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Politik

Zahlen und Reaktionen im Überblick

Maximiliane Koschyk mit Agenturen
24. September 2017

Die CDU/CSU gewinnt trotz starker Verluste, die SPD stürzt auf ihr bisher schlechtestes Ergebnis ab. Mit dem Einzug der AfD und der Rückkehr der FDP sitzen sechs Fraktionen im Deutschen Bundestag.

Bundestagswahl 2017 | AfD - Alexander Gauland, Spitzenkandidat
Bild: Reuters/W. Rattay

Die aktuellen Entwicklungen lesen Sie in unserem Liveticker. 

Die aktuellen Hochrechnungen sehen Sie hier: 

Erstmals seit den 50er-Jahren zieht mit der Alternative für Deutschland (AfD) eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag ein - und das sogar als drittstärkste Kraft. Bei der Bundestagswahl 2013 war sie mit 4,7 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Bereits vor dem bestätigten Einzug als drittstärkste Kraft in den neuen Bundestag hat die AfD starken Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt. "Wir werden Frau Merkel jagen", sagte Spitzenkandidat Alexander Gauland (Artikelbild), der bis 2013 selbst Mitglied der CDU war, in Berlin. Die Partei wolle sich "unser Land und unser Volk zurückholen".

Merkel: "Gegen uns kann keine Regierung gebildet werden"

CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel: "Ziel erreicht"Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Die amtierende Bundeskanzlerin und Spitzenkandidatin der CDU zeigte sich trotz dramatischer Verluste von über acht Prozent bei der Union über das Wahlergebnis erfreut - obwohl es das zweitschlechteste Ergebnis der Partei war. "Wir hatten uns ein besseres Ergebnis erhofft, das ist klar", sagte die Parteichefin in Berlin. Die Union habe "die strategischen Zielen unseres Wahlkampfes erreicht". Man wolle den Regierungsauftrag annehmen, zugleich stellte sie fest: "Gegen uns kann keine Regierung gebildete werden", sagte die CDU-Parteivorsitzende.

Seehofer: Man muss die "Flanke auf der rechten Seite" schließen

CDU-Parteivorsitzender Horst Seehofer: "Herbe Enttäuschung"Bild: Reuters/M. Rehle

In München zeigte sich der Vorsitzende der Schwesterpartei CSU weniger erfreut. "Da gibt es nichts schön zu reden", sagte der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer in München. "Das Wahlergebnis ist für uns eine herbe Enttäuschung." Seiner Einschätzung nach hätten die nur in Bayern vertretenen Konservativen eine "offene Flanke auf der rechten Seite" gehabt. Deshalb solle die Flanke nun "mit klarer Kante und klaren politischen Positionen geschlossen werden."

Schulz will als "Bollwerk der Demokratie" in die Opposition

Die SPD will nach dem schlechten Wahlergebnis in die Opposition gehen. "Mit dem heutigen Abend endet unsere Zusammenarbeit mit der CDU/CSU", sagte der Spitzenkandidat Martin Schulz. Es sei klar, "dass der Wählerauftrag an uns die Opposition ist", sagte der Parteichef im ZDF. Den Parteivorsitz wolle Schulz beibehalten, bekräftigte auch die stellvertretende Bundesvorsitzende Manuela Schwesig im Interview mit dem ZDF: "Martin Schulz als Parteivorsitzender steht nicht in Frage". Den Fraktionsvorstand und damit die Oppositionsführung wolle er voraussichtlich nicht übernehmen.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bleibt nach dem Wahldebakel ParteivorstandBild: Reuters/M. Dalder

Einen Teil der Schuld am schlechtesten Wahlergebnis der SPD in der Geschichte der Bundesrepublik gab der Herausforderer seiner Kontrahentin Angela Merkel: "Die Debattenverweigerung war eine Katastrophe", sagte Schulz im Rückblick auf das Veto der Kanzlerin gegen ein zweites Fernsehduell. Das schlechte Wahlergebnis beider großen Volksparteien sei eine Konsequenz der Politik der Konservativen, kritisierte Schulz: "Dieses Ungefähre von Angela Merkel, die Wattebausch, Schlaftabletten-Strategie" treibe Wähler in die Hände von Extremisten, sagte Schulz. "Besonders bedrückend ist für uns die Stärke der AfD". Er bezeichnete den Einzug der Rechtspopulisten als "Zäsur" für Deutschland. Dagegen wolle die SPD als "Bollwerk der Demokratie" vorgehen, denn den "sozialen Zusammenhalt zu organisieren" sei zentrale Aufgabe der SPD.

Die FDP in Extase: "Nach dem Scheitern ist ein Neuanfang möglich"

FDP-Parteivorsitzender Christian Lindner: Der "Neuanfang" war möglichBild: Reuters/R. Orlowski

Die FDP hat nach vier Jahren Aussitzen wieder den Einzug ins Parlament geschaft, aktuellen Prognosen zufolge kommt sie auf über 10 Prozent. Christian Lindner kommentierte die pausierte Legislaturperiode optimistisch: "Es soll zugleich die Letzte gewesen sein", teilte er mit. "Es gibt wieder eine Fraktion der Freiheit im Deutschen Bundestag", sagte der Parteivorsitzende. "Nach einem Scheitern ist ein Neuanfang möglich." Die FDP wird als möglicher Koaltionspartner der CDU/CSU gehandelt. "Wenn [Angela Merkel] anruft, werden wir das Gespräch suchen", sagte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer dem ZDF.

Bündnis 90/Grünen: "Das werden schwierige Gespräche"

Die Spitzenkandidaten der Grünen: Katrin Göring-Eckardt und Cem ÖzdemirBild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Etwas besser abgeschnitten als erwartet hatte die Partei Bündnis 90/Die Grünen mit prognostizierten 9 Prozent. Gegenüber einer möglicher Koaltion mit der CDU/CSU zeigte sich Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckhardt offen: "Die Partei hat gezeigt, sie kann kämpfen und jetzt kann sie auch gemeinsam Verantwortung übernehmen", sagte sie. Dennoch wolle man sich nicht einfach unterordnen: "Das werden schwierige Gespräch", sagte die Fraktionsvorsitzende. "Wir sind kein einfacher Partner."

Die Linke gibt sich geduldig

Linke-Parteichef Dietmar Bartsch: "AfD sind unsere Gegner".Bild: picture alliance / Britta Pedersen/dpa

Der bisherige Fraktionsvorsitzende der Linken, Dietmar Bartsch, gab sich aufgrund des Stimmenzuwachses entspannt. "Wir haben das zweitbeste Ergebnis erzielt, wir warten den Abend ab", sagte er. Man warte auf das Endergebnis. Den Einzug der rechtspopulistischen AfD bezeichnete er als "Skandal", die Parteimitglieder als "Rassisten" und "Fremdenfeinde" und fügte hinzu: "Sie werden weiterhin unsere Gegner bleiben."

Wahlbeteiligung gleichbleibend, Rekorde bei Briefwahl erwartet

Bei der Bundestagswahl zeichnete sich nach ersten Zahlen eine Wahlbeteiligung etwa auf dem Niveau von 2013 ab. Allerdings sind in den Berechnungen nicht die Stimmen der Briefwähler enthalten. Experten erwarten in diesem Jahr einen Rekord an Briefwahlstimmen. Vor vier Jahren lag die Wahlbeteiligung am Ende bei 71,5 Prozent. Angesichts einer stärkeren Politisierung in diesem Jahr und der teils aufgeheizten Debatte um die AfD hatten Demoskopen aber einen leichten Zuwachs erwartet. Rund 61,5 Millionen Deutsche waren zur Wahl aufgerufen.

Das vorläufige amtliche Endergebnis wird für die Nacht zum Montag erwartet.

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