Die Briten impfen ab Dienstag
4. Dezember 2020Premierminister Boris Johnson spricht von der größten Massenimpfung in der Geschichte Großbritanniens. Doch sie wird mit kleinen Schritten beginnen müssen. Zwar hat das Vereinigte Königreich, das besonders hart von der Pandemie betroffen ist, als erstes Land der Welt den Corona-Impfstoff des Mainzer Pharma-Unternehmens BioNTech und seines US-Partners Pfizer freigegeben. Doch die Hersteller kämpfen noch mit dem Ausbau der Lieferketten. Das hängt vor allem auch mit der komplizierten Lagerung des empfindlichen Vakzins zusammen, das bei minus 70 Grad gelagert werden muss.
Zunächst werden den Briten nur 800.000 Impfdosen zur Verfügung stehen, die für 400.000 Menschen reichen. Denn um den vollen Schutz zu erhalten, sind zwei Dosen nötig. Außerdem gibt es bislang nur 50 Kliniken im Land, die den Impfstoff verabreichen können. Mit dem größten Teil der insgesamt 40 Millionen bestellten Impfdosen rechnet die Regierung in der ersten Jahreshälfte 2021. Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen, über 80-Jährige sowie besonders gefährdete Ärzte und Pfleger sollen als erstes geimpft werden.
Pfizer berichtet von Lieferschwierigkeiten
Eine Sprecherin des Pfizer-Konzerns hatte im "Wall Street Journal" eingeräumt, dass der Ausbau der Lieferketten länger dauere als angenommen. Außerdem hätten die Ergebnisse der klinischen Studie später vorgelegen als ursprünglich gedacht. Der Zeitung zufolge hatte Pfizer noch bis Mitte November an dem Ziel festgehalten, bis Ende dieses Jahres 100 Millionen Impfdosen auszuliefern. Inzwischen ist nur noch von 50 Millionen Portionen die Rede. Für das kommende Jahr bleibe es bei der ursprünglichen Planung zur Auslieferung von mehr als einer Milliarde Impfstoff-Dosen, schreibt das Blatt.
Die stockende Auslieferung des Corona-Impfstoffs betrifft nicht nur Großbritannien, wie die deutsche Regierung klarstellte. "Das führt dazu, dass alle, die unter den Erstadressaten der Lieferungen sind, ob das Großbritannien, die USA oder die Europäische Union ist, jetzt mit weniger Impfdosen in den ersten Wochen zu rechnen haben", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. "Gleichwohl wird es, Stand heute, wenn die Zulassung erfolgt, mit dem Jahreswechsel erste Impfungen in Deutschland geben können."
Neue Daten von Moderna
Das US-Pharmaunternehmen Moderna kann derweil auf neue Daten zu seinem Corona-Impfstoff vereisen. Das "New England Journal of Medicine" ("NEJM") veröffentlichte eine sogenannte Phase-I-Studie, wonach die durch den Impfstoff ausgelöste Immunantwort mehrere Monate lang deutlich im Blut nachweisbar ist. Dieses Ergebnis könnte darauf hindeuten, dass die Moderna-Impfung über einen längeren Zeitraum Schutz gegen Covid-19 bietet. Ein sicherer Beweis ist das aber nicht.
Zugleich erneuerte Moderna noch mal seine Erwartung, bis Ende des Jahres 20 Millionen Impfdosen in den USA bereitstellen zu können. Insgesamt rechnet der Konzern damit, dass er 2021 weltweit bis zu einer Milliarde Impfdosen herstellen kann. Um den vollen Immunschutz zu haben, muss auch hier jeder Geimpfte zwei Dosen erhalten.
rb/uh (dpa, BBC)