Erst floss der Wein, dann flossen die Tränen. Carolin Klöckner ist Deutschlands neue Weinkönigin. Das bringt viel Ehre mit sich, aber auch viele Verpflichtungen. Das Studium muss jedenfalls nun erst mal warten.
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Weinkönigin: Tradition und Marketing
Viele deutsche Weinregionen küren jährlich eine Weinkönigin und das schon seit vielen Jahrzehnten. Eine von ihnen wird dann im September zur Deutschen Weinkönigin gewählt. In diesem Jahr ging der Titel nach Würtemberg.
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Die Deutsche Weinkönigin 2018
Mit strahlendem Lächeln präsentiert sich Carolin Klöckner nach ihrer Wahl zur 70. Deutschen Weinkönigin. Sie trägt den gleichen Nachnamen wie die derzeitige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die vor mehr als 20 Jahren ebenfalls Deutsche Weinkönigin war. Doch das ist reiner Zufall, verwandt sind die beiden nicht.
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Die Königin der Weinpfalz
1931 kürte die Pfalz als erstes deutsches Weinanbaugebiet eine Weinkönigin: Ruth Bachroth. Sie war dadurch automatisch auch das deutsche Weinoberhaupt und gleichzeitig die erste "produktbezogene" Königin überhaupt. Mittlerweile gibt es Bierköniginnen, Apfelköniginnen, Weißwurstköniginnen und viele andere mehr.
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Weinkönigin in der NS-Zeit
Während der NS-Zeit wurde das junge Ritual der pfälzischen Weinkönigin von den Nazis vereinnahmt. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wählte ein Fotograf, welche lokale Schönheit den Titel tragen sollte. Er suchte die "hübscheste dem Wein verbundene Frau", entsprechend dem NS-Schönheitsideal.
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Stark verbunden mit deutschen Weinen
1950 schlossen sich andere Weinanbaugebiete dem pfälzischen Vorbild an und kürten Weinköniginnen. Die Deutsche Weinkönigin wird in einer eigenen Wahl ermittelt. Früher mussten die Bewerberinnen ledig sein und aus einer Winzerfamilie stammen. Seit 2000 sind die Voraussetzungen lockerer, es geht um "eindeutige und starke Verbundenheit mit deutschen Weinen".
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Die Pflichten einer Königin
Der Terminkalender einer deutschen Weinkönigin ist voll, schließlich repräsentiert sie eines der wichtigsten Wirtschafts- und Kulturgüter Deutschlands. Früher am liebsten adrett, im Dirndl. Der Dirigent Leonard Bernstein wurde 1968 am Kölner Flughafen von der Botschafterin des deutschen Weins empfangen. Das Dirndl blieb nur bis 1981 die Arbeitskleidung.
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Erst Weinkönigin, dann Politikerin
Das Jahr als Weinkönigin ist mit viel Stress verbunden, aber der Job birgt auch Karrierepotential. "Ich wäre heute sicher nicht im Deutschen Bundestag und Politikerin, wenn ich nicht zuvor auch Deutsche Weinkönigin gewesen wäre", sagt Julia Klöckner. Die Vorsitzende der CDU in Rheinland-Pfalz und ehemalige Spitzenkandidatin auf das Amt der Ministerpräsidentin war 1995 Deutsche Weinkönigin.
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Sex sells
Die deutschen Weinköniginnen sind zwar Schönheiten, aber sie zeigen selten nackte Haut. Ganz anders in Österreich. Dort wird jährlich der Jungwinzerinnen-Kalender herausgegeben. Unter dem Motto "jung, erfolgreich, sexy" werben die jungen Winzerinnen mit aufreizenden Fotos für ihre Weine.
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Eine neue Krone für das Haupt
Im August 2015 präsentierte Janina Huhn am Ende ihrer Amtszeit als Deutsche Weinkönigin eine neue Krone. Erstmals seit 15 Jahren hatte die Marketingorganisation Deutsches Weininstitut neue Kronen anfertigen lassen. Es ist die sechste Krone seit 1949.
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Die Repräsentantinnen des Weins 2017
Sie haben es nun geschafft: Katharina Staab, Deutsche Weinkönigin 2017 (Mitte), und die beiden Weinprinzessinnen Laura Lahm (links) und Charlotte Freiberger (rechts). Die bisherige Präsentantin des deutschen Weins nahm mit gemischten Gefühlen Abschied von ihrem Amt. "Ich werde die Reisen und Begegnungen vermissen", so Staab, "aber ich freue mich auf mehr Zeit mit meinen Freunden."
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"Ich bin einfach nur überglücklich", sagte Deutschlands neue Weinkönigin Carolin Klöckner immer wieder und wischte sich die Augen trocken. Nach einem spannenden Finale nahm die 23-jährige Studentin der Agrarwissenschaften im Konfettiregen die Krone entgegen. Damit geht erstmals nach 32 Jahren der Titel der "First Lady" des Rebensaftes wieder ins Anbaugebiet Württemberg. Auf dem Weg zur 70. Deutschen Weinkönigin hatte sich Klöckner mit Weinwissen und Charme gegen fünf Konkurrentinnen durchgesetzt. Die Frauen mussten etwa Weinsorten bei einer Blindverkostung erkennen und finnische Worte in eine Rede einbauen.
Voller Terminkalender
Ein Jahr lang vertritt Carolin Klöckner nun die rund 20.000 deutschen Winzer der 13 Anbaugebiete bei etwa 250 Terminen rund um den Globus. "Ich freue mich, das deutsche Winzerhandwerk weltweit bekannter zu machen", sagte Klöckner, die ihr Studium an der Universität Hohenheim nun erst einmal pausieren lässt. Die höchste Repräsentantin des deutschen Weins übernimmt das Amt von
Katharina Staab (Weinbaugebiet Nahe). Zu "Weinprinzessinnen", die Carolin Klöckner bei ihrer Arbeit unterstützen sollen, wählte die Jury die 24-jährige Inga Storck aus der Pfalz und die 22 Jahre alte Klara Zehnder aus Franken.
Ehrengast der Wahl war Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, die das Amt der Deutschen Weinkönigin 1995 ebenfalls innehatte. "Heute sind einige Kandidatinnen dabei, die sind in dem Jahr geboren, in dem ich Weinkönigin wurde - da fühle ich mich ein bisschen als Queen Mum", so Julia Klöckner bei ihrer Eröffnungsrede zum Finale.
Ein guter Jahrgang
Carolin Klöckner besteigt den Thron zu einem besonderen Zeitpunkt. Der warme und sonnige Sommer hat den Winzern in Deutschland eine deutlich größere Ernte als üblich eingebracht. Die Menge werde voraussichtlich bei 9,75 Millionen Hektolitern Wein liegen, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nach ersten Schätzungen aus dem August mit. Das ist rund eine Million Hektoliter mehr als im Mittel der Jahre 2012 bis 2017.
Das Deutsche Weininstitut (DWI) geht von einem besonderen Jahrgang 2018 aus. "Wir werden sehr gute Mengen und eine sehr gute Qualität haben", sagte DWI-Sprecher Ernst Büscher.
International kommt deutscher Wein gut an. Etwa ein Achtel des Weins aus deutschem Anbau geht in den Export, dies waren im vergangenen Jahr 110 Millionen Liter. Den meisten Wein führt Deutschland - am Exportwert gemessen - unter anderem in die USA sowie in die Niederlande und nach Norwegen aus.