wirtschaftlich eng verbunden. Trotz der Entfernung zu Großbritannien wäre die Karibik-Insel also massiv von einem No-Deal-Brexit betroffen. Die rund 13.000 Einwohner stellen sich mehrheitlich gegen den Brexit - gefragt wurden sie jedoch nicht. Sie befürchten nun, dass sie künftig nicht mehr so eng wie bisher mit ihrer Nachbarinsel St. Martin zusammen arbeiten können, das teilweise zum französischen Überseegebiet gehört. Dabei sind sie dringend darauf angewiesen: Viele notwendige Importe - von Baumaterial bis zu Trinkwasser - kommen über den Fracht-Hafen von St. Martin auf die Insel.

Auch bei der Infrastruktur könnten die Folgen spürbar werden. Die Schäden von Hurrikan "Irma" Ende 2017 sind immer noch nicht beseitigt, Häuser und Schulen noch teilweise zerstört. Bislang unterstützte die EU die Insel beim Wiederaufbau; sie ist für Anguilla der größte Geldgeber für Entwicklungshilfe. Was nach einem Brexit kommt, weiß jedoch niemand. Die Stimmen für einen Austritt aus dem Vereinigten Königreich werden deshalb lauter.

Falklandinseln: Im südlichen Atlantik, rund 13.000 Kilometer von Großbritannien entfernt, liegen die Falklandinseln. Die Inselgruppe ist nahezu komplett von Großbritannien abhängig, das Falkland-Pfund ist eins zu eins an das britische Pfund gebunden. Als Überseeterritorium haben sie dennoch kein Wahl- und Stimmrecht, auch nicht beim EU-Referendum.

Die Falkland-Inseln leben nicht nur von der Schafzucht und dem Verkauf von Wolle, Häuten und Talg, sondern vor allem vom Fischfang. Fast alle Fische werden nach Spanien exportiert und von dort aus weiter in andere EU-Länder. Ein Drittel der Calamares, die man in Spanien kaufen kann, stammen von den Falklandinseln. Käme der No-Deal-Brexit, müssten die Kunden plötzlich sechs bis 18 Prozent Zoll bezahlen - die Meeresfrüchte würden also deutlich teurer. Ob Spanien oder andere EU-Staaten dann noch an der Ware interessiert wären, ist fraglich.

Gibraltar: Das britische Territorium an der Südspitze Spaniens hat mit 96 Prozent fast einstimmig für einen Verbleib in der EU gestimmt. Das Gebiet mit rund 34.000 Einwohnern ist wirtschaftlich von der iberischen Halbinsel abhängig. Täglich gibt es rund 15.000 Grenzgänger. Eine - wenn auch zumindest vorläufige - Schließung der Grenzen, wie es sie bereits zwischen 1969 und 1985 gab, hätte unabsehbare Folgen.

Gibraltar ist berühmt für seine frei lebenden Affen - und seine schwierige Lage zwischen Spanien und Großbritannien Bild: Getty Images/O. Scarff

Seit rund 300 Jahren ist das Territorium Zankapfel zwischen Spanien und Großbritannien. Zwischenzeitlich drohte der Streit sogar zu eskalieren - die Gibraltar-Frage war der letzte große Stolperstein vor der Billigung des Brexit-Abkommens. Doch London und Madrid konnten sich einigen. Entscheidungen zu Gibraltar sollen deshalb künftig auch von Spanien abgesegnet werden.

Die Kanalinseln: Die Inseln im südwestlichen Teil des Ärmelkanals und die Isle of Man in der Irischen See sind kein Teil der britischen Überseegebiete, aber haben den speziellen Status des sogenannten Kronbesitzes. Das heißt: Die Queen ist ihr Oberhaupt, sie unterstehen jedoch nicht dem Vereinigten Königreich.

Steueroase Jersey: Zwischen den Grenzen Europas

04:20

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Trotz pittoresker Strandpromenaden ist ihre Haupteinnahmequelle nicht im Tourismus, sondern im Steuersystem begründet. Denn auf den drei Inseln Guernsey, Jersey und Isle of Man müssen viele ausländische Unternehmen null Prozent Steuern zahlen, auch eine Kapitalertragssteuer und Erbschaftssteuer gibt es nicht. Ein Brexit könnte sie nun vor erhebliche Probleme stellen. Denn bislang konnten sie auf den Schutz Großbritannien in der EU hoffen, der bei einem Austritt wegfiele. Auch die Bermudas im Nordatlantik, die britischen Jungferninseln und die Kaiman-Inseln in der Karibik leben unter anderem von diesem bislang einträchtigen Geschäftsmodell - noch. 

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