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Die Chipkrise bremst auch Volkswagen aus

28. Oktober 2021

Beim VW-Konzern hinterlassen die Produktionsstopps wegen des Chipmangels Spuren: Der Betriebsgewinn sinkt, die Kernmarken schreiben ein operatives Minus. Der Konzernchef kündigt an, weitere Stellen streichen zu wollen.

Verkäufe der Volkswagen-Kernmarke rutschen 2020 deutlich ab
Bild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Chip-Mangel macht VW zu schaffen

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Volkswagen-Chef Herbert Diess hat inmitten der Diskussionen über die Zukunft des Werks Wolfsburg klargemacht, dass er am Stammsitz in den kommenden Jahren mit dem Wegfall von Stellen rechnet. "Wir brauchen mehr Geschwindigkeit in der Entwicklung neuer Fahrzeuge und bei der Entscheidungsfindung", sagte Diess am Donnerstag. Er verwies dabei auf die Konkurrenz durch das entstehende Werk des US-Elektroautobauers Tesla bei Berlin. "Das ist die Herausforderung, der Wolfsburg sich gegenübersieht." Das Werk müsse produktiver werden.

"Sicherlich brauchen wir dazu einen Abbau von Stellen", sagte Diess und nannte dabei Jobs in der Produktion als auch in Verwaltung und Entwicklung. Derzeit spreche das Unternehmen mit den Arbeitnehmern über einen Plan, wie das Werk bis 2030 fit für den Wettbewerb gemacht werden könne. Am Vortag habe man im Aufsichtsrat entschieden, eine gemeinsame Vision auszuarbeiten. Dahingehend seien sich Betriebsrat und Management einig. In den vergangenen Wochen wurde unter anderem über einen Abbau von rund 30 000 Stellen in der Kernmarke VW Pkw spekuliert. Zu konkreten Zahlen wollte sich Diess nicht äußern.

Konzernchef Diess, hier mit dem Elektroautos ID.3 will auf jeden Fall am Transformationsprozess festhaltenBild: Jens Büttner/dpa/picture alliance

Düsteres Zahlenwerk

Das Unternehmen geht wegen des Einbruchs der Verkäufe nicht mehr davon aus, im Gesamtjahr spürbar mehr Fahrzeuge auszuliefern als im von Lockdowns belasteten Vorjahr, wie VW zuvor mitgeteilt hatte.

Auch in den Finanzzahlen des dritten Quartals zeigten sich die Engpässe. Der Umsatz ging um 4,1 Prozent auf 56,9 Milliarden Euro zurück. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis fiel um 12,1 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

Die sogenannte Volumengruppe mit Marken wie VW Pkw, Seat oder Skoda fuhr operative Verluste ein. "Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen einmal mehr, dass wir die Verbesserung der Produktivität im Volumenbereich jetzt konsequent vorantreiben müssen", mahnte Vorstandschef Herbert Diess.

Von den operativen Verlusten in den Kernbereichen sei das China-Geschäft überdurchschnittlich betroffen. In der Volksrepublik, so sie Unternehmensleitung, "konnte die hohe Kundennachfrage ebenfalls mangels Halbleitern nicht bedient werden".

Arbeitsplätze auf der Kippe

Volkswagen musste in den vergangenen Monaten wegen fehlender Teile wiederholt die Bänder anhalten und Mitarbeiter vorübergehend nach Hause schicken. Im Stammwerk Wolfsburg sind nach Betriebsratsangaben viele Beschäftigte verunsichert und bangen um ihre Jobs. Während der Kurzarbeit fallen die sonst blichen Zuschläge weg, auf die viele Menschen in der Region bauen.

Für zusätzliche Unruhe hatten zuletzt Aussagen von Konzernchef Herbert Diess gesorgt, der in Deutschland bis zu 30.000 Arbeitsplätze in Gefahr sieht, wenn der von ihm vorangetriebene Umbau von Volkswagen zu einem führenden Hersteller von E-Autos und softwarebasierten Diensten nicht gelänge.

Jahresbild nicht ganz so düster

Auf Konzernebene schnitt VW damit aber immer noch besser ab als von Experten gedacht. Unter dem Strich stand überraschend ein Gewinnanstieg: Das Ergebnis nach Steuern legte um 5,6 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu. Dabei spielten Veränderungen im Finanz- und Beteiligungsergebnis sowie bei den Steuern eine Rolle.

In den ersten neun Monaten des Jahres insgesamt konnte VW aber fast sieben Prozent mehr Fahrzeuge an die Kunden ausliefern als im Vorjahreszeitraum - insgesamt waren es 7,0 Millionen Fahrzeuge. Der Umsatz stieg den Angaben zufolge sogar um 20 Prozent auf 187 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn von Januar bis Ende September lag mit 14,2 Milliarden Euro "weiter auf einem soliden Niveau" und über dem Vorjahreszeitraum, wie Volkswagen erklärte.

Der Autobauer bestätigte daher seinen Ausblick für die Rendite im Gesamtjahr. Demnach erwartet der Konzern sowohl vor als auch nach Sondereinflüssen eine Rendite zwischen sechs und 7,5 Prozent. Der Konzernumsatz soll deutlich über dem Vorjahr liegen.

Festhalten an der Transformation

VW-Chef Herbert Diess erklärte, die Ergebnisse des dritten Quartals "zeigen einmal mehr, dass wir die Verbesserung der Produktivität im Volumenbereich jetzt konsequent vorantreiben müssen". VW sei "fest entschlossen", seine "starke Stellung" gegenüber etablierten und neuen Wettbewerbern zu behaupten und den Umbau zu einer "klimaneutralen, digitalen Mobilität kraftvoll umzusetzen".

Diess hatte in einer Aufsichtsratssitzung im September für Aufregung gesorgt. Er sprach laut Handelsblatt über seine Sorge um die Zukunft des Unternehmens: Im Vergleich zur Konkurrenz stimmten die Kosten nicht.

Der Konzernchef forderte, bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen, digitalen Mobilität dennoch nicht nachzulassen: "Wir sind fest entschlossen, unsere starke Stellung gegenüber etablierten und neuen Wettbewerbern zu behaupten." Finanzvorstand Arno Antlitz ergänzte, der Halbleiterengpass habe im dritten Quartal deutlich vor Augen geführt, dass Volkswagen noch nicht widerstandsfähig gegen Auslastungsschwankungen sei.

dk/hb (rtr, dpa, afp)

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