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BAFTAs 2021: "Nomadland" großer Sieger

Sertan Sanderson
12. April 2021

Trotz Pandemie fanden die Britischen Film-Awards auch 2021 wieder statt. Bei den Auszeichnungen gab es viele Überraschungen und einige bewegende Momente.

Die BAFTAs: goldene Masken
Die begehrten BAFTAsBild: Scott Garfitt/BAFTA/REUTERS

Wegen der COVID-19-Pandemie gab es ohne Zweifel zahlreiche Neuerungen in den letzten 12 Monaten in der Unterhaltungs- und Eventsbranche: Die Preisverleihung der British Academy Film Awards (BAFTA) 2021 war da keine Ausnahme. Während die Veranstaltung zwar wie gehabt in der Royal Albert Hall in London statt fand und live in alle Welt übertragen wurde, fand sich das Moderatorenteam Dermot O'Leary und Edith Bowman in einem leeren Raum ohne Publikum wieder. Die beiden mussten dabei immer wieder darauf achten, dass sie ihre vorgeschriebene Distanz wahrten, und Lachen gab es leider nur aus der Konserve. Das sorgte zuweilen für eher peinliche und unangenehme Momente.

Ohne Abstand geht 2021 nichts, wie Edith Bowman und Dermot O'Leary bei der Moderation der BAFTAs es schon vormachenBild: Guy Levy/BAFTA/REUTERS

Nur ein sehr kleines Aufgebot von Prominenten war vor Ort mit dabei, und dann vor allem nur, um die diversen Gewinner des Abends zu verkünden. Sogar die größten Namen im Filmgeschäft mussten ihre Preise aus der Ferne und ganz ohne den üblichen roten Teppich-Glamour entgegennehmen. Das allgemeine Gefühl der Leere im Raum wurde unterdessen untermalt von vier Lichtsäulen, die das Wort "Film" quer über die Bühne buchstabierten. 

BAFTA-Chefin Amanda Berry zeigte von Anfang an, dass die diesjährige Zeremonie ganz anders sein musste: Indem sie schon bei ihrer Ankunft bei der Royal Albert Hall ein Visier über ihr Gesicht zog, signalisierte sie, dass sich niemand dieses Jahr besonders hübsch für die Paparazzi machen muss.

Von wegen roter Teppich: BAFTA-Chefin Amanda Berry hebt sich Mode-Statements für ein anderes Mal aufBild: Ian West/empics/picture alliance

Neuanfänge für die Filmbranche

Dass die BAFTA-Zeremonie überhaupt stattfand, war schon mal ein großer Gewinn vor allem für die britische Filmwirtschaft, die im vergangenen Jahr immens gelitten hat. O'Leary meinte sogar, dass es unglaublich sei, dass die Filmindustrie trotz Corona-Einschränkungen weiterhin überleben konnte - dank Streaming-Plattformen. Das Ganze sei ein Wunder "so ganz ein bisschen wie die Rettung des Schiffs im Suezkanal".

Diesmal waren vor allem viele Newcomer nominiert. Ein besonderes Augenmerk lag ganz offensichtlich auch auf dem Thema Diversity, nachdem die weltweite Filmindustrie sich in den vergangenen Jahren mehrfach Vorwürfen des Rassismus stellen musste. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung dieses Jahr über zwei Tage statt — wobei die Gewinner der eher technischen Kategorien bereits am Samstag bekannt gegeben wurden. Zu Beginn der Zeremonie würdigten die Moderatoren auch den verstorbenen Prinz Philip - der Herzog von Edinburgh war mehrere Jahre lang Präsident und Schirmherr der Akademie.

Vielfalt, Diversity und Minderheiten im Mittelpunkt

Der Film Nomadland von Chloe Zhao war eindeutig der große Gewinner des Jahres 2021. Er gewann nicht nur die BAFTAs für die beste Regie sowie für die Kamera, sondern nahm auch die Auszeichnung für den besten Film mit nach Hause. Frances McDormand erhielt zudem auch den Preis für die beste Hauptdarstellerin. Nomadland folgt einer Frau, gespielt von McDormand, die all ihr Hab und Gut verliert und ein neues Leben wagt, indem sie in einem Kastenwagen lebt und mit wenig Geld durch die USA reist.

Für manche war der Erfolg von Nomadland allerdings eine Überraschung, denn am ersten Tag der zweitägigen Zeremonie hatte sich Ma Rainey's Black Bottom zum Spitzenreiter entwickelt. Der Film gewann in den Kategorien für bestes Kostümdesign sowie Make-up und Haare. Ma Rainey's Black Bottom schildert die Biografie der Bluessängerin Gertrude "Ma" Rainey auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in den 1920er Jahren. Der Film hatte bereits eine Woche zuvor bei den Stage Actors' Guild Awards in Los Angeles mehrere Preise abgesahnt..

Der Hauptdarsteller des Films, der im vergangenen Jahr verstorbene Schauspieler Chadwick Boseman, war ebenfalls in der Kategorie für den besten Hauptdarsteller nominiert. Der Preis ging jedoch an Sir Anthony Hopkins für seine schauspielerische Leistung in The Father, wo er einen älteren Herren porträtiert, der jegliche Hilfe von Seiten seiner Tochter verweigert, während er altert und Anzeichen von Demenz entwickelt. Der sensible Film gewann auch den Preis für das beste Drehbuch, das auf einer Adaption beruht.

Die britisch-amerikanische Produktion Promising Young Woman gewann nicht nur die Auszeichnung für herausragenden britischen Film, sondern auch für das beste Original-Drehbuch. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die den Tod ihrer besten Freundin rächen will. Mit diesen beiden Preisen, die an die britische Filmemacherin Emerald Fennell gingen, würdigten die BAFTAs vor allem die Bedeutung von Frauen in der Filmindustrie - und nicht nur wie sonst derer im Rampenlicht.

Der sogenannte "Rising Star"-Award ging unterdessen an Bukky Bakray, die ihr Debüt in dem Film Rocks feierte. In ihrer Dankesrede würdigte die 19-Jährige die unzähligen Menschen, die im letzten Jahr an den Folgen von COVID-19 verstarben. Rocks hatte schon am ersten Tag der Zeremonie auch den BAFTA für das beste Casting gewonnen, wobei die meisten Schauspieler und Schauspielerinnen in Rocks — wie auch Bucky Bakray selber — direkt auf den Straßen Londons gecastet wurden.

Herzschmerz und mehr

Der BAFTA für den besten nicht-englischsprachigen Film ging an Der Rausch - ein dänisch-schwedischer Film über Alkoholkonsum, der auf Filmfestivals in aller Welt bereits große Beliebtheit genoss. In dem Film versucht eine Gruppe von Männern mittleren Alters ihrer Midlife-Crisis zu entgehen, indem sie über den Tag verteilt kleine Mengen Alkohol konsumieren. Ohne sich irgendwelcher Klischees zu bedienen, wird aus der Komödie ein bewegendes Trauerspiel.

Aber auch in einer anderen Kategorie konnte ein ausländischer Film punkten: Die koreanische Schauspielerin Yuh-Jung Youn gewann den BAFTA für die beste Nebendarstellerin in Minari. Obwohl der Film eine US-Produktion ist, bietet er einen seltenen Einblick in die koreanische Diaspora auf der ganzen Welt. Der Film bleibt authentisch und gleichzeitig für Menschen jeglicher Herkunft zugänglich, und war gleich in mehreren Kategorien nominiert.

Der Film My Octopus Teacher gewann unterdessen den Preis für den besten Dokumentarfilm. Die Doku schildert der Beziehung zwischen einem Taucher, der sich mit einem Oktopus anfreundet. Das Produktionsteam bedankte sich vor allem bei "diesem besonderen kleinen Oktopus", der den Film überhaupt erst möglich gemacht habe.

Die digitale Zukunft

Nächstes Jahr, wenn hoffentlich die Mehrheit der Menschen ihre COVID-19-Impfungen hinter sich haben, müssen die BAFTAs vielleicht sogar noch mehr Einfallsreichtum unter Beweis stellen, da die BAFTA Akademie dann ihren 75. Geburtstag feiert. So ein Geburtstag bleibt in der britischen Hauptstadt nicht unbemerkt, wo solche Anlässe sonst gerne mit viel Prunk über die Bühne gehen.

Doch jetzt richten sich alle Augen auf die Oscars, die am 25. April stattfinden - allerdings leider auch nur virtuell.
 

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