Seit drei Generationen entwerfen die Söhne der Familie Böhm Kirchen, Theater, Rathäuser, Wohnsiedlungen und sogar eine Moschee. Eine Stuttgarter Ausstellung widmet sich nun der Architektendynastie um Gottfried Böhm.
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Die Böhms: Bildhauer der Baukunst
Phantasievoll, ideenreich, ästhetisch. So haben die Böhms Baugeschichte geschrieben - über Generationen! Eine Ausstellung in Stuttgart würdigt die Leistungen der Kölner Architektendynastie.
Bild: Dieter Leistner
Wallfahrtsort - auch für Architekten
Scharfkantig, spitz, massiv: Wie ein kristallenes Gebirge ragt die Walllfahrtskirche "Maria Königin des Friedens" in den Himmel über Neviges bei Velbert. Gottfried Böhm hat sie geschaffen. Für seine eigenwilligen, skulpturalen Beton-, Stahl- und Glasbauten erhielt der heute 98-Jährige schon 1986 - als bisher einziger Deutscher - den Pritzker-Preis, den "Nobelpreis für Architekten".
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
Himmelsstürmer
Wie schon bei der Wallfahrtskirche in Neviges ist auch Gottfried Böhms Rathaus in Bensberg bei Köln eine begehbare und ganz aus Sichtbeton gegossene Skulptur. Erhaben ragt der bizarre Treppenhausturm auf. Böhms rhythmische Formensprache voller winkelreicher Ein-, Durch- und Ausblicke verleiht seinen Bauwerken eine oft berührende Direktheit.
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
Suche nach der Mitte
Das Ensemble in Bensberg ist ringförmig arrangiert. Wie bei vielen Entwürfen Gottfried Böhms gruppieren sich mehrere Gebäude burgartig um einen Platz mit einer Kirche. Auch das 1968 errichtete Bethanien Kinderdorf in Bergisch Gladbach-Refrath folgt diesem Muster.
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
Die Auster von Potsdam
Fünf Geschosse zählt das 2006 errichtete Hans Otto Theater in Postdam. In luftiger Geste recken sich die schalenförmig auskragenden Dächer zur Havel hin. Es dominiert ein Materialmix aus Beton, Glas und Stahl. Sogar einen denkmalgeschützten Gasometer hat Gottfried Böhm geschickt in den Baukörper integriert. Poetisches Bauen für einen Tempel der Muße.
Bild: Dieter Leistner
Kirchenbauer der Adenauer-Ära
In Köln errichtete Gottfried Böhm 1947 seinen ersten eigenständigen Bau - die Kapelle "Madonna in den Trümmern". Ein Kleinod, das in den Ruinen der Marienkapelle von St. Kolumba in der Innenstadt errichtet wurde. Böhm heiratete die Architektin Elisabeth Haggenmüller. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor: Stephan, Peter und Paul setzen heute die Baumeistertradition fort. Markus Böhm ist Künstler.
Bild: CC BY-SA 3.0/Elke Wetzig
Architektur-Gen im Blut
In der Ausstellung "Die Böhms - 100 Jahre Architektur" läuft auch der Dokumentarfilm "Die Böhms - Architektur einer Familie", der 2014 in die Kinos kam. Er beleuchtet das enge Verhältnis von Gottfried, Stephan, Peter und Paul Böhm. Gottfried Böhm (Bild), zeichnete schon als Kind im Büro seines Vaters Dominikus, ebenfalls ein Architekt, Kirchenfenster.
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
Strenge der Form
Peter Böhms Neubau der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) erstreckt sich entlang der Gabelsberger Straße, mitten im Münchener Kunstareal. Werkstätten, Technikräume und Studios liegen im monolithischen Betonsockel. Hinter der unscheinbaren, strengen Fassade aus Beton und Glas reifen nicht nur neue Filmtalente an. Auch das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst zog hier ein.
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
Spannungsreiche Architektur
Ein prägnanter Rundbau hier, ein langgestreckter orthogonaler Riegel dort - zwischen den Gebäuden des neuen Führungs- und Schulungszentrums der Berufsfeuerwehr Köln liegt jede Menge Spannung. Stephan Böhm zeichnet sich für die Architektur verantwortlich. Als Spross der Böhmschen Architektendynastie hat er seine unternehmerischen Flügel bis nach China ausgestreckt.
Bild: BFM Architekten, Köln
Das unvollendete Gotteshaus
Majestätisch erhebt sich der Koloss aus Stahl und Beton, Glas und Holz über Köln. Doch es gab Streit um Deutschlands größte Moschee, geplant von Paul Böhm. Erst verzögerte politischer Streit den Bau, dann juristisches Gezänk. Mit Betsälen, Fachbibliothek, Büros und sogar einem Basar soll das muslimische Gotteshaus einmal kulturelles und geistliches Zentrum der Muslime in Deutschland werden.
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
Eine Familie künstlerischer Einzelgänger
Er gilt zweifellos als einer der wichtigsten Architekten Deutschlands. Als Sohn eines Kirchenbauers ist Gottfried Böhm heute Patriarch einer Architektendynastie. Doch längst treten die Söhne Stephan, Peter und Paul künstlerisch aus dem Schatten des berühmten Vaters. Prägende Figur der Architektenfamilie aber war eine Frau: die 2012 verstorbene Elisabeth Böhm.
Bild: Lichtblick Film GmbH/Raphael Beinder
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Gottfried Böhm, Sohn des berühmten Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm, baute bis Anfang der 1970er-Jahre vor allem Gotteshäuser. Sein erstes war 1947 die Marienkapelle "Madonna in den Trümmern" in der von Bomben zerstörten Kölner Kolumba-Kirche. Charakteristisch für Böhms Bauten, die zu Beginn häufig in Beton, später in Stahl und Glas ausgeführt wurden, sind ihre räumliche Präsenz und Skulpturenhaftigkeit. Der Grund liegt nah: Böhm liebt die bildende Kunst. Wegen ihr hat er - neben Architektur - auch Bildhauerei studiert.
Ausgezeichnet mit dem Pritzker-Preis
Die Lichtmagie des Vaters hatte es ihm angetan. Gottfried Böhm lernte aber auch von Rudolf Schwarz, wie Böhms Vater ein rheinischer Kirchenbaumeister, der beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Köln Maßstäbe setzte. Gottfried Böhm traf die Bauhaus-Meister Walter Gropius und Mies van der Rohe. Für seine Brückenschläge zwischen Tradition und Moderne nahm er 1986 den Pritzker-Preis entgegen, eine Art Nobelpreis für Baumeister. Mit Frei Otto, der 2015 postum geehrt wurde, gelang dies nur einem weiteren Deutschen.
Nach dem Tod des Vaters hatte der gebürtige Offenbacher 1955 dessen Büro in Köln-Marienburg übernommen. Drei seiner vier Söhne schlugen den selben Berufsweg ein. So entstand der Nimbus einer "Architektendynastie", den der Schweizer Regisseur Maurizius Staerkle Drux 2015 für seinen Kinofilm "Die Böhms - Architektur einer Familie" nutzte. Gottfried Böhm, mittlerweile im biblischen Alter von 98 Jahren, erscheint darin wie der putzmuntere Spiritus Rector des kreativen Clans, der morgens vor der Arbeit zum Kopfsprung in das heimische Schwimmbecken ansetzt.
Die Böhms - eine Architektendynastie
Dieser Dokumentarfilm läuft als Begleitprogramm in der Ausstellung "Die Böhms - 100 Jahre Architektur" in der Architekturgalerie am Weißenhof in Stuttgart. Dort baute Gottfried Böhm von 1981 bis 1985 das Verwaltungsgebäude der ED-Züblin AG in Stuttgart-Möhringen. Auch für das Staatstheater Stuttgart plante Gottfried Böhm eine Erweiterung des Foyers. Die Ausstellung zeigt Zeichnungen und Fotografien und konzentriert sich vor allem auf die Gemeinsamkeiten der Architekten, die der Architekturhistoriker als "Böhm-Touch" bezeichnet hat. Sie ist bis zum 15. April zu sehen.