Das Schiff hebt sich
16. September 2013Die Bergung des Kreuzfahrtschiffs vor der Küste der italienischen Insel Giglio hatte am Morgen verspätet begonnen. Starke Gewitter in der Nacht hatten die Vorbereitungen verzögert. Um neun Uhr wurde schließlich begonnen, Zug auf die Stahlseile anzulegen, die das gekenterte Schiff aufrichten sollen.
Seit der Havarie im Januar 2012 war das Schiff durch sein Eigengewicht um etwa eineinhalb Meter in vertikaler Richtung zusammengedrückt worden und hatte sich im Gestein verkeilt. Um es zu bergen, wenden die Ingenieure eine spezielle Technik an - das sogenannte "Parbuckling" (siehe Video). Noch nie zuvor haben Ingenieure mit dieser Technik ein derart großes Schiff unter solch schwierigen Bedingungen geborgen.
Schwierig war vor allem der Anfang
"Wir legen abwechselnd Zug an und lassen wieder ab", erklärte Ingenieur Sergio Girotto, der die Arbeiten beaufsichtigt, bei einer Pressekonferenz. "Sobald sich der Rumpf vom Fels gelöst hat, erwarten wir eine konstante Rotationsgeschwindigkeit und können genauere Vorhersagen zur Dauer der Bergung machen."
Um zwölf Uhr schien dieser Punkt erreicht. Der Umweltingenieur Marcello Luschi sagte, die schwierigste Phase der Aufrichtung sei überstanden. Der Rumpf habe sich bereits um einen Meter aus dem Wasser gehoben.
Bislang keine Komplikationen
Der Leiter der Zivilschutz-Behörde, Franco Gabrielli, berichtete, das Wasser um das Wrack sei ungetrübt, und es seien bislang keine Stoffe ausgetreten. Umweltschützer befürchten, dass während des Aufrichtens Schadstoffe aus dem Inneren des Schiffes ins Meer gelangen. Gabrielli zeigte sich zufrieden. Bisher verlaufe die Bergung nach Plan.
"Wir haben Erfahrung mit dem Parbuckling, aber in dieser Größenordnung ist das Neuland", sagte der für die Koordinierung der Arbeiten zuständige Südafrikaner Nick Sloane. Die "Costa Concordia" ist dreimal so lang wie ein Fußballfeld, mehr als doppelt so groß wie die "Titanic" und wiegt Zehntausende Tonnen.
Wenn sie wieder aufgerichtet ist, werden die Techniker noch mehrere Monate auf Giglio bleiben, um das Wrack zu stabilisieren. Vermutlich im kommenden Frühjahr soll das Schiff in einen nahe gelegenen Hafen geschleppt und dort verschrottet werden
Kapitän vor Gericht
Die "Costa Concordia" war am 13. Januar 2012 mit 4229 Menschen an Bord gekentert. Bei dem Unglück starben 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche. Die Experten hoffen, bei der Bergung des Schiffs auch die Leichen eines Besatzungsmitglieds und einer Passagierin zu finden.
Dem Kapitän des Schiffes, Francesco Schettino, wird vorgeworfen, das Schiff zu nahe an die Küste manövriert zu haben. Er muss sich wegen fahrlässiger Tötung und des vorzeitigen Verlassens des Schiffes vor Gericht verantworten.
de/det (rtr/dpa)