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Die Berlinale wird weiblicher

Elizabeth Grenier ka
8. Februar 2019

Frauen und die Berlinale 2019, das passt: Mehr als 40 Prozent der diesjährigen Wettbewerbsfilme wurden von Regisseurinnen gedreht. Und auch sonst kriegen die Männer auf dem Filmfestival ordentlich Konkurrenz.

Zwei junge Frauen mit Schuhen in den Händen gehen über einen Strand. Filmfestival Berlinale 2019 Wettbewerb | Film  Elisa y Marcela
Bild: Netflix

Das ist Rekord für ein führendes Filmfestival: Sieben der 17 Filme, die in diesem Jahr ins Rennen um den Goldenen Bären gehen, wurden von Frauen gedreht (Artikelbild: "Elisa y Marcela" von Isabel Coixet). Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es in Cannes derer drei, in Venedig einen. Und für die diesjährigen Oscars ist kein einziger Film einer Regisseurin nominiert.

Bei der Berlinale 2019 hingegen steht die Arbeit von Frauen gleich auf verschiedenen Ebenen im Fokus. So eröffnete am Donnerstag Lone Scherfigs "The Kindness of Strangers" das Festival. Die dänische Filmemacherin, Gründungsmitglied der "Dogma 95"-Bewegung, drehte auch das preisgekrönte "An Education" (2009).

50/50 in der Jury

Vorsitzende der sechsköpfigen Jury, die über die Vergabe der Bären in Gold und Silber entscheidet, ist die französische Schauspielerin Juliette Binoche, außer ihr sorgen noch Schauspielerin Sandra Hüller ("Toni Erdmann") und die britische Produzentin Trudie Styler für geschlechtsspezifische Ausgewogenheit unter den Juroren.

Auch die Retrospektive dreht sich um Frauen: Sie zeigt unter dem Titel "Selbstbestimmt. Perspektiven von Filmemacherinnen" Spielfilme und Dokumentationen von Regisseurinnen aus Ost und West von 1968 bis 1999.

Er (Werner Enke) hat die Knarre, aber sie (Uschi Glas) sitzt am Steuer: Szene aus "Zur Sache, Schätzchen" (1968)Bild: Deutsche Kinemathek/Schamoni Film & Medien

Außerdem werden 2019 auch zwei weibliche Ikonen des Films geehrt: So geht der Ehrenbär an die britische Film- und Theaterschauspielerin Charlotte Rampling, und die französische Nouvelle-Vague-Regisseurin Agnès Varda erhält die Berlinale Kamera für Persönlichkeiten, die sich um das Filmschaffen besonders verdient gemacht haben.

Frauen und die Berlinale, das funktioniert nicht erst seit diesem Jahr. Die zwei letzten Goldenen Bären gewannen ebenfalls Frauen: Adina Pintilie für "Touch Me Not" (2018) und Ildiko Enyedi für "Körper und Seele" (2017). Zum Vergleich: Die Goldene Palme von Cannes konnte nur eine einzige Regisseurin bislang gewinnen - Jane Campion im Jahr 1993 für "Das Piano".

Gleichstellungs-Versprechen

Das Filmfestival, das für seine Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Themen bekannt ist, schließt sich in diesem Jahr auch offiziell einem Gleichstellungs-Versprechen an, dem sich andere Festivals wie Cannes und Venedig bereits verpflichtet haben. Das Versprechen, im vergangenen Jahr in Cannes von der französischen Initiative "5050 by 2020" gestartet, schreibt keine verbindlichen Quoten vor, fordert die Festivals aber auf, sich bei der Verwaltung zur Gleichstellung der Geschlechter zu verpflichten und verlangt Datentransparenz bei der Einreichung von Filmen und deren Auswahl.

Helena Zengel im Wettbewerbsfilm "Systemsprenger" von Nora FingscheidtBild: kineo Film/Weydemann Bros./Yunus Roy Imer

Tatsächlich wird das deutsche Festival an seiner derzeitigen Organisation nicht viel verändern müssen, um diese Anforderungen zu erfüllen. Festival-Direktor Dieter Kosslick verriet im Vorfeld der Berlinale 2019, dass 53,3 Prozent der an der Auswahl der Wettbewerbsfilme beteiligten Personen Frauen waren, und dass die Auswahlkommissionen für die meisten Sektionen des Festivals bereits eine weibliche Mehrheit aufwiesen.

Berlin wird auch das erste große Festival mit einer Frau an der Spitze werden. An die Stelle von Kosslick, der nach 18 Jahren als Direktor der Berlinale zurücktritt, tritt ein Duo: Mariette Rissenbeek wurde zur Geschäftsführerin ernannt, während Carlo Chatrian als Künstlerischer Leiter die kuratorischen Entscheidungen des Festivals leitet. 

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